Auch Antikörper lieben Raumtemperatur

Bei Schnelltests, wie sie oft in Krankenhäusern durchgeführt werden, aber auch bei Schwangerschafts- und Drogentests, ist auf die exakte Einhaltung der vorgeschriebenen Temperatur zu achten.

Darauf weisen Wissenschaftler der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung hin. Ein Test unter Kühlschranktemperaturen führt zu einem anderen Ergebnis als bei Raumtemperatur. Analytische Chemiker der BAM haben den Einfluss der Temperatur auf Präzision und Richtigkeit der Ergebnisse aus Immunoassays untersucht und empfehlen Untersuchungen bei Raumtemperatur[1].

Bei Immunoassays wird die aus der Immunologie bekannte hohe Bindung zwischen Antigenen und Antikörpern ausgenutzt. Das Verfahren wird bei vielen Schnelltests im Bereich der Medizin, aber auch in der Lebensmittel- und Umweltanalytik eingesetzt. Die Verfahren werden immer kostengünstiger und haben deshalb eine große Verbreitung gefunden.

Untersucht haben die Wissenschaftler spezielle Testverfahren, so genannte HaptenImmunoassays. Diese werden in mehreren Arbeitsschritten durchgeführt, bei denen Dauer und Temperatur prinzipiell variabel sind und manchmal vom Durchführenden gar nicht beeinflusst werden können, wie zum Beispiel die Labortemperatur. Bislang war wenig darüber bekannt, welcher der vielen Schritte bei der Durchführung von Immunoassays wirklich temperaturkritisch ist.
Die BAM-Wissenschaftler empfehlen nach umfangreichen Untersuchungen bei verschiedenen Temperaturen die Durchführung der Tests bei Raumtemperatur. „Zwar geht dies zu Lasten der Empfindlichkeit des Tests, aber der Nachteil wird durch die bei 21 Grad Celsius gesteigerte Präzision mehr als ausgeglichen“, sagt der BAM-Bioanalytiker Rudolf J. Schneider.

Der Einfluss der Temperatur wurde dabei für zwei pharmazeutische Wirkstoffe, Koffein und Carbamazepin, überprüft. Carbamazepin, ein Mittel gegen Krampfanfälle, und Koffein werden in der Umweltanalytik bei Gewässeruntersuchungen als Leitparameter eingesetzt. Neben diesen beiden Wirkstoffen kamen zudem zwei unterschiedliche Substrate zum Einsatz, wie auch mit der Photometrie und der Fluorimetrie zwei unterschiedliche Nachweisverfahren. Jeweils mit identischen Ergebnissen: Es zeigte sich, dass lediglich die Temperatur bei einem speziellen Schritt, dem so genannten Kompetitionsschritt, einen Einfluss auf die untersuchten Parameter hat. Die Temperatur beeinflusst sowohl die Unsicherheit des Ergebnisses, als auch die Nachweisgrenze und den Messbereich.

Die Ergebnisse sind eindeutig: die besten Resultate werden erzielt, wenn Reagenzien, verwendete Lösungen und die in der Diagnostik oft eingesetzten Mikrotiterplatten bei Raumtemperatur um die 21 Grad Celsius gehalten und bei dieser Temperatur alle Testschritte durchgeführt werden.

[1] Anal. Meth., 2012, 4 ,901-905, DOI: 10.1039/C2AY05918E

Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Rudolf J. Schneider
Abteilung 1 Analytische Chemie; Referenzmaterialien
E-Mail: rudolf.schneider@bam.de

Media Contact

Dr. Ulrike Rockland idw

Weitere Informationen:

http://www.bam.de

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