Auch saurer Nebel schadet dem Wald

Luftschadstoffe in Nebelpartikeln 25 Mal stärker angereichert als im Regen

Schweizer Wissenschaftler haben einen weiteren Waldkiller entdeckt: sauren Nebel. Mithilfe von komplizierten Messverfahren konnten die Forscher der Universität von Bern nachweisen, dass der Nebel den Bäumen genauso stark zusetzt wie etwa „saurer Regen“. Das Forscherteam konnte beim Projekt Finimsas im ostbayerischen Fichtelgebirge die fatalen Wirkungen der kleinen Feuchtigkeitspartikel, in denen Luftschadstoffe 25 Mal stärker angereichert sind als im Regen, beweisen.

Das Team um den Geographen Werner Eugster von der Universität Bern konnte nachweisen, dass die Schwaden Unmengen an Schadstoffen aus der Luft auswaschen und in den Wald tragen. Die feinen Nebeltröpfchen filtern die Schadstoffe effizienter aus der Luft als große Regentropfen und sind damit wahre Giftwolken. Unbekannt war den Wissenschaftlern bisher, wie viele der Nebeltröpfchen tatsächlich in den Wald gelangen. Dieser so genannte „Nebelwassereintrag“ hängt zum Beispiel von der Verteilung der Tröpfchengröße in der Luft, den Turbulenzen und Windgeschwindigkeiten und der Oberflächenbeschaffenheit der Pflanzen ab, sagen die Geographen. Deshalb mussten die Messgeräte alle Einflüsse gleichzeitig erfassen. Ein Spektrometer maß automatisch die verschiedenen Größen der Nebeltröpfchen und ein automatischer Windmesser untersuchte zwölfmal in der Sekunde die Bewegungen der Luft. Das Ergebnis erstaunte auch die Forscher: während der fünfmonatigen Messphase brachte der Nebel insgesamt genauso viel Schadstoffe in den Wald wie der Regen.

Problematisch seien vor allem die schwefel- und stickstoffhaltigen Säuren, so Eugster. Diese machen den Boden sauer und erschweren die Nahrungsaufnahme der Bäume. In der sauren Umgebung entstehen durch chemische Prozesse auch elektrisch geladene Aluminium-Moleküle, die für Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen giftig sind. „Nebelschwaden können auch die Baumkronen selbst zerstören“, so Esther Thalman, eine am Projekt beteiligte Forscherin. Tatsächlich erreichen die Messwerte an einigen Stellen den pH-Wert von drei. „Die saure Brühe verätzt möglicherweise auch die Rinde und die Blätter beim Kontakt.“

Thalmann warnt davor, dass insbesondere bei Wäldern in erhöhten Lagen die festgelegten kritischen Grenzen überschritten werden. Dort könnten sich die Belastungen durch Regen und Nebel summieren. Zwar haben die Schäden in den vergangenen Jahren nicht zugenommen, aber sich auf hohem Niveau eingependelt. Das gelte sowohl für die Schweiz als auch für Deutschland.

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