Wurmeier und Genetik: Neue Therapieansätze bei entzündlichen Darmerkrankungen

420.00 Menschen in Deutschland leiden an den chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Betroffen sind besonders junge Erwachsene, zunehmend aber auch Kinder.

Neue Therapieansätze eröffnen Möglichkeiten, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen – darüber informiert die Klinik für Innere Medizin I am deutschlandweit ersten Crohn & Colitis-Tag in Zusammenarbeit mit der Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Selbsthilfegruppe Ulm/Neu-Ulm und der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung DCCV e.V. Informationsveranstaltung:

Informationsveranstaltung:
von 13:00 – 15:00 Uhr
Universitätsklinikum Ulm
Medizinische Klinik Oberer Eselsberg
Albert-Einstein-Alle 23, 89081 Ulm
Raum: 2609/10 (gegenüber Hörsaal Med. Klinik)
Grundlage einer wirkungsvollen Therapie ist die genaue Diagnose. „Bestimmte Merkmale in der Erbinformation der Betroffenen können beispielsweise Auskunft über den wahrscheinlichen Verlauf einer Erkrankung geben und damit Entscheidungsgrundlagen für die richtige Therapie sein. Die Ulmer Spezialambulanz bietet als eines der wenigen Zentren in Süddeutschland diese spezielle genetische Untersuchung (NOD2) an“, erläutert PD Dr. Georg von Boyen, Leiter der Spezialambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen am Universitätsklinikum.

Neben einer verbesserten Diagnostik erforschen Ärzte und Wissenschaftler auch in Ulm neue Therapieansätze. Eine neue multizentrische Studie, an der sich Ulm beteiligt, untersucht ab 2010 beispielsweise die Wirksamkeit bestimmter Wurmeier zum Abbau der chronischen Entzündung bei Morbus Crohn: Die winzigen Larven eines sonst nur im Schwein lebensfähigen Wurms schlüpfen im menschlichen Dünndarm und aktivieren das Immunsystem, dagegen anzugehen. „Dadurch werden die fehlgeleiteten Abwehrreaktionen, die die entzündlichen Darmerkrankungen hervorrufen, gesenkt. Das Abwehrsystem hat, einfach ausgedrückt, Besseres zu tun – die speziellen Entzündungen des Morbus Crohn gehen in bestimmten Fällen zurück“, erklärt Dr. von Boyen. Da die Larven im Menschen nicht lebensfähig sind, sterben sie ab und werden ausgeschieden. Diese Therapie ist noch nicht im klinischen Einsatz.

Die Ulmer Ambulanz erforscht als eines der großen Studienzentren in Süddeutschland zudem verschiedene sogenannte Biologika, die mit Mitteln der Biotechnologie in gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden. „Hier bieten sich Chancen, Medikamente zu finden, die effektiver sind und zu weniger Nebenwirkungen führen als herkömmliche“, erläutert Dr. von Boyen das Ziel. „Das Informationsbedürfnis von Betroffenen ist hoch, wir möchten Sie über den aktuellen Kenntnisstand auf dem Laufenden halten und auch andere Interessierte über die Krankheiten informieren.“

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa breiten sich in verschiedenen Teilen des Darms aus. Die Betroffenen leiden an Bauchkrämpfen, blutigen Durchfällen, an Fieberschüben und Gewichtsverlust, mitunter auch an Gelenkschmerzen, Hautveränderungen und Augenentzündungen. Grund dafür sind bis heute nicht gänzlich geklärte Störungen im Abwehrsystem der Darmschleimhaut. Bis heute ist die Krankheit nicht heilbar.

Petra Schultze

Universitätsklinikum Ulm
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