Die innere Schönheit von Metallen sichtbar machen

„Nicht die Zusammensetzung, sondern die Struktur eines Materials bestimmt seine Eigenschaften.“ Davon ist Prof. Dr. Markus Rettenmayr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena überzeugt. Der Professor für metallische Werkstoffe untersucht die Strukturen von Metallen und Legierungen. Erst unter dem Mikroskop wird deren enorme Formenvielfalt sichtbar: Unzählige kleine Kristalle reihen sich in verschiedenen Formen und Größen aneinander und grenzen sich unregelmäßig gegeneinander ab.

Bei den Jenaer Wissenschaftlern um Prof. Rettenmayr bilden Materialgefüge von Bio- und Nanomaterialien sowie deren Grenz- und Oberflächen den Forschungsschwerpunkt. Meist arbeiten sie dabei mit Partnern aus Industrie und Wirtschaft zusammen. „Unsere Forschung ist absolut praxisorientiert“, so Rettenmayr. Neben dem Aufspüren neuer nutzbarer Werkstoffe optimieren die Jenaer Wissenschaftler die Eigenschaften bereits eingesetzter Materialien. Für die Industrie spielt dabei der kostensparende Einsatz eine große Rolle. „Wir wollen das Potenzial eines Werkstoffs voll ausschöpfen“, nennt der Jenaer Professor als oberstes Ziel seiner Arbeit. Ob Schmelzwannen für die Glasherstellung, in der Medizin eingesetzte Materialien oder Silberlegierungen in Stromschaltern – die Untersuchungsobjekte der Jenaer Materialwissenschaftler sind vielfältig. Mit verschiedenen Mikroskopen machen sie die unterschiedlichen Strukturen sichtbar – eine Voraussetzung für ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit.

Dank Ernst Abbe, Otto Schott und Carl Zeiss hat Jena viel zur Entwicklung der Mikroskopie beigetragen und ist schon traditionsbedingt ein idealer Ort für Materialwissenschaft. Das erkannte auch die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde, die vom 17. bis 19. September ihre 42. Metallographie-Tagung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena veranstaltet. Tagungsleiter Prof. Rettenmayr ist stolz, diese größte deutsche Tagung ihrer Art in die Stadt an der Saale geholt zu haben. Im Vordergrund steht der Informationsaustausch zwischen den etwa 300 erwarteten Teilnehmern aus Industrie und Wissenschaft.

In Übersichtsvorträgen, zum Beispiel des Glockensachverständigen der Thüringer Landeskirche über Probleme der Materialabnutzung, erhalten die Teilnehmer Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche. Workshops vermitteln Informationen zur neuen EU-Norm für die Stahlreinheitsgradbestimmung, zu neuen Mikroskopiertechniken sowie zu Methoden der Schadensanalyse. In einer begleitenden Ausstellung präsentieren führende Unternehmen ihre neuesten Entwicklungen mikroskopischer und analytischer Geräte.

Ein weiterer Höhepunkt ist der ausgeschriebene Fotowettbewerb, für den alle Teilnehmer Abbildungen interessanter Mikrostrukturen einreichen können. Die Veranstalter planen, die besten Bilder in einem Kalender zu veröffentlichen. „Es ist eine Kunst, die einzelnen Gefügebestandteile absolut kratzerfrei sichtbar zu machen“, weiß Prof. Rettenmayr. Die fehlerfreie Präparation und die anschließende Aufbereitung können, so der Jenaer Materialwissenschaftler, viele Stunden dauern und erfordern Übung und Erfahrung. Mit der Prämierung der schönsten Bilder werden demzufolge neben dem ästhetischen Aspekt auch die handwerklichen Fertigkeiten ihrer Schöpfer gewürdigt. Ihre Bilder machen deutlich: In Bronze, Kupfer, Messing und Stahl steckt weitaus mehr als gemeinhin angenommen wird.

Kontakt:
Prof. Dr. Markus Rettenmayr
Institut für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie
der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Löbdergraben 32, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 947790
E-Mail: M.Rettenmayr[at]uni-jena.de

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Manuela Heberer idw

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