Verkehrssicherheitspreis 2012 für Untersuchung zum Fahrtraining älterer Autofahrer
Den ersten Platz belegte ein Team vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund für seine Untersuchung „Trainierbarkeit der Fahrkompetenz älterer Kraftfahrer im Realverkehr: Eine kontrollgruppenbasierte Evaluationsstudie“.
Dr. Sebastian Poschadel, Dr. Dirk Boenke, Dr. Anke Blöbaum und Silke Rabczinski zeigten, dass die Fahrkompetenz von über 70-jährigen Autofahrern durch ein Fahrtraining im Realverkehr längerfristig erhöht werden kann. Durch das Training erreichten sie ein Niveau, das dem Niveau von Fahrern mittleren Alters entspricht.
In der Gesellschaft wird über altersbezogene Regelungen für die Fahrerlaubnis und die Mobilitätssicherung im Alter diskutiert. Damit ist das Ergebnis des Fahrtrainingsprojektes, das den Gedanken der Entwicklungsfähigkeit älterer Fahrerinnen und Fahrer durch Training unterstützt, auch politisch von Bedeutung. Fahrtrainings sowie Feedbackfahrten im Realverkehr bieten die Möglichkeit, die Fahrkompetenz älterer Fahrer zeitlich zu verlängern und hierdurch die individuelle Mobilität und gesellschaftliche Teilhabe zu erhalten.
Die Wirksamkeit eines Fahrtrainings im Realverkehr wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts, mit finanzieller Unterstützung durch die Eugen-Otto-Butz-Stiftung untersucht. Projektleiter Sebastian Poschadel: „Wir wollen dazu beitragen, dass ältere Kraftfahrer länger sicher am Straßenverkehr teilnehmen können“.
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass das Älterwerden nicht zwangsläufig zu einem Ausstieg aus der aktiven Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr führen muss.
Über 70-jährige Autofahrer steigerten mit dem Training ihre Fahrkompetenz auf ein Leistungsniveau, das dem jüngerer Autofahrer (Durchschnittsalter 44 Jahre) entspricht.
Bei den Ergebnissen zeigten sich auch einige Überraschungen: Für gute ältere Fahrer reichen schon wenige Feedbackfahrstunden aus, um einen Trainingseffekt zu erzielen, bei sehr guten älteren Fahrern ist überhaupt nur noch eine geringe Verbesserung der Fahrkompetenz zu erreichen.
Anderseits zeigte sich aber auch, dass schwache Fahrer von einem Training in besonderer Weise profitieren. Bei schwachen Fahrern reicht ein Training im Umfang von 3 Feedbackfahrten nicht aus, um die Leistungen der jüngeren Vergleichsgruppe zu erreichen.
Den meisten Profit zeigen diejenigen älteren Fahrer, die eingangs der Untersuchung eher eine schwächere Fahrkompetenz gezeigt haben und das volle Trainingsprogramm absolviert haben.
In der Untersuchung wurden mit Begleitung durch einen Fahrlehrer schwierige Fahrsituationen (komplexe Kreuzungen, Linksabbiegen) im Realverkehr geübt. Der Effekt des Trainings blieb auch über einen Zeitraum von einem Jahr stabil.
Das Forschungsprojekt befasste sich zudem mit der Frage, wie ein Fahrtraining für Ältere breiter eingeführt werden könnte. Hierzu wurden die Teilnehmer an der Untersuchung sowie Experten für Verkehrssicherheit befragt. Die Durchführung von Fahrtrainings wurde einhellig als positiv angesehen. Sebastian Poschadel: „Wenn wir flächendeckend die Fahrkompetenz älterer Menschen durch Training möglichst lange erhalten können, ist das für sie ein wichtiger Baustein für eine selbstständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“.
Der vollständige Forschungsbericht ist in der Schriftenreihe „Mobilität und Alter“ der Eugen-Otto-Butz-Stiftung unter dem Titel „Ältere Autofahrer: Erhalt, Verbesserung und Verlängerung der Fahrkompetenz durch Training“ im TÜV-Verlag erschienen. Eine Kurzfassung kann auf der Mitarbeiterseite unter http://www.ifado.de/profil/Mitarbeiter/Poschadel/index.php heruntergeladen werden.
Fachlicher Kontakt
Dr. Sebastian Poschadel, IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, poschadel@ifado.de
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Weitere Informationen:
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