Fritz Thyssen Stiftung finanziert das Projekt "Gela" des Institutes für Archäologie

Die Fritz Thyssen Stiftung hat die weitere Finanzierung des Projektes „Gela“ des Institutes für Archäologie zugesagt. Die Archäologen der Ruhr Universität Bochum erforschen in ihrer Studie die Siedlungsstruktur in der Umgebung der antiken griechischen Koloniestadt Gela auf Sizilien und haben dort bereits mehr als 20 Höfe gefunden. Mit den 35 000 Euro der Thyssen Stiftung sind auch die geplanten Untersuchungen vor Ort im Herbst diesen Jahres gesichert. Bisher finanzierte die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Projekt.

Friedliche Kolonisation

Die griechischen Einwanderer gründeten auf Sizilien 688 v. Chr. die Stadt Gela, rund 100 Kilometer vom Vulkan Ätna entfernt. Auf den Hügeln um den neuen Ort lebten weiterhin die Einheimischen. Die Wissenschaftler wollen mehr darüber erfahren, wie die Besiedlung der Griechen und das soziale und wirtschaftliche Zusammenleben mit den Sizilianern ablief. „Wir wollen die Frage beantworten, ob man diese Kolonisation zum Beispiel mit der Kolonisation von Nord- oder Südamerika vergleichen kann. Denn letztere wurden mit militärischen Mitteln erreicht. Bei Gela scheint es eher, das die Kolonisation im Konsens stattfand“, so Projektleiter Prof. Dr. Johannes Bergemann.

Erste Erkenntnisse

Die Vorbereitungen zu den archäologischen Untersuchungen des Geländes rund um Gela begannen 1997. Insgesamt wollen die Historiker ein Areal von 200 Quadratkilometern genau studieren. Dafür verwenden sie die so genannte Survey-Methode, bei der das Gelände zu Fuß Stück für Stück abgelaufen wird. „Wir sammeln alle Reste aus der antiken Zeit. Meist sind das Keramikscherben, die durch Pflügen oder Regen an die Oberfläche kommen“, sagt Bergemann. In den ersten beiden Untersuchungsphasen im September/Oktober 2002 und März 2003 untersuchten Dozenten und Studierende 25 Quadratkilometer. Insgesamt 22 Gehöfte haben die Archäologen entdeckt. „Wenn wir Dachziegel finden, Gebrauchskeramik für die Küche, zum Beispiel Krüge für Öl und Wein, Reibsteine zum Getreidemalen und Websteine, können wir daraus schließen, dass an dieser Stelle einmal ein Hof gestanden hat. Scherben halten länger als Mauern“, berichtet Bergemann. Fast 250 Kisten mit Keramik haben die Bochumer Wissenschaftler gesammelt. Mit Fotos protokolliert gelangten diese in eine Datenbank, die nun die Historiker in der RUB bestimmen und auswerten.

Heiligtümer und Steinbrüche

Bei zwei Fundstellen könnte es sich sogar um Heiligtümer handeln. „Wir haben dort sehr viele feine, bemalte Keramik gefunden, also Luxusobjekte und nur wenig Gebrauchsgüter. Das veranlasst uns zu der Überlegung, dass es ein Heiligtum gewesen sein könnte. Noch dazu, wenn es an einer herausragenden Stelle liegt. Bisher ist das aber eine Vermutung“, so Bergemann. Eine wichtige Entdeckung, die mehr über das wirtschaftliche System verrät, ist ein riesiger, mehrere Quadratkilometer großer Kalksteinbruch. Diese Steine waren in der Antike ein bedeutender Baustoff und die griechischen Einwanderer setzten sie bei sakralen und öffentlichen Gebäuden sowie der Stadtmauer um Gela ein. „Wir können genau abmessen, wie groß die Quader sind, die aus dem Steinbruch herausgebrochen wurden, und messen dann ab, ob das mit der Größe der Steine in der Stadtmauer übereinstimmt“, sagt Bergemann.

Nächste Schritte

Im Herbst werden rund 15 Professoren und Studenten nach Sizilien zurückkehren und weitere Teile der Untersuchungsfläche ablaufen. So soll sich das bisherige Bild von Siedlungsstruktur und -ausmaß verdichten. Mit geophysikalischen Untersuchungen wollen die Archäologen die Grundrisse der Bauernhöfe finden. Geplant ist, das Projekt, an dem auch Wissenschaftler aus Berlin, Kiel, Basel und Messina beteiligt sind, noch mindestens zwei Jahre fortzuführen.

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Dr. Josef König idw

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