Stifter können ihre Stiftung oft nicht loslassen: das Nachfolgeproblem ist vorprogrammiert

Das ist ein Ergebnis der Studie von Prof. Dr. Berit Sandberg, Hochschullehrerin im Studiengang Nonprofit-Management und Public Governance an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Die Wissenschaftlerin wird sie bei einem öffentlichen Colloquium im Rahmen der 3. Berliner Stiftungswoche vorstellen, die vom 17. bis 27. April 2012 in Berlin stattfindet. Dazu eingeladen haben die Maecenata Stiftung, die HTW Berlin und Active Philantropy.

„Vor allem kleine Stiftungen treffen keinerlei Vorkehrungen für einen Wechsel im Vorstand, den meisten fehlt das nötige Problembewusstsein“, sagt Prof. Dr. Sandberg, die für ihre Studie insgesamt 26 Stiftungen befragt hat. Man könne von einem typischen Verhaltensmuster sprechen. Erst wenn ein Vorstandsmitglied tatsächlich ausscheide, würde mit der Suche nach Nachfolgern begonnen, und zwar vor allem im Freundes- und Bekanntenkreis.

Die Wissenschaftlerin der HTW Berlin will mit ihrer Studie Aufklärungsarbeit leisten und für ein strukturelles Problem des Stiftungsbooms sensibilisieren, der in den letzten 20 Jahren zu beobachten war. Denn vor dem Hintergrund der Tatsache, dass zwei Drittel der Stifter bei Gründung ihrer Stiftung über 60 Jahre alt waren, ein Viertel sogar älter als 70 Jahre, werde es in den nächsten zehn Jahren aus Altersgründen einen Generationswechsel geben. Dabei werde es immer mehr Stiftungen geben, die nicht nur die Vermögensverwaltung auslagern, sondern bei denen Banken oder Anwälte sogar die Rolle des Stiftungsvorstandes übernehmen. „Der Geschäftssinn dürfte in diesen Fällen ausgeprägter sein als das Engagement für den Stiftungszweck“, vermutet Prof. Dr. Sandberg.

Nach Auffassung der HTW-Wissenschaftlerin steckt im Stiftungsboom außerdem ein qualitatives Problem. Viele Stiftungen seien von ihrer Vermögensausstattung her viel zu klein, um mit den Erträgen des Stiftungskapitals viel bewegen und langfristig überleben zu können.

Vorstand verzweifelt gesucht:
Öffentliches Colloquium im Rahmen der Berliner Stiftungswoche
Freitag, 27. April 2012, 12.30 – 15.00 Uhr
Humboldt-Viadrina School of Governance, Wilhelmstr. 67, Berlin-Mitte

Ansprechpartnerin für die Presse:
Prof. Dr. Berit Sandberg, HTW Berlin
E-Mail: berit.sandberg@htw-berlin.de

Media Contact

Gisela Hüttinger idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Forschende enthüllen neue Funktion von Onkoproteinen

Forschende der Uni Würzburg haben herausgefunden: Das Onkoprotein MYCN lässt Krebszellen nicht nur stärker wachsen, sondern macht sie auch resistenter gegen Medikamente. Für die Entwicklung neuer Therapien ist das ein…

Mit Kleinsatelliten den Asteroiden Apophis erforschen

In fünf Jahren fliegt ein größerer Asteroid sehr nah an der Erde vorbei – eine einmalige Chance, ihn zu erforschen. An der Uni Würzburg werden Konzepte für eine nationale Kleinsatellitenmission…

Zellskelett-Gene regulieren Vernetzung im Säugerhirn

Marburger Forschungsteam beleuchtet, wie Nervenzellen Netzwerke bilden. Ein Molekülpaar zu trennen, hat Auswirkungen auf das Networking im Hirn: So lässt sich zusammenfassen, was eine Marburger Forschungsgruppe jetzt über die Vernetzung…

Partner & Förderer