Schwarzfäule an der Rebe – Gibt es Pflanzenschutzstrategien im ökologischen Weinbau?

Im Rahmen eines Verbundprojektes untersuchten das Julius Kühn-Institut zusammen mit der Forschungsanstalt Geisenheim, dem DLR Rheinpfalz, dem DLR Mosel und dem Anbauverband Ecovin die Lebensweise des Pilzes und entwickelten Strategien zur Prävention und Bekämpfung.

Die Ergebnisse, die auf der 57. Deutschen Pflanzenschutztagung in Berlin präsentiert werden, zeigen, dass vor allem im Ökoweinbau präventive Kulturmaßnahmen wie das Entfernen befallener Rebblätter oder von Traubenmumien wichtig sind, um den Infektionsdruck zu verringern.

Die Lebensweise des erst seit 2002 in Deutschland auftretenden Schwarzfäule-Pilzes (Guignardia bidwellii) ist komplex. Daher befassten sich die Partner des Kooperationsprojektes zunächst mit der Biologie des Pilzes und dessen Eindämmung. Als Ergebnis des vierjährigen Vorhabens kommen sie zu dem Schluss, dass vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig sind, um den Infektionsdruck durch die Sporen des Pilzes zu minimieren. Winzer ökologisch bewirtschafteter Rebanlagen sollten solche Maßnahmen konsequent umsetzen. Ihnen wird empfohlen, infiziertes Rebmaterial so weit möglich aus den Weinbergen zu entfernen. Von mit Traubenmumien versetztem Trester geht jedoch keine Infektionsgefahr mehr aus.

Die Traubenmumien, in denen der Erreger überwintert, wurden besonders intensiv untersucht. Werden befallene Mumien nicht vom Boden entfernt, schleudern sie mit Beginn des Neuaustriebs der Blätter (Mitte April) vor allem reife Ascosporen (sexuell gebildete Sporen) aus, die sich über größere Entfernungen ausbreiten. Mumien, die am Rebstock hängenbleiben, bilden zunächst hauptsächlich eine zweite Art von Pilzsporen, die so genannten Konidien (ungeschlechtlich gebildete Sporen). Im Gegensatz zu den Ascosporen gelangen Konidien mit Wassertropfen auf das umgebende Reblaub. Erst von Juni bis September entwickeln sich an den Mumien in der Laubwand Ascosporen in größerer Zahl. Mit diesen beiden Strategien ist der Pilz in der Lage, vom Austrieb bis zum Beginn der Reife Erstinfektionen an Blättern und Trauben auszulösen, von denen wiederum weitere Infektionen ausgehen können.

In Gewächshaus- und Freilandversuchen wurde die Anfälligkeit verschiedener Rebsorten gegenüber der Schwarzfäule überprüft. Dabei erwiesen sich einige sogenannte pilzwiderstandsfähige Sorten deutlich weniger anfällig als traditionelle Rebsorten. Verschiedene Pflanzenschutzmittel und Versuchspräparate wurden sowohl im Labor und Gewächshaus als auch unter Praxisbedingungen im Freiland getestet. Die beste Wirkung zeigte Netzschwefel. Der Bekämpfungserfolg konnte gesteigert werden, wenn dem Netzschwefel ein Pflanzenstärkungsmittel oder saponinhaltiges Waschnusspulver zugesetzt wurde. Diese Kombinationen können bei geringem Infektionsdruck einen guten Schutz vor Schwarzfäule-Befall bieten. Im Freiland war die Wirkung saponinhaltiger Extrakte eingeschränkt, da sie aufgrund ihrer Wasserlöslichkeit durch Regen rasch abgewaschen wurden.

Derzeit kann die Schwarzfäule im ökologischen Weinbau am besten mit einer Kombination aus Netzschwefel und Kupferhydroxid (mit reduziertem Kupfergehalt von 1,2 kg/ha pro Jahr Reinkupfer) bekämpft werden. Bei geringem Infektionsdruck kann der Kupferanteil durch Gesteinsmehl ersetzt werden. „Eine Weiterentwicklung der saponinhaltigen Präparate könnte künftig den als problematisch angesehenen Kupferanteil ersetzen“, hofft der Koordinator des Projektes, Dr. Michael Maixner vom Julius Kühn-Institut.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Michael Maixner
Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau
Brüningstr. 84
54470 Bernhastel-Kues
Tel.: 06531 / 9718-0
michael.maixner]at]jki.bund.de
Projekt „Bundesprogramm Ökologischer Landbau“(FKZ 04OE032)
Vorträge und Poster zum Thema im Tagungsband zur 57. Deutschen Pflanzenschutztagung (Julius-Kühn-Archiv, Band 428, 2010):
Vorträge: Seite 80, 03-1; Seite 316, 47-2; Seite 317, 47-4
Poster: Seite 375, 050

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