Paul-Martini-Preis 2009: Bessere Behandlung von Sepsis und Lymphknotenkrebs

Prof. Dr. med. Frank Martin Brunkhorst und Dr. med. Christoph Engel erhielten den Preis für den Nachweis, dass zwei Maßnahmen, mit denen Sepsispatienten viele Jahre lang behandelt wurden, unwirksam sind. Der Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, verliehen und ist mit insgesamt 25.000 Euro dotiert.

Prof. Dr. med. Ralf C. Bargou leitet am Universitätsklinikum Würzburg eine Abteilung für klinische Studien, die Early Clinical Development Unit. Dort testete er erstmals den neuartigen Antikörper Blinatumomab gegen eine Form von Lymphknotenkrebs, das B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom. In Laborversuchen hatte der gentechnisch erzeugte Antikörper schon gezeigt, dass er Immunzellen mit Krebszellen „vertäuen“ kann, was letzteren den Tod bringt.

Auch hatte er sich in Tierexperimenten bewährt. 2008 konnte Bargou den Antikörper erstmals bei 38 Patienten erproben, und mit Erfolg! Schon in geringen Konzentrationen bekämpfte Blinatumomab in vielen Fällen die Krebszellen und war dabei verträglich. Zwar werden noch Jahre und viele weitere Studien nötig sein, um zu erweisen, wie nachhaltig die Wirkung ist und welche Risiken mit der Behandlung einher gehen. Bargous Studie hat dafür jedoch die Grundlage gelegt.

Prof. Dr. med. Frank Martin Brunkhorst, Universitätsklinikum Jena, und Dr. med. Christoph Engel, Universität Leipzig, forschen seit Jahren im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Kompetenznetzes Sepsis. Die Sepsis – oft auch „Blutvergiftung“ genannt – ist eine lebensbedrohliche Komplikation von Infektionskrankheiten, die viele Organe in Mitleidenschaft zieht. Vieles wurde schon versucht, um die Körperfunktionen von Sepsis-Patienten zu stabilisieren, doch nur wenige Maßnahmen wurden validiert.

In einer Studie konnten Brunkhorst und Engel zeigen, dass zwei lange gebräuchliche Maßnahmen – Infusionen mit Hydroxyethylstärke-Lösung und Insulininjektionen in besonders hoher Dosierung – den Sepsispatienten keinen Überlebensvorteil bringen, aber die Rate von Komplikationen steigern. Diese Ergebnisse haben seither weltweit die Behandlung von Sepsispatienten verändert. In einer anderen Untersuchung stellten die beiden Mediziner zudem fest, dass die Bedeutung der Sepsis in Deutschland um ein vielfaches unterschätzt worden ist: Mit ca. 60.000 Todesfällen jährlich, so ihr Ergebnis, ist Sepsis die dritthäufigste Todesursache.

„Die prämierten Arbeiten zeigen, dass klinische Forscher ebenso wertvolle Beiträge zur Medizin leisten können, wenn sie neuen Therapien den Weg ebnen, wie wenn sie bisher nicht abgesicherte therapeutische Maßnahmen auf den Prüfstand stellen“, so der Vorsitzende der Jury Prof. Dr. Dr. h.c. Peter C. Scriba von der Ludwig-Maximilians-Universität München in seiner Laudatio. Die Verleihung fand im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt.

Die Paul-Martini-Stiftung
Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband derzeit 47 forschende Pharma-Unternehmen vertritt.

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Dr. Rolf Hömke idw

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