Neuer RWI-Indikator verheißt schwachen Konsum im vierten Quartal

Der Indikator kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen und beschreibt damit, welcher Prozentsatz der betrachteten Suchkategorien im jeweiligen Quartal ihren Anteil an den Gesamtanfragen gesteigert haben.

Für das vierte Quartal prognostiziert der RWI-Konsumindikator einen deutlich verlangsamten Anstieg des privaten Konsums, der im dritten Quartal bei +0,8% lag. Für das erste Quartal 2012 ist hingegen mit einer lebhafteren Entwicklung zu rechnen. Das RWI beabsichtigt, seinen Konsumindikator vierteljährlich zu veröffentlichen.

Der RWI-Konsumindikator ist im dritten Quartal auf 38,2 gesunken, nach 62,6 im zweiten Quartal. Für das vierte Quartal liegen bereits Angaben für die beiden ersten Monate vor. Diese lassen einen Anstieg des Indikators auf 52,4 erwarten. In der Vergangenheit wies der auf Suchanfragen im Internet basierende RWI-Indikator einen Vorlauf von einem Quartal gegenüber der Veränderung der Konsumausgaben auf.

Dies bedeutet, dass für das vierte Quartal 2011 saisonbereinigt ein Rückgang oder zumindest ein gegenüber dem dritten Quartal (+0,8%) deutlich verlangsamter Anstieg des privaten Konsums zu erwarten ist. Für das erste Quartal 2012 deutet der Indikator auf eine wieder etwas lebhaftere Entwicklung hin.

RWI-Konsumindikator greift auf Daten der Internet-Suchmaschine Google zurück

Der private Konsum ist mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 60% die wichtigste gesamtwirtschaftliche Verwendungskomponente. Er ist allerdings vergleichsweise schwer zu prognostizieren. Dies liegt unter anderem daran, dass die vorhandenen Frühindikatoren wie der von der GfK im Auftrag der EU-Kommission erhobene Konsumklimaindex oder die Einzelhandelsumsätze nur einen schwachen Zusammenhang mit der späteren tatsächlichen privaten Konsumnachfrage aufweisen.

Inzwischen wird das Internet zunehmend dazu genutzt, um sich im Vorfeld geplanter Käufe über das Angebot und die Preise zu informieren; nach einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes taten dies 2009 rund 86% der Internetnutzer. Drei Viertel von ihnen kaufen inzwischen Waren oder Dienstleistungen über das Internet. Internetsuchmaschinen nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Dies gilt insbesondere für die Suchmaschine Google mit ihrem Marktanteil von rund 90%.

Auswahl aus Google –Kategorien nach VGR-Verwendungszweck

Der neu entwickelte RWI-Konsumindikator versucht daher, Informationen zur Suchintensität, die von Google wöchentlich bereitgestellt werden, für die Prognose des privaten Konsums zu nutzen. Google weist den Anteil der Suchanfragen nach 605 Kategorien und Unterkategorien zum jeweiligen Zeitpunkt aus. Zur Konstruktion des Indikators werden aus den von Google angebotenen Kategorien 41 ausgewählt, die für die privaten Konsumausgaben relevant sind. Die Auswahl erfolgt anhand der Untergliederung der privaten Konsumausgaben nach Verwendungszwecken in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) des Statistischen Bundesamtes. Dabei werden nur Reihen entweder aus Ober- oder aus einzelnen Unterkategorien verwendet, um etwaige aus Dopplungen resultierende Verzerrungen zu vermeiden.

Index zeigt, wieviel Prozent der Einzelindikatoren gestiegen sind

Die Google-Zeitreihen liegen auf Wochenbasis für den Zeitraum ab 2004 vor und sind nicht saisonbereinigt. Sie werden zunächst über eine einfache Durchschnittsbildung zu Monatsdaten aggregiert und saisonbereinigt. Im nächsten Schritt werden die Einzelindikatoren zu einem Gesamtindex verdichtet. Dieser gibt an, wie groß der prozentuale Anteil der betrachteten Einzelreihen ist, die in einem Monat gestiegen sind. Anschließend wird dieser Index, der Werte zwischen 0 und 100 annehmen kann, zu einem Index auf Quartalsbasis aggregiert.

Der Indikator liegt ab dem ersten Quartal 2004 vor. Seitdem zeichnet er die Schwankungen in den Vorquartalsveränderungen des saisonbereinigten privaten Konsums durchweg gut nach. Dabei weist er gegenüber dem privaten Verbrauch einen Vorlauf von einem Quartal auf. Er eignet sich damit als Kurzfristindikator nicht nur für Prognosen des laufenden Quartals, sondern liefert auch gute Informationen für das jeweils kommende Quartal. Bisherige Erfahrungen lassen erkennen, dass der Konsumindikator die „endgültigen“ Veränderungsraten des Konsums besser abbildet als die aus der ersten Publikation des Statistischen Bundesamtes berechneten.

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