Mindestlohn gibt kaum Impulse für die Konjunktur

Zwar dürfte sich durch den Mindestlohn das Arbeitseinkommen von Arbeitnehmern mit zumeist einfachen Tätigkeiten erhöhen. Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass zahlreiche Unternehmen bei steigenden Kosten die Preise anheben. Zudem werden wohl insbesondere die Inhaber kleiner Unternehmen wegen der sinkenden Gewinne ihren Konsum einschränken. Gesamtwirtschaftlich wird der Effekt des Mindestlohns daher wohl weit geringer ausfallen als von der Bundesregierung erhofft.

Der ab dem 1. Januar 2015 geltende flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde wird voraussichtlich nicht zu einer nennenswerten Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führen. Daher wird er auch kaum positive Auswirkungen auf die Konjunktur haben.

Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Schätzungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Demnach wird der Mindestlohn absehbar kaum zusätzliche Einkommen schaffen, sondern vor allem zu einer Umverteilung der verfügbaren Einkommen führen. Diese wird zu Lasten der Bezieher von Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (Gewinneinkommen) gehen und sich zu Gunsten von Arbeitnehmern mit zumeist einfachen Tätigkeiten auswirken.

Die Bundesregierung verspricht sich laut Jahreswirtschaftsbericht von dieser Umverteilung nicht nur eine gerechtere Einkommensverteilung, sondern auch eine stärkere gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Bezüglich der Nachfragewirkungen fokussiert sie ihre Argumentation jedoch allein auf die erhoffte Zunahme der Arbeitseinkommen und erwartet, dass deren konjunkturelle Wirkung durch Multiplikatoreffekte weiter verstärkt wird.

Zwei aus makroökonomischer Sicht entscheidende Aspekte werden dabei vernachlässigt: Erstens dürften zahlreiche Unternehmen bei steigenden Kosten die Preise anheben, was die Kaufkraft aller Konsumenten dämpft. Zweitens sind auch Gewinneinkommen mit 35% ein relevanter Bestandteil der verfügbaren Einkommen. Manche Unternehmer werden zwar versuchen, ihre Gewinnentnahmen zu Lasten der Rücklagen stabil zu halten.

Kleinen Unternehmen, die durch den Mindestlohn überdurchschnittlich belastet werden, steht diese Option jedoch wohl häufig nicht offen, so dass deren Inhaber als Konsequenz wohl ihren Konsum einschränken werden.

Lediglich in dem Maße, wie die Konsumquote der Arbeitnehmerhaushalte die der Unternehmerhaushalte übersteigt, sind geringe Nachfrageeffekte zu erwarten. Es sind allerdings sogar Konstellationen denkbar, in denen der Mindestlohn bereits kurzfristig die gesamtwirtschaftliche Nachfrage reduziert, da aufgrund der Sozialabgaben die Arbeitskosten stärker steigen als die Nettolöhne der Arbeitnehmer.

Ihre Ansprechpartnerin dazu:
Katharina Brach (Pressestelle), Tel.: (0201) 81 49-244

Dieser Pressemitteilung liegt die RWI Position #58 „Falsche Hoffnungen – Der Mindestlohn gibt kaum Impulse für die Konjunktur” zugrunde.

http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-positionen/ – Alle RWI-Positionen auf einen Blick mit Downloadmöglichkeit

Media Contact

Katharina Brach idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer