Aktienmarkt: DAX muss sich in der Höhenluft akklimatisieren
Die „Erleichterungsrally“ nach den Wahlen in den USA und die anschließende Jahreswechselrally haben den DAX von Ende Oktober bis Anfang Januar um 500 Indexpunkte nach oben geführt. Nach dieser positiven Performance ist mit Blick auf die kommenden Wochen die Luft zunehmend dünn geworden. Zwar weist der DAX mittelfristig insbesondere aufgrund der niedrigen Bewertung und der Dividendenphantasie weiteres Kurspotenzial auf. Jedoch könnten in den kommenden Wochen verschiedene Unsicherheitsfaktoren – US-Leitzinsen, Ölpreis, Irak, US-Politik – diese positiven Faktoren zwischenzeitlich überlagern.
Vor allem bis Ende Januar rücken verschiedene Belastungsfaktoren in den Vordergrund. So zeichnen sich bereits jetzt deutliche Spannungen im Irak im Vorfeld der geplanten Wahl am 30. Januar ab. Auch der Ölpreis dürfte im Vorfeld der nächsten OPEC-Sitzung, die ebenfalls am 30. Januar stattfindet, stark schwanken. Nach dem Wintereinbruch im Nordosten der USA ist der Ölpreis bereits in den letzten Wochen wieder deutlich gestiegen. Auch die Fed-Sitzung am 2. Februar wird die Märkte zunehmend beschäftigen, nachdem im Protokoll der letzten Notenbanksitzung Mitte Dezember erstmals wieder Inflationsrisiken stärker diskutiert wurden. Zudem wird US-Präsident Bush Anfang Februar seine Budget-Vorschläge für 2006 vorstellen – hier deutet sich eine deutlich restriktivere Ausgabenpolitik an.
Nach außerordentlich guten Gewinnzahlen im ersten Halbjahr 2004 erwarten wir von der laufenden Q4-Gewinnsaison lediglich einen gemischten Nachrichtenfluss – positive und negative Nachrichten dürften sich die Waage halten. So standen bereits in der ersten Berichtswoche positive Zahlen von Beiersdorf, Intel und Apple negative Berichte bzw. Gewinnwarnungen von Epcos, General Motors und UPS gegenüber.
In diesem Umfeld könnte Dividendenphantasie weiter an Bedeutung gewinnen. Vermutlich werden die DAX-Unternehmen in den nächsten Monaten 15,2 Mrd. EURO an ihre Aktionäre ausschütten. Ein großer Teil der Ausschüttungssumme sollte wieder am Aktienmarkt reinvestiert werden. Neben der Dividendenphantasie unterstützt weiter die Bewertung den Markt. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 verdeutlicht sowohl im historischen Vergleich als auch im relativen Vergleich zum Rentenmarkt (Rendite für 10jährige Bonds unter 3,6 Prozent) die Attraktivität deutscher Aktien.
Fazit: Nach den starken Kurssteigerungen seit Ende Oktober 2004 muss sich der DAX zunächst in der erreichten Höhenluft akklimatisieren. Belastende Faktoren wie US-Leitzinsen, Ölpreis, Wahlen im Irak und US-Budget-Politik werden stärker im Fokus stehen. Wir erwarten daher in den nächsten Wochen eine Seitwärtsbewegung im Bereich der Marke von 4.200 Indexpunkten. In diesem Umfeld empfiehlt sich vor dem Hintergrund der attraktiven Bewertung und der Dividendenphantasie, schwächere Tage zum Ausbau von Positionen zu nutzen.
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