Verkehrsfluss: Gut eingefädelt

Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt sich der Kölner Physiker Andreas Schadschneider, Professor am Institut für Theoretische Physik und am Institut für Physik und ihre Didaktik, theoretisch mit Transportprozessen in der Physik und erforscht deren Zusammenhang mit unterschiedlichen Verkehrsproblemen.

Nachdem vor zwei Jahren in einem spektakulären Experiment bereits die Entstehung eines 'Staus aus dem Nichts' nachgewiesen werden konnte, wagte Schadschneider nun erneut den Schritt in den Praxis und hat eine seiner Theorien experimentell überprüft. In einer Reihe von Versuchen mit etwa 30 Testfahrern galt es zu klären, ob das sog. Reißverschlussverfahren beim Einfädeln an Engstellen tatsächlich zu einer Verbesserung des Verkehrsflusses führt.

Die Versuche auf der Autobahn 445 bei Werl konnten zeigen, dass dieses Verfahren in den meisten Fällen nicht funktioniert. Zwar gibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass bei einer Verengung einer mehrspurigen Fahrbahn bis zum Ende der endenden Fahrspur gefahren werden soll, um dann – wie bei einem Reißverschluss – auf die weiterführende Spur zu wechseln. Tatsächlich wechseln jedoch viele bereits früher, was zur Folge hat, dass sich die Fahrer auf der weiterführenden Spur benachteiligt fühlen.

„Wer lange vor dem Ende einer Fahrspur anderen Autofahrern Platz gemacht hat, reagiert oftmals aggressiv und verhindert einen eigentlich korrekten späten Spurwechsel, indem er 'Lücken zufährt'“, beschreibt der Physiker Schadschneider seine Beobachtungen, die auch eine psychologische Dimension haben. In den Experimenten konnte deutlich gemacht werden, dass dieses Verhalten nicht nur die Unfallgefahr, sondern auch die Gefahr der Staubildung erhöht. Daher der wissenschaftliche Rat an die Autofahrer: So spät wie möglich einfädeln!

Bei Rückfragen: Prof. Dr. Andreas Schadschneider, Institut für Theoretische Physik der Universität zu Köln, Tel.: 0221/470-4312, E-Mail: as@thp.uni-koeln.de

Veranstaltung: Der Stau ist überall – Die Physik des Straßenverkehrs. Vorlesung von Prof. Andreas Schadschneider im Rahmen der JuniorUniversität am 26.11.2008 von 17:45 bis 19:00 Uhr in Hörsaal II, Hauptgebäude der Universität zu Köln

Verantwortlich: Dr. Meike Hauser

Media Contact

Gabriele Rutzen idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik

Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer