Röntgen-Auge sei wachsam!

Dr. Schmitt legt eine Räuchermakrele auf das Förderband des Röntgenscanners. Mit automatischer Bildauswertung werden so am Fließband restliche Gräten in filetierten Fischen erkannt. ©Fraunhofer IIS

Bei der industriellen Produktion von Nahrungsmitteln ist die Qualitätskontrolleeine wichtige Instanz. Denn wer will schon zu wenig Käse für sein Geldoder Glassplitter auf dem Marmeladebrot? Ein Röntgenscanner mitautomatischer Bildauswertung passt auf!

Was haben Glassplitterchen in der Marmelade mit den Löchern im Käse gemeinsam? – Beide sind von außen schwer zu erkennen und können zum Ärgernis werden. Beim Esser des Marmeladebrots sowieso und bei Herstellern von Käse, weil sie nie genau wissen, wo sich die Löcher gerade verstecken – wie viel davon sie also mit dem Käse abpacken. Abhelfen können hier Röntgenkameras, die am laufenden Band überwachen, was vorbei kommt. Doch anders als beim gemächlichen Durchleuchten von Koffern am Flughafen, muss es in der Nahrungsmittelproduktion schnell gehen. Am Fließband leisten das Programme, die das Röntgenbild automatisch interpretieren und blitzschnell andere Maschinen ansteuern, die Marmeladegläser mit Glassplittern oder Steinchen aussortieren oder Käse schneiden. Solche Röntgenscanner mit automatisierter Bildauswertung entwickelt das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS für das Unternehmen Technolog Scan Systems bei Limburg.

»Die Maschinen schneiden lieber einige Prozent mehr Käse oder Brot ab als auf der Verpackung angegeben ist. Denn die Hersteller wollen sich keine Betrugsabsicht unterstellen lassen«, beschreibt Dr. Peter Schmitt vom IIS deren Problem. »Die Software ermittelt aus dem Röntgenbild deutlich genauer, wie viel Käse abgepackt wird. Wir nennen das: Dynamisches Wiegen.« Die Qualitätskontrolle in der Nahrungsmittelindustrie kennt noch ganz andere Probleme: Mal verrutscht der Belag auf der Fertigpizza und mal sind sechs Salamischeiben darauf statt sieben. Abweichungen in der Verteilung eines Produkts erkennt der Spürhund mit dem Röntgenblick ebenso wie Fremdkörper – und das bis zu einer Grenzauflösung von einem viertel Millimeter. Anwendungen gibt es viele, wie Schmitt weiter ausführt: »Das System findet ungleichmäßige Verteilungen in Pulvermischungen aller Art ebenso wie abweichende Füllstände bei verpackten Flüssigkeiten und Pasten.«

Der Technolog-Röntgenscanner wurde Ende vergangenen Jahres mit dem »Innovationspreis Limburg 2000« ausgezeichnet. Bewertet wurden die Bewerber vorab auch durch die Steinbeis-Stiftung für Wirtschaftsförderung. Der Leiter des »Transferzentrums Produktbewertung« Dr. Hasenburg bezeichnet die Zusammenarbeit des IIS mit dem mittelständischen Unternehmen als vorbildlich und er begründet den ersten Preis so: »Besonders hervorzuheben ist die erreichte Innovationshöhe, deren Basis vom Fraunhofer-Institut geschaffen wurde.«

Ansprechpartner:
Dr. Peter Schmitt
Telefon: 0 91 31/7 76-72 50
Fax: 0 91 31/7 76-72 99 
smt@iis.fhg.de

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

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