MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015: Heilt der Knochen? Frag das Implantat.

Von einer Pseudathrose sprechen Experten, wenn eine Fraktur nach sechs bis acht Monaten noch nicht knöchern verheilt ist. Exakte Zahlen gibt es nicht, Schätzungen gehen davon aus, dass es bei etwa ein bis zwei Prozent aller Knochenbrüche zu dieser Komplikation kommt. Betroffen sind oft lange Röhrenknochen wie Unter- oder Oberschenkel, Oberarm und Elle.

Die Ursachen für eine Pseudarthrose sind vielfältig: Erkrankungen wie Diabetes oder eine arterielle Verschlusskrankheit können dahinterstecken, Durchblutungsstörungen, Weichteile können sich in den Frakturspalt geschoben haben, das betroffene Körperteil wurde eventuell nicht ausreichend ruhig gelagert oder zu früh belastet.

„Für Ärzte gibt es bisher nur wenige Möglichkeiten, den Verlauf einer Frakturheilung zu kontrollieren: klinische Erfahrungswerte und Röntgenuntersuchungen“, erläutert Professor Dr. med. Klaus Seide, Oberarzt und Leiter Wissenschaft und Forschung am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg.

Die Medizintechnik bietet nun Alternativen – zumindest bei Knochenbrüchen, die in einer Operation mit Schrauben, Nägeln, Platten oder Drähten fixiert wurden. Chirurgen setzen „intelligente“ Implantate ein, die mit einer modernen Mikroelektronik ausgestattet sind. Sie ist in der Lage, telemetrisch die Belastung der Platte zu messen. „So lässt sich der Verlauf der Knochenheilung überwachen und eine Überbelastung frühzeitig erkennen“, sagt Professor Seide, Referent der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015.

Die Implantate mit Messsystem wurden am Unfallkrankenhaus Hamburg bereits bei 65 Patienten mit Pseudarthrose erfolgreich eingesetzt, bei denen zum Teil der Knochenbruch auch nach mehreren medizinischen Versuchen nicht hatte geheilt werden können. „Besonders bei komplizierten Verläufen ist das System hilfreich. Weitere operative Eingriffe könnten in vielen Fällen vermieden werden“, erklärt der Facharzt. Mittelfristig ist auch routinemäßig ein Einsatz bei frischen Knochenbrüchen vorstellbar.

„Die mikroelektronische Technik hat mehrere Vorteile“, ergänzt Seide. „Es werden weniger Röntgenuntersuchungen nötig sein, das erspart den Patienten schädliche Strahlen. Zudem ermöglicht sie eine sichere und schnellere Knochenheilung gerade bei schwierigen Fällen.“

Im Symposium Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik in Orthopädie und Unfallchirurgie am Montag, den 16. November 2015, diskutieren Experten zusammen mit den Teilnehmern die Einsatzmöglichkeiten und den Entwicklungsstand von Microsystemen bei Knochenbrüchen und Rückenmarksverletzungen. Die interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung MEDICA EDUCATION CONFERENCE findet parallel zur Weltmesse für Medizintechnik, der MEDICA, erstmals mit einer geänderten Laufzeit von Montag bis Donnerstag statt.

Kontakt für Journalisten:
Pressekontakt für Rückfragen:
Pressestelle DGIM/MEDICA EDUCATION CONFERENCE
Anne-Katrin Döbler/Stephanie Priester
Postfach 30 1 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-605
Telefax: 0711 8931-167
E-Mail: priester@medizinkommunikation.org

Messe Düsseldorf GmbH
Pressereferat MEDICA 2015
Martin-Ulf Koch/ Larissa Browa
Tel. +49(0)211-4560-444/-549
E-Mail: KochM@messe-duesseldorf.de

Media Contact

Anna Julia Voormann idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer