Geschichte angemessen verstehen: 800 Globalhistoriker diskutieren neueste Erkenntnisse

Veranstaltet wird er vom European Network in Universal and Global History (ENIUGH), das 2002 in Leipzig gegründet wurde und heute mehr als 300 Mitglieder aus 37 Ländern Europas und der Welt vereint. „Wir richten den Fokus in diesem Jahr auf die problematische Gegenüberstellung von Zentren und Peripherien, welche die heutige Geschichtsforschung noch immer dominiert“, sagt der Direktor des GESI Prof. Dr. Matthias Middell.

Der Kongress für Welt- und Globalgeschichte gehört auf dem Gebiet der historischen Globalisierungsforschung zu den profiliertesten Veranstaltungen in Europa und besitzt Ausstrahlungskraft weit über die Grenzen des Kontinents hinaus.

Nach Veranstaltungen in Leipzig (2005), Dresden (2008) und London (2011) treffen sich rund 800 renommierte Historiker aus Europa, Afrika, Asien und vom amerikanischen Kontinent in diesem Jahr an der Pariser Elitehochschule École normale supérieure.

In knapp 150 thematischen Sektionen diskutieren die Teilnehmer unter dem Kongressthema „Begegnungen, Zirkulationen und Konflikte“ die Bedeutung von Beziehungen, Vergleichen, kulturellen Transfers und Verflechtungen zwischen Staaten, Völkern, Gemeinschaften und Individuen – und stellen ihre neuesten, Disziplinen übergreifenden, globalhistorischen Forschungsergebnisse vor.

„Darüber hinaus werden kulturelle und wirtschaftliche Prozesse und Aspekte des materiellen und sozialen Lebens in den Blick genommen, wie auch die Geschichte der Imperien und Krisen großen Maßstabs oder die Konsequenzen politischer Revolutionen, technologischen Wandels und ideologischer Verschiebungen“, erläutert Middell. Verbunden mit zahlreichen Beiträgen zur Zentrum-Peripherie-Problematik wendet sich der Kongress auch dem Platz des Staatssozialismus in der Globalgeschichte zu – einschließlich seiner Beziehungen zur sogenannten „Dritten Welt“.

„Globalisierung war zunächst eher ein Thema der Ökonomen und Politikwissenschaftler, doch seit mehr als 15 Jahren haben immer mehr Historiker entdeckt, dass die heutigen Verflechtungen nicht ohne ihre globale Geschichte zu verstehen sind“, so der GESI-Direktor. Was früher vor allem als Gegenstand der nationalen Geschichte interpretiert worden sei, werde nun auf seine globale Qualität abgeklopft – etwa Ereignisse und Entwicklungen wie der Erste Weltkrieg, Einwanderungswellen oder der Kolonialismus, die im Mittelpunkt des Treffens der europäischen Globalhistoriker stehen.

Das GESI organisiert den Pariser Kongress in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „TransferS“ der Ecole normale supérieure. Gemeinsam wurden zusätzliche Gelder bei der Deutsch-Französischen Hochschule eingeworben, um eine zehntägige Sommerschule für Doktoranden am Deutschen Historischen Institut in Paris durchzuführen. Hier erhalten vom 1. bis 10. September Nachwuchswissenschaftlern die Gelegenheit, ihre laufenden Qualifizierungsarbeiten vorzustellen.

„Zentrales Anliegen beider Veranstaltungen ist es, die Begrenzungen nationaler Geschichtsschreibung zu überschreiten“, so Middell. Dafür sollen auch Forschungen afrikanischer Wissenschaftler einbezogen werden, denn: „Auch europäische Geschichte ist ohne die Geschichte der Kolonisierung und der Dekolonisierung nicht angemessen zu verstehen. Dies trifft nicht zuletzt auf den Ersten Weltkrieg zu, an dessen Ausbruch in diesem Jahr beinahe überall erinnert wurde.“ Übergreifendes Ziel ist außerdem, Forschung und Lehre auf dem Gebiet der transnationalen und Globalgeschichte europaweit zu fördern.

Der Forschungsprofilbereich „Globale Verflechtungen und Vergleiche“ der Universität Leipzig präsentiert auf dieser Konferenz seine Arbeitsergebnisse.

Detaillierte Informationen zur Konferenz sowie das ausführliche Kongressprogramm finden Sie im Internet.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Matthias Middell
Centre for Area Studies
Telefon: +49 341 97-30232
E-Mail: middell@uni-leipzig.de
Web: http://gesi.sozphil.uni-leipzig.de/

http://www.uni-leipzig.de/~eniugh/congress/

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Katrin Henneberg Universität Leipzig

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