Europas Agrarforscher treiben gemeinsam nachhaltigen und langfristigen Pflanzenschutz voran

Seit gestern (12.10.) findet die erste internationale Konferenz des europäischen Exzellenznetzwerkes „Endure“ statt. Sie steht unter dem Motto „Diversifizierung von Pflanzenschutzstrategien“.

Die 18 Endure-Partner aus 10 Ländern diskutieren mit weiteren Teilnehmern aus aller Welt im französischen La Grande-Motte über Möglichkeiten, die Abhängigkeit von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Es ist die erste große Konferenz seit der Gründung des Netzwerkes, das angetreten ist, um durch länderübergreifende Grundlagen- und angewandte Forschung nachhaltige Strategien im Pflanzenschutz zu entwickeln und umzusetzen. Seit Januar 2007 fördert die EU die Zusammenarbeit von Agrarforschern. Mit Geldern aus dem 6. EU-Forschungsrahmenprogramm werden u. a. Dienstreisen, Workshops, Nachwuchsförderung und der Aufbau einer Kommunikations-Infrastruktur (Virtuelle Labore, Datenbanken, Programme zur Versuchsauswertung etc.) finanziert. Das Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) ist der deutsche Partner von Endure. Insgesamt wirken 25 Wissenschaftler aus 7 Instituten des JKI in verschiedenen Gremien und Arbeitsgruppen mit.

Die JKI-Wissenschaftler bringen beispielsweise ihr Know-How bei der Entwicklung von GIS-basierten Rechenmodellen ein, mit denen sich die Risiken von Pflanzenschutzmitteln für die Umwelt erfassen und abschätzen lassen. Auf der Konferenz berichten die Forscher über Fallstudien in Obstbauregionen in Deutschland, Italien, Frankreich der Schweiz und Spanien, in denen drei von den Partnern entwickelte Rechenmodelle für die Risikoabschätzung angewandt werden. So sollen die regionalen Unterschiede der Umweltrisiken durch den Einsatz der Mittel vergleichend analysiert und bewertet werden.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt, bei dem die JKI-Forscher federführend mitwirken, ist der Aufbau einer im Internet verfügbaren Datenbank (Endure-ALPS). In ihr wird das gesamte Expertenwissen zu nichtchemischen Alternativen im Pflanzenschutz aufbereitet vorliegen. Die Stärke der Datenbank besteht darin, dass sie Alternativen, wie etwa der Einsatz bestimmter Schlupfwespen gegen Schädlinge, nicht nur auflistet, sondern auch eine Bewertung vornimmt hinsichtlich der Praktikabilität (z.B. der Kosten und des Aufwandes). Schließlich erfahren z.B. auch Entscheidungsträger aus der Politik bei einer Datenbankrecherche, welche Anreize (Steuerersparnisse, Boni) geschaffen werden müssen, damit sich der Einsatz alternativer Methoden für die Landwirte lohnt.

Nicht zuletzt erhofft sich die Europäische Kommission von Endure Impulse für die Implementierung ihrer Rahmenrichtlinie für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden. Darüber hinaus sind die Endure-Partner angehalten auch nach auslaufen der Förderung im Jahr 2010 weiter zusammenzuarbeiten und auch zukünftig Entscheidungshilfe zu leisten. Deshalb wird es im zweiten Teil der Konferenz in La Grande-Motte darum gehen, wie die erste europäische Plattform gestaltet, das Wissen allen zugänglich gemacht und das Netzwerk für neue Partner geöffnet werden kann.

Hintergrundinfo zu Endure:
ENDURE steht für European Network for the Durable Exploitation of Crop Protection Strategies. Es ist das erste und einzige Exzellenznetzwerk im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm unter der Thematischen Priorität Nummer 5 „Lebensmittelqualität und -sicherheit“. Die Fördersumme beträgt für den Zeitraum vom 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2010 insgesamt 11,5 Mio. €. An ENDURE sind 18 Partner aus zehn europäischen Ländern beteiligt. Koordiniert wird das Netzwerk von dem französischen Nationalen Institut für Agrarforschung (INRA), das auch die Initiative dazu ergriffen hatte. Ziel ist, dass die Forschungseinrichtungen ein gemeinsames Aktivitätsprogramm implementieren, Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten abstimmen, Forschergruppen längerfristig zusammenarbeiten und Ressourcen und Tätigkeiten zusammenlegen.
Die Partner:
– Nationales Agrarforschungsinstitut INRA, Frankreich Koordinator
– INRA-IT, INRAs Partner für Innovationstransfer, Frankreich
– Agrarforschungsinstitut für Entwicklungsländer CIRAD, Frankreich
– Verband zur Koordination der LandtechnikACTA, Frankreich
– Agrarforschungsstandort Rothamsted Research, Großbritannien
– Århus Universität (ehemals DIAS), Dänemark
– Dänischer Beratungsdienst für die Landwirtschaft DAAS, Dänemark
– Institut für Pflanzenzüchtung und Akklimatisierung IHAR, Polen
– Universität Pisa, Italien
– Inst. für Pflanzenschutz, Inst. für Agrarökologie und Forstbiologie CNR, Italien
– Universität Gödöllö, Ungarn
– Universität Lleida, Spanien
– Pflanzenforschung International, PRI, Uni und Forschungszentrum Wageningen, Niederlande
– Angewandte Pflanzenforschung PPO, Universität und Forschungszentrum Wageningen, Niederlande
– Inst. für Ökonomie in der Landwirtschaft LEI, Uni Wageningen, Niederlande
– Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Schweiz
– Internat. Vereinigung der Produzenten von biolog. Pflanzenschutzmitteln (IBMA), Basel, Schweiz

– Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), Deutschland

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer