Ressourceneffizienz – Neue Chancen für nachhaltiges Wirtschaften in Stadt und Region

Presseinformation von Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen und Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie zum Umweltkongress des Wuppertal Instituts: „Ressourceneffizienz – Neue Chancen für nachhaltiges Wirtschaften in Stadt und Region: Konzepte, Strategien, Beispiele“ am 17. März 2005 in der Historischen Stadthalle Wuppertal

Worum geht es?

Ressourceneffizienz zielt darauf ab, durch einen effizienteren, sparsameren Umgang mit natürlichen Ressourcen sowohl eine Entlastung der Umwelt als auch der Kosten zu erreichen. Das gilt nicht nur für Wirtschaftsunternehmen. Auch Kommunen haben als Dienstleister und als „Unternehmen“ große, noch weit gehend unentdeckte Potenziale zur Einsparung von Energie, Wasser und Rohstoffen. Kommunale und regionale Politik kann mit ihren Entscheidungen beispielsweise im Bereich der Wirtschaftsförderung Einfluss zugunsten nachhaltigen Wirtschaftens nehmen. So kann Standortpolitik und Sicherung von Arbeitsplätzen betrieben und letztlich auch die öffentlichen Haushalte entlastet werden.

Wissenschaft trifft Praxis

Referenten aus Wissenschaft und Praxis werden auf diesem Kongress ressourceneffiziente Produkte, Dienstleistungen und Infrastruktursysteme zur Diskussion stellen. In den Plenumsbeiträgen werden der Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, Peter Jung, und Staatssekretär Hartmut Krebs, Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, darüber sprechen, welche Innovationschancen für Stadt und Region in der Partnerschaft mit Wissenschaft liegen. Die Professoren Peter Hennicke, Rainer Danielzyk, Rolf-Ulrich Sprenger und Karl Ganser wiederum werden Zukunftsentwürfe für ressourceneffizientes Wirtschaften und eine nachhaltige Stadtentwicklung vortragen. NRW-Wissenschaftsstaatssekretär Hartmut Krebs: „Nordrhein-Westfalen lebt seit Jahren einen gezielteren, sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen in seinen Städten und Gemeinden. Wir betreiben anders als andere Länder seit Jahren konkrete Projekte zur Ressourceneffizienz. Das schont nicht nur unsere Umwelt, sondern sichert und schafft Tausende von Arbeitsplätzen in unserem Land. Nordrhein-Westfalen hat den Nachweis erbracht, dass Umweltschutz und Akzeptanz in der Bevölkerung in Einklang zu bringen ist. Finanziert durch das Land haben wir ein Netz hervorragender Institute und Einrichtungen wie etwa dem Wuppertal Institut geschaffen, die uns zu einem international beachteten Standort in der Erforschung und Anwendung ressourceneffizienter Produkte und Verfahren gemacht haben. Umwelt-Know-how aus NRW ist ein Exportschlager in Deutschland, in Europa und der Welt, vor allem in den wachsenden Volkswirtschaften in Asien.“

In vier Workshops werden die Themen „Regionale Netzwerke als Promotoren für energetische Gebäudesanierungen“, „Abfallwirtschaft zwischen Wettbewerb, Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit“, „Kommunale Mobilitäts- und Energiedienstleistungen“ sowie „Konzern Kommune“ diskutiert. Alle Themen sind für kommerzielle Unternehmen wie für ein modernes, nachhaltigkeitsorientiertes Kommunalmanagement gleichermaßen von Interesse.

Workshop: Netzwerke für die energetische Gebäudemodernisierung

Für die Modernisierung von Gebäuden unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz gibt es zwar zahlreiche Initiativen, Beratungsangebote und Förderprogramme auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, doch die Umsetzungsrate ist bisher leider sehr gering. Dabei hätte nicht nur das globale Klima etwas davon, sondern auch die Budgets von Wohnungswirtschaft, Eigenheimbesitzern und Mietern: Bei steigenden Energiepreisen sind gut gedämmte Gebäude wahre Sparschweine.

Der Workshop 1 befasst sich mit der Frage, wie die Hemmnisse energetischer Gebäudemodernisierungen verringert werden können. Bei Sanierung sind viele beteiligt, von Ämtern (Umweltamt, Baubehörde, Stadtmarketing etc.) über Handwerker und Architekten, Energieberatung, Stadtwerke und Verbraucherzentralen bis hin zu Kreditinstituten und Einzelhandel (Baumärkte). Wie kann eine bessere Vernetzung der Akteure erreicht werden?

Dazu gibt es bereits Beispiele: das Altbausanierungsprogramm der Stadt Münster, „Haus im Glück“ im Kreis Steinfurt, die SAGA-Agentur in Düsseldorf, der „Klimatisch Duisburg“ oder „Wärmesiegel“ in Esslingen. Die Informationsstelle „AltbauPlus“ in Aachen beispielsweise bietet umfangreiche Beratung und monatliche Schwerpunktveranstaltungen. Die Geschäftsführerin, Dr. Maria Vankann vom Umweltdezernat der Stadt Aachen, wird „AltbauPlus“ vorstellen. In diesem Netzwerk arbeitet eine Vielfalt von Aachener Akteuren zusammen: der Bund deutscher Baumeister, die Aachener Stiftung Kathy Beys, die Fachhochschule, Stadt und Kreis, Kreishandwerkerschaft, Mieterschutzverein, Mieterselbsthilfe, Mineralölverbund, Regio-Energiegemeinschaft, die Innungen der Schornsteinfeger, der Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik, der Stuckateure, der Tischler und der Zimmerer sowie die Stadtwerke. Weitere Informationen: www.altbauplus.de

Workshop: Von der Abfallwirtschaft zum Stoffstrommanagement

Die kommunale Abfallbranche steht vor dem Umbruch, denn auch für sie gilt in Zukunft das EU-Wettbewerbsrecht. Das heißt, dass vor allem Ausschreibungen und Teilprivatisierungen transparent gestaltet werden müssen. Und eine weitere Veränderung steht an: am 1. Juni 2005 tritt die Technische Anleitung Siedlungsabfall (kurz TASi) in Kraft. Dann wird es nicht mehr zulässig sein, organische Abfälle ohne Vorbehandlung zu deponieren. Was geschieht z. B. mit den Bergischen Deponien? Ist die Region auf diese Situation hinreichend vorbereitet oder droht ein Abfallexport in andere Regionen?

Als Gegenpol zu wachsenden Konzentrationsbewegungen in der privaten Abfallwirtschaft hat sich die Stadt Wuppertal EKO-City, einem Verband kommunaler Entsorgungsbetriebe aus dem Ruhrgebiet angeschlossen. Durch ein abgestimmtes Abfallmanagement und einen darauf ausgerichteten Anlagenverbund soll erreicht werden, dass die im EKO-City-Gebiet anfallenden Müll-Mengen in kommunal kontrollierten Betrieben entsorgt werden können. Die Idee dabei ist, eine nachhaltige, sozialverträgliche und gesicherte Abfallentsorgung im Revier durch kommunale Kooperation zu schaffen. Läuft das Konzept und taugt es für die Zukunft?

In Workshop 2 werden Vertreter öffentlicher und privater Entsorgungsunternehmen über Wettbewerb, Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit diskutieren. Und die Wissenschaftler werden fragen: „Wie kann der Übergang von der Abfallwirtschaft zum integrierten Ressourcenmanagement gelingen? Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer, wenn mit der Ressourcen schonenden Kreislaufwirtschaft und der Abfallvermeidung wirklich ernst gemacht wird?“

Workshop: Nachhaltige Energiewirtschaft und Öffentlicher Personennahverkehr: alles Luxus?

Drei Säulen tragen eine nachhaltige Energiewirtschaft: erstens die sparsame Nutzung von Energie mittels effizienter Geräte, Anlagen und Gebäude; zweitens die effiziente Umwandlung von Energie, vor allem durch Kraft-Wärme-Kopplung und drittens die erneuerbaren Energien. Alle drei Säulen sind durch die Liberalisierung der Märkte unter Druck geraten, denn sie lenkt den Fokus auf kurzfristig billige Energiepreise anstatt auf langfristig niedrige Energierechnungen. Nachhaltig ist es, die Energierechnungen zu begrenzen und die Umweltschäden zu verringern.

Gute Beispiele sind die Förderprogramme der Stadtwerke Aachen für Energieeinsparung und Umweltschonung. Rund 300.000 Euro stehen jährlich als Zuschüsse für die energetische Modernisierung von Wohngebäuden, sparsame Haushaltsgeräte (A+ und A++ Kühlschränke, Gas- und Wärmepumpen-Wäschetrockner und die Umstellung von Elektroherden auf Erdgasherde), Zusatzgeräte für die Reduzierung von Standby-Verlusten, den Bau von Passivhäusern, Solaranlagen und für Erdgasfahrzeuge zur Verfügung. Wie auch bei den Wuppertaler oder Düsseldorfer Stadtwerken werden in Aachen zudem Energiesparanalysen für Betriebe und die Lieferung von Wärme, Kälte und anderen Nutzenergien angeboten.

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) soll ökologische Mobilität der Bürgerinnen und Bürger sicherstellen und Innenstädte wie Umwelt vom Autoverkehr entlasten. Doch die ÖPNV-Kosten erscheinen vielen Pkw-Haltern relativ hoch, weil viele vom Auto verursachte Kosten nicht erfasst werden. Eine Lösung für mehr Transparenz heißt Least-Cost Transport Pricing, also eine Verkehrsträger übergreifende ökonomische Bewertung. Neuere EU-Richtlinien erfordern die Abkehr von den in vielen Kommunen vorgenommenen Querfinanzierungen zwischen den Energie- und den Verkehrssparten der kommunalen Betriebe. Der Spielraum der in Finanznöten steckenden Kommunen für die Gestaltung des ÖPNV wie auch für andere Verkehrsinvestitionen muss realistisch betrachtet werden: Was wollen, was können sie sich noch leisten? Ein Blick in die Zukunft zeigt noch ein weiteres Problem:

den demografischen Wandel, z.B. mit abnehmendem Schülerverkehr. Zu befürchten sind auch weitere Zersiedelung und Ausdünnung der Wohngebiete. Dies erfordert intelligente, ressourceneffiziente und wirtschaftliche Lösungen. Oft sind diese mit weniger Investitionen und laufenden Kosten ökologisch vorteilhaft möglich.

Gelingen kann das nur, wenn der ÖPNV viele Kunden gewinnen und halten kann. Als erfolgreiche Städte gelten hier beispielsweise Karlsruhe oder Hannover (in der Schweiz vor allem auch Zürich). In Nordrhein-Westfalen gibt es sowohl im Rhein-Ruhr-Ballungsraum als auch in kleinen bis mittleren Städten erfolgreiche ÖPNV-Modelle, die es nun auszuwerten und weiter umzusetzen gilt.

Diskutiert wird auch, den ÖPNV „individueller“ und das Automobil „öffentlicher“ zu machen, d.h. sowohl stärker auf flexible Angebotsformen als auch auf eine Öffnung des ÖPNV in Richtung Automobil zu setzen. Ein aktuelles Beispiel dafür, wie Mobilität im ländlichen Raum in einer ökologisch verträglichen Form gesichert werden kann, ist der Taxibus im Kreis Euskirchen. Im Kreis Heinsberg gibt es ebenfalls ein Modellprojekt für Ortschaften in einem sehr dünn besiedelten Raum. In Hannover verbindet das neue Angebot Hannovermobil Car-Sharing und weitere Dienstleistungen rund um das Thema Mobilität. Ein ähnliches Angebot wurde in Freiburg kürzlich mit der neuen Mobilkarte eingeführt. Workshop 3 beschäftigt sich mit kommunalen Mobilitäts- und Energiedienstleistungen im Spannungsfeld von Liberalisierung und Nachhaltigkeit.

Workshop: Konzern Kommune – Chancen für ein nachhaltigkeitsorientiertes Kommunalmanagement

Kommunen sind nicht nur Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger. Mit ihren Anlagen und Gebäuden, Fahrzeugen, Personal und Finanzmitteln sind sie selbst ein Unternehmen. Als solches müssen sie „ihre“ Liegenschaften, Betriebe und Fuhrparksysteme managen. Ressourceneffizientes Wirtschaften, das Kostenersparnisse und ökologische Vorteile verbindet, ist noch viel zu selten der Normalfall. Ein Kommunalmanagement, das wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Anforderungen gerecht werden will, muss den Amtsschimmel im Stall lassen und manchmal ungewohnte Wege gehen. So kann man unterschiedliche Akteure an einen Tisch bekommen und neue Potenziale erschließen. Mit der Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens kann es Verwaltungsspitzen gelingen, die Wohn- und Standortqualität für ihre Bewohner sowie für die ansässige Wirtschaft zu verbessern. Im Workshop 4 werden erfolgreiche Beispiele präsentiert:

Erwin Rothgang, der Beauftragte für nachhaltige Entwicklung der Stadt Wuppertal, stellt vor, wie sich im Rahmen der lokalen Agenda 21 zahlreiche Initiativen entwickelt haben. Dazu gehören Umweltbildungseinrichtungen wie die „Ökostation“ in Elberfeld, die beispielsweise Auszubildenden praktischen Anschauungsunterricht in Sachen nachhaltige Energieversorgung bietet. Oder die „Wuppertaler Umweltinitiative“, in der sich Unternehmen und Institutionen unter anderem dazu verpflichten, Umweltmanagementsysteme einzuführen.

Lothar Mittag, Bürgermeister der münsterländischen Kleinstadt Rhede, stellt dar, wie dort ein nachhaltigkeitsorientiertes Stadtmanagement aussieht. Um das Beziehungsgeflecht zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung zu durchdringen, setzte er auf Bürgerbeteiligung und auf Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Politik. So konnte in Rhede eine Reihe positiver Projekte verwirklicht werden: ein Schulzentrum wird mit Holzschnitzeln beheizt, um Heizkosten und Abgasemissionen zu reduzieren. Eine vom Land unterstützte Solarsiedlung trägt ebenso zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz bei wie die Nutzung von Wasser- und Windkraft.

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Dorle Riechert idw

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