Das Schicksal des Universums. Neue Erkenntnisse der Kosmologie

Im Rahmen der Helmholtz-Vorlesungen an der Humboldt-Universität spricht am 22. Januar 2004 um 18.30 Uhr im Kinosaal, Unter den Linden 6, Professor Dr. Günther Hasinger, Max-Planck-Insitut für extraterrestrische Physik, Garching, zum Thema

„Das Schicksal des Universums. Neue Erkenntnisse der Kosmologie“

Prof. Dr. Günther Hasingers wissenschaftliches Interesse gilt vor allem der Formation und der Ausbreitung so genannter Schwarzer Löcher in den Zentren von Galaxien und ihrer Beziehung zur Evolution von Galaxien. Erst im vergangenen Jahr gelang einem Team um Hasinger und seiner Kollegin Dr. Stefanie Komossa die Entdeckung eines Paares aktiver Schwarzer Löcher im Zentrum einer einzigen Galaxie. In seinem Vortrag erläutert Hasinger die neuesten Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung des Universums und geht auf das faszinierende Phänomen der Schwarzen Löcher ein:

Die Erkenntnis über die Entstehung und Entwicklung unseres Universums hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Die Galaxienfluchtbewegung, die Struktur der Mikrowellen-Hintergrundstrahlung und die kosmische Häufigkeit der leichten Elemente lassen sich in einem selbstkonsistenten Modell erklären, in dem das Universum vor 13.7 Milliarden Jahren in einem extrem heißen Feuerball entstanden ist – dem „Urknall“. Die weitere Entwicklung des Universums – die Abkühlung, die Ausbildung großräumiger Strukturen, die Entstehung von Galaxienhaufen, Galaxien, Sternen und Planeten – lässt sich einerseits durch detaillierte kosmologische Simulationen beschreiben, andererseits mit immer empfindlicheren Teleskopen und Detektoren, mit immer ausgefeilteren Beobachtungstechniken vermessen. Durch Vergleich von Beobachtungen und Theorie können die das Universum bestimmenden Parameter wie Masse, Energie und die Geometrie des Raumes abgeleitet werden.

Auf mehreren Gebieten der Kosmologie gab es einen Paradigmenwechsel: Die Existenz der „Dunklen Materie“, einer bisher unbekannten Art von Teilchen, die etwa 85% der Gesamtmasse des Universums ausmacht, hat sich konkretisiert. Völlig überraschend war jedoch die Entdeckung einer das Universum dominierenden „Dunklen Energie“, welche die Galaxien-Expansion noch weiter beschleunigt. Einen weiteren Paradigmenwechsel gab es bei den massereichen Schwarzen Löchern, die sich im Zentrum aller größeren Galaxien befinden. Der Röntgenhimmel ist dominiert von einer diffusen Hintergrundstrahlung, die unser Team fast vollständig in diskrete Objekte auflösen konnte. Die Schwarzen Löcher müssen demnach zusammen mit oder bereits vor den Galaxien entstanden sein.

Der Astrophysiker Günther Hasinger (*1954) promovierte nach dem Studium der Physik an der Ludwig-Maximilian-Universität München. 1994 – 1998 war er als Professor an der Universität Potsdam und als Direktor des Astrophysikalischen Instituts Potsdam tätig. Seit 2001 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik.

Informationen:

Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Dr. Cornelia Weber
Telefon 030-2093-2563, Fax: 2093-1961
e-mail weber@mathematik.hu-berlin.de

Media Contact

Heike Zappe idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer