ZEW-Umfrage bei Finanzmarktexperten: Banken setzen wieder verstärkt auf die Filiale als Vertriebskanal

Vor allem eine verstärkte Kundenberatung soll von hier aus betrieben werden. Dazu versuchen die Banken unter anderem auch durch innovative Filialkonzepte, wie zum Beispiel die Erlebnisfiliale, wieder mehr Kunden in ihre Filialen zu locken. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim unter 252 Finanzmarktexperten.

Nachdem der Bankkunde in den vergangenen Jahren verstärkt vom Gang in die Filiale abgehalten und auf alternative Vertriebskanäle wie das Internet-Banking oder Automaten zur Selbstbedienung umgeleitet wurde, wird die Filiale in Zukunft wieder eine stärkere Rolle als Vertriebskanal von Banken spielen.

Vor allem die Beratung von Privat- und Geschäftskunden wird in der Filiale stattfinden. Rund 75 Prozent der vom ZEW befragten Experten geben an, dass die Kundenberatung in Zukunft wichtig oder sogar sehr wichtig für das Filialgeschäft sein wird.

Darüber hinaus bleibt die Filiale auch weiterhin zentraler Anlaufpunkt für die Immobilienfinanzierung und die Vergabe von Krediten mit großem Kreditvolumen. Kleine Privatkredite sind hingegen standardisierbar und werden vorwiegend über das Internet oder andere Vertriebskanäle angeboten werden. Die Kontoverwaltung und Wertpapiergeschäfte erfolgen nach Einschätzung der Experten in Zukunft ebenfalls hauptsächlich über andere Vertriebskanäle.

Neben der stärkeren Fokussierung auf die Beratung setzen Banken in den nächsten Jahren auch auf neue Filialkonzepte. Einige Kreditinstitute haben bereits vereinzelt das Konzept der Erlebnisfiliale umgesetzt. In Zukunft werden so genannte Erlebnisfilialen von Banken mit integrierten Cafés oder Shops zum Erwerb exklusiver Markenartikel häufiger in deutschen Städten zu finden sein.

Die Experten schätzen, dass der Anteil der Filialgeschäfte, der in derartigen Filialen abgewickelt werden wird, in Zukunft auf mehr als sieben Prozent steigen wird. Die stärkere Ausrichtung der Kreditinstitute auf die Kundenberatung kommt am hohen Marktanteil der reinen Beratungsfilialen zum Ausdruck. Nach Einschätzung der Experten werden in Zukunft mehr als ein Fünftel aller Bankgeschäfte in Beratungsfilialen getätigt werden.

Damit sind die Beratungsfilialen nach Ansicht der Finanzexperten bedeutender als die Selbstbedienungsfilialen (SB-Filialen), auf die rund 20 Prozent aller Filialgeschäfte entfallen werden. „Vor allem beratungsintensive Produkte mit hoher Marge werden in Zukunft über die Filiale vertrieben“, meint ZEW-Experte Matthias Köhler.

Der größte Anteil der Filialgeschäfte wird aber auch künftig von der klassischen Vollservice-Filiale abgewickelt werden. Für Banking- oder Credit-Shops mit einer begrenzten Leistungspalette, die bereits heute vereinzelt in deutschen Fußgängerzonen zu finden sind, erwarten die befragten Experten dagegen nur einen Marktanteil von etwas mehr als 10 Prozent.

Ansprechpartner:
Matthias Köhler, Telefon 0621/1235-148, E-Mail koehler@zew.de

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Gunter Grittmann idw

Weitere Informationen:

http://www.zew.de

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