Französischer Photovoltaikmarkt schlägt Weltmarkt beim Wachstum

In den französischen Markt für Photovoltaikanlagen kommt Bewegung. Nachdem sich der Markt zunächst schleppend entwickelt hat, zeigt die 2006 verabschiedete Verdoppelung der Einspeisevergütung nun ihre Wirkung, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite.

Für 2007 erwartet Fabrice Juquois, Leiter des Programms für erneuerbare Energien der ADEME, daher ein Marktwachstum von 200 Prozent. Damit würden die Wachstumsraten des „Spätzünders“ Frankreich die Performance des Weltmarktes im gleichen Zeitraum deutlich schlagen. Der Marktforscher EuPD Research geht in seiner Studie „The French Photovoltaic Market 2007/08 – Another Path for Photovoltaics“ davon aus, dass der französische Gesamtmarkt für Photovoltaik sich bis 2010 gegenüber 2006 auf 153 MWp verzehnfachen wird.

Eine Grundlage für das starke Marktwachstum bilden steuerliche Anreize: Die Hälfte der Materialkosten einer PV-Anlage lässt sich bis zu einer maximalen Summe von 8000 Euro von der Einkommensteuer abschreiben. Die Verdoppelung der Grundvergütung auf derzeit 0,30 Euro in Zentral-Frankreich für jede produzierte kWh in Verbindung mit einer Abnahmegarantie über 20 Jahre hat einen weiteren Anreiz geschaffen. Dennoch ist die eigene Photovoltaikanlage für private Haushalte vor allem dann interessant, wenn sie in das Gebäude integriert ist.

Industriepolitik schafft Nischenmarkt für gebäudeintegrierte PV-Anlagen
„Eine Besonderheit bei der französischen Förderung ist der Aufschlag von 0,25 Euro/kWh, der für gebäudeintegrierte Anlagen gezahlt wird“, erklärt Sarah Endres von EuPD Research. Infolge des zusätzlichen finanziellen Anreizes ist die Nachfrage nach gebäudeintegrierten Anlagen deutlich gestiegen und sie kamen 2007 auf einen Marktanteil von 80 Prozent. „Neben städtebaulichen Zielen verfolgt Frankreich mit der speziellen Förderung gebäudeintegrierter Anlagen jedoch auch nationale Industriepolitik und etabliert mit den Förderungsvorgaben einen Nischenmarkt“, so Endres weiter. Bisher wird der Markt für gebäudeintegrierte Kleinanlagen bis drei kWp zwar noch von Produkten ausländischer Firmen dominiert, doch immer mehr französische Firmen drängen auf den Markt. So haben Clipsol, Imerys Toitures und Tenesol bereits erste eigene dach- oder fassadenintegrierte Photovoltaikanlagen entwickelt, die den im April 2007 aktualisierten Anforderungen für den Vergütungsaufschlag entsprechen.
Kontinental-Frankreich als Standort für PV-Großkraftwerke interessant.
Sonderregelungen gelten für die Überseedepartements wie Martinique und Guadeloupe, wo 0,40 Euro/kWh als Grundvergütung gezahlt werden. Die hohen Einspeisevergütungen und die für Photovoltaikanlagen günstigen klimatischen Verhältnisse machen dort Investitionen in Großanlagen interessant. Mit einer installierten Leistung von neun MW (in 2006) haben die Überseedepartements einen großen Anteil an der in Frankreich insgesamt neu installierten Leistung von 14,4 MW. Stromanbieter wie EDF und Poweo planen aber bereits erste Großkraftwerke auch in Zentral-Frankreich. EDF und Séchilienne-Sidec haben bereits Lieferverträge in einem größeren Umfang mit First Solar abgeschlossen. „Die großen Energieversorger scheinen sich derzeit in ihrem Engagement für die Photovoltaik gegenseitig übertreffen zu wollen“, so Richard Loyen, Vorsitzender des Branchenverbands ENERPLAN.
Wachstum setzt Bürokratieabbau und Qualifizierung voraus
Nach wie vor stehen dem Wachstum jedoch bürokratische Hindernisse im Weg. Von der Entscheidung für den Kauf einer PV-Anlage bis zu deren Inbetriebnahme vergeht teilweise bis zu ein Jahr und der Käufer muss einen Genehmigungsparcour durchlaufen, so das Ergebnis der EuPD Research Studie. Für Kleinsysteme bis zehn kWp sei der Netzanschluss zwar meistens nach vier Monaten freigegeben, so Fabrice Juquois, Leiter des Programms für erneuerbare Energien der ADEME. Bei Großanlagen könne es jedoch wesentlich länger dauern. Nach Angaben von EDF warteten im Laufe des Jahres 2007 ca. 34 MW darauf ans Netz angeschlossen zu werden. „Problematisch ist, dass zu wenig Personal für zu viele Anfragen und Anträge zuständig ist“, so Sarah Endres von EuPD Research.

Auch bei der Qualifizierung der Installateure herrschen noch Defizite. Kunden, die sich im Rahmen einer Beratung an den Installateur ihres Vertrauens wenden, müssen oftmals feststellen, dass viele Installateure sich noch keine Fachkompetenz im Bereich Photovoltaik angeeignet haben. Um auf diesen Missstand zu reagieren hat der Verbändezusammenschluss Quali´Enr (Association Qualité Energies Renouvables) eine Qualifizierungsoffensive gestartet und im November 2007 das Label QualiPV ins Leben gerufen. Das Label soll eine Marke schaffen, die für eine standardisierte Qualifizierung der PV-Installateure steht. Initiator Richard Loyen erwartet, dass 2008 zwischen 2000 und 3000 Installateure QualiPV-zertifiziert sind. Die Zertifizierung erhält, wer an einer Weiterbildung teilnimmt oder die Installation von fünf Photovoltaikanlagen in den letzten drei Jahren nachweisen kann.

Derzeit sind keine strukturellen Veränderungen für die Förderung der Photovoltaik in Frankreich geplant, allenfalls eine begrenzte Erhöhung der Einspeisetarife ist möglich. Die Marktprognosen der PV-Unternehmen fallen dementsprechend mit 60 Prozent Wachstum jährlich bis 2010 sehr positiv aus. Von staatlicher Seite wird mit einer Marktgröße von 500 MW bis 2015 jedoch nur eine gemäßigte Zielgröße vorgegeben. EuPD Research sieht deshalb – sowie aufgrund der bevorzugten Förderung von gebäudeintegrierten Kleinanlagen – für die Gesamtgröße des französischen PV-Marktes derzeit kein extremes Potential.

Für die aktuelle Studie hat EuPD Research rund 60 relevante Marktteilnehmer aus Industrie, Großhandel und Installation zu ihrer Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Entwicklung des Solarmarktes befragt. Die komplette Studie ist ab sofort erhältlich unter www.eupd-research.com.

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EuPD Research

Weitere Informationen:

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