Existenzgründer: Mangelware in Thüringen

Ein eigenes Unternehmen gründen und damit Erfolg haben – davon träumt wohl jeder Existenzgründer. Doch nur wenige Menschen in Thüringen versuchen ihren Traum zu verwirklichen. „Im Vergleich zu den anderen ostdeutschen Bundesländern hinkt Thüringen hinterher“, sagt Prof. Dr. Uwe Cantner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

„Dies gilt insbesondere für Unternehmensgründungen, die auf neuen Ideen beruhen“, so der Inhaber des Lehrstuhls für Mikroökonomik. „Doch genau diese innovativen Unternehmen schaffen nachweislich Arbeitsplätze und stellen wichtige Motoren des Aufholprozesses der ostdeutschen Wirtschaft dar.“

Den vergleichsweise geringen Gründergeist der Thüringer belegen auch Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. So kommen in Thüringen auf 10.000 Einwohner im Schnitt nur acht innovative Unternehmensgründungen. Dagegen liegt der Durchschnittswert in den anderen ostdeutschen Ländern bei zehn solcher Gründungen pro Jahr. Fehlen den Thüringern der Mut oder die Ideen? Welche Hürden haben Unternehmensgründer zu bewältigen? Was ist besonders wichtig bei einer Unternehmensgründung: Die Geschäftsidee, das Geld diese umzusetzen, ein gut funktionierendes Team oder die richtigen Beziehungen?

Wer Antworten auf diese Fragen hat, kann Angebote und Leistungen von Gründungsberatern und die politischen Rahmenbedingungen für Existenzgründer verbessern helfen. „Uns interessieren vor allem drei Dinge“, erläutern Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen und PD Dr. Eva Schmitt-Rodermund vom Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der Jenaer Universität. „Was motiviert Leute zur Unternehmensgründung und wie sieht ihr Lebensweg bis dahin aus? Auf welche Hindernisse treffen die Unternehmensgründer in der Gründungsphase und wie entwickeln sich diese Unternehmen dann weiter?“

Mit ihrer jetzt gestarteten „Thüringer Gründer Studie“ suchen Wirtschaftswissenschaftler und Psychologen der Friedrich-Schiller-Universität und der Fachhochschule Jena gemeinsam nach Antworten auf diese Fragen. Die Jenaer Forscher befragen dazu erstmals im großen Maßstab Unternehmer und Gründer in ganz Thüringen. Von Januar bis Mai sollen insgesamt 800 Personen interviewt werden, die zwischen den Jahren 1994 bis 2007 ihr Unternehmen gegründet bzw. ein Gründungsprojekt gestartet haben.

Für das Gelingen sind die Forscher vor allem auf die Mitarbeit der Thüringer Unternehmer und Gründer angewiesen. „Wir lassen die Gründer selbst zu Wort kommen, denn erst dadurch können wir die vielschichtige Herausforderung eines Gründungsprojektes besser verstehen“, erläutert Prof. Dr. Gabriele Beibst, Rektorin der Fachhochschule Jena und ergänzt: „Wir wissen, dass Unternehmer hart arbeiten und eigentlich wenig Zeit haben. Daher haben wir – um mit den Unternehmern ins Geschäft zu kommen – eine Mappe mit vielen nützlichen Informationen zusammengestellt: etwa zu Förderprogrammen, zu potenziellen Kooperationspartnern an den Hochschulen und zur Anwerbung qualifizierter Mitarbeiter.“

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt und den Teilnahmemöglichkeiten finden sich im Internet unter http://www.uni-jena.de/gruenderstudie. Nach Abschluss der Studie im August 2009 werden dort auch die Ergebnisse veröffentlicht. „Diese fallen natürlich umso aussagekräftiger aus, je mehr Unternehmer und Gründer sich bereit erklären, an der Befragung teilzunehmen“, macht Prof. Cantner deutlich. „Sie können dadurch direkt helfen, die Situation von Unternehmen und Gründern und damit die wirtschaftliche Lage in Thüringen zu verbessern.“

Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Cantner
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 943200
E-Mail: uwe.cantner[at]wiwi.uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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