1 Fördereuro generiert 8,47 Euro Bauvolumen – Studie zur Städtebauförderung in Baden-Württemberg

Untersuchungsgegenstand: Wirkungsweise der Städtebauförderung
Der Forschungsbereich Stadtplanung am Institut für Angewandte Forschung der Hochschule für Technik Stuttgart erarbeitete in den Jahren 2010 und 2011 eine Untersuchung zur Wirkungsweise der baden-württembergischen Städtebauförderung.

13 Städte und Gemeinden mit 25 abgeschlossenen und abgerechneten Sanierungsmaßnahmen wurden dazu analysiert. Thema war insbesondere die Frage nach den konkreten Ergebnissen und wirtschaftlichen Impulsen der Städtebauförderung mit Blick auf eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Die Zahl der geförderten Sanierungen in Baden-Württemberg ist beeindruckend. Seit 1971 wurden bis zum Jahre 2010 insgesamt 3.079 Sanierungs- und Erneuerungsgebiete in 812 Städten und Gemeinden des Landes gefördert. Die Förderung erfolgt in unterschiedlichen Städtebauförderungsprogrammen. Trotz der enormen Bedeutung der Städtebauförderung für die Städte und Gemeinden wurden die ökonomischen Aspekte in Baden-Württemberg bisher nicht systematisch untersucht.

Studie der Hochschule für Technik Stuttgart
Die HFT Stuttgart hat für die Studie regional ausgewogen 25 abgeschlossene Sanierungsmaßnahmen in 13 mittelgroßen Städten und Gemeinden ausgewählt. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass ein Großteil der Städtebauförderungsmittel in die kleineren und mittleren Städte und Gemeinden des Landes fließt. Es wurden Sanierungsgebiete in Kommunen unterschiedlicher
Raumkategorie ausgewählt, innerhalb und außerhalb des Verdichtungsraumes, historische Stadtkerne, dörflich geprägte Ortsteile, Wohnquartiere und umgenutzte Gewerbe- und Industriegebiete. Bei den 25 ausgewerteten, geförderten Sanierungsmaßnahmen wurden insgesamt rund 59,8 Millionen Euro Städtebauförderungsmittel des Landes eingesetzt, die ein Bauvolumen in der

Innenentwicklung – öffentliche und private Baumaßnahmen – in Höhe von rund 506, 9 Millionen Euro angestoßen haben.

Multiplikator Städtebauförderung
Im Vordergrund stand zunächst die Frage, wie hoch der Quotient aus dem privaten und öffentlichen Bauvolumen im Verhältnis zu den eingesetzten Städtebauförderungsmitteln ist. Dieser als Multiplikator der Städtebauförderung bezeichnete Quotient liegt im Durchschnitt der 25 abgeschlossenen Sanierungsgebiete bei 8,47. Das bedeutet, dass jeder eingesetzte Fördereuro des
Landes durchschnittlich 8,47 Euro an privaten und öffentlichen Bauinvestitionen im Sanierungsgebiet nach sich zieht. Die Höhe des Quotienten unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren. Neben der Art und Lage des Gebietes spielt auch die Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer und Betroffenen im Gebiet eine wichtige Rolle. Die in der Studie untersuchten „alten Gewerbe- und

Industriestandorte“ erreichen mit einem Quotienten von 16,67 den höchsten Wirkungsgrad, eher dörflich geprägte Wohnviertel einen geringeren Quotienten. Was den Einsatz von Fördermitteln betrifft, wurden von den Städten und Gemeinden die meisten Fördermittel in die historischen Stadtkerne investiert.

Positive und nachhaltige Wirkung der Städtebauförderung
Die Studie belegt die positive Wirkung der Städtebauförderung auf private und öffentliche Investitionen in der Innenentwicklung und ihre nachhaltigen Impulse für die Gesamtwirtschaft. Die Städtebauförderung ist Impulsgeber für die bestandsorientierte städtebauliche Entwicklung und strukturelle Erneuerung der Städte und Gemeinden und zugleich Motor für die mittelständische Bauwirtschaft und das Ausbauhandwerk vor Ort. Die vergleichende Analyse der ökonomischen Impulswirkung zeigt sehr eindrücklich die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Städtebauförderung. Es ist eine Zukunftsaufgabe des Landes, die Innenentwicklung zu fördern. Kürzungen der Städtebauförderung würden nicht nur drastische Folgen für die Kommunen und deren städtebauliche Innenentwicklung nach sich ziehen sondern ebenso große Nachteile auf die privaten und öffentlichen Investitionen und das mittelständische Handwerk und Ausbaugewerbe mit sich bringen. Die Hochschule für Technik Stuttgart wird in einer weiteren Stufe die qualitativen Aspekte der städtebaulichen Innenentwicklung vertiefend betrachten und Sanierungsmaßnahmen in weiteren Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg untersuchen.
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Christina Simon-Philipp und Stefanie Ganter, Hochschule für Technik Stuttgart
Elmar Gross, Büro Gross Hüger, Karlsruhe
Beratung: Heinz Naudé, ehemaliger Leiter des Referats Städtebauliche Erneuerung im Wirtschaftsministerium, Stuttgart

Die Auswertung erfolgte auf der Grundlage der Daten, die die Kommunen und ihre Sanierungsbeauftragten – vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft der Sanierungs- und Entwicklungsträger – zur Verfügung stellten.

Weitere Informationen und Kontakt:
Die Kurzfassung der Auswertung kann ab sofort bei der HFT Stuttgart bezogen werden.

Prof. Dr. Christina Simon-Philipp, christina.simon-philipp@hft-stuttgart.de, Tel 0711 8926 2616

Media Contact

Petra Dabelstein idw

Weitere Informationen:

http://www.hft-stuttgart.de

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