intec 2015: Der perfekte Überblick in der Logistik muss nicht teuer sein

Um Bauteile zu identifizieren, setzen die Forscher zehn Zentimeter kleine "Tags" ein, deren Identifikationsnummern per Funk durch RFID-Reader ausgelesen werden können. Foto: TU Chemnitz/Steve Conrad

Wo genau befindet sich jetzt das Bauteil? Diese Frage wird weltweit jeden Tag in Produktion und Logistik unzählige Male gestellt. Eine reine Identifikation von Teilprodukten während des Warenflusses galt bisher meist als ausreichend. Doch die Anforderungen moderner Logistikprozesse sind auch in punkto Produkt- bzw. Bauteilortung gestiegen.

„Aktuelle Prozesse sehen eine Verfolgung und Kontrolle des Warenflusses in feineren Schritten vor, die damit auch eine genauere Positionierung der Waren – etwa auf Transportsystemen – voraussetzen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Heinkel, Inhaber der Professur Schaltkreis und Systementwurf der Technische Universität Chemnitz.

Als ein Beispiel nennt er die Automobilindustrie, in der durch die umfangreichen Möglichkeiten zur individuellen Konfiguration der Fahrzeuge ein hochdynamischer Logistikprozess mit genauer Ortskenntnis aller Bauteile bzw. Komponenten notwendig ist. „Diese Anforderungen hinsichtlich einer genauen Ortsinformation sind derzeit jedoch nur unter immensen Kosten- und Infrastrukturaufwänden realisierbar“, schätzt Heinkel ein.

RFID – die kostengünstige Alternative

Vor diesem Hintergrund suchten die Mitarbeiter der Professur Schaltkreis- und Systementwurf nach einer kostengünstigeren Lösung. Die Chemnitzer Wissenschaftler bedienen sich der bereits weit verbreiteten RFID-Technik und -Infrastruktur. Radio Frequency Identification – kurz RFID – bezeichnet eine Technologie, bei der mit Hilfe elektromagnetischer Felder beispielsweise Bauteile identifiziert werden. Diese sind mit zehn Zentimeter kleinen so genannten Tags ausgestattet, deren Identifikationsnummern per Funk durch RFID-Reader ausgelesen werden können.

„Wir untersuchten in den vergangenen zwölf Monaten, wie neben der reinen Identifikation von Tags auf deren genaue Position geschlossen werden kann“, berichtet Marten Wegener vom Projektteam. Dazu wurden Algorithmen und Verfahren entwickelt, in deren Ergebnis nun eine Ortungsgenauigkeit in der Größenordnung eines Tags ermittelt wurde. Erstmals öffentlich vorgestellt wird die Lösung vom 24. bis 27. Februar 2015 auf der INTEC in Leipzig. Auf dem Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ in Halle 3 (Stand B58) lädt ein Demonstrator zum Selbstversuch ein. „In einem Demoszenario, das einem Fließband nachempfunden ist, können Funktionsweise und Grenzen der Ortungstechnologie getestet werden“, sagt Wegener.

Indoor-Navi im Messegepäck

Zusätzlich werden die Chemnitzer Forscher auf der INTEC auch aktuelle Lösungen im Bereich „Indoormapping & -navigation“, die im Projekt GINKO –Generische Infrastruktur zur Nahtlosen Kopplung von Elektrofahrzeugen entstanden sind, vorstellen. Diese Bereiche besitzen im Gegensatz zur Outdoornavigation zusätzliche Herausforderungen.

„Zum einen können Ortsinformationen nicht durch GPS ermittelt werden und zum anderen ist die Fülle von Navigationssystemen nicht für eine Höhenortung beziehungsweise Navigation durch Etagen ausgelegt“, erläutert Heinkel. Anwendungsgebiete seien zum Beispiel Parkhäuser und öffentliche Gebäude. Die aktuellen Forschungsergebnisse sind in ein Android-Projekt geflossen, in dem die Verschmelzung von Outdoor- und Indoornavigation gepaart mit der Etageninformation demonstriert wird.

Informationen zu Projekten der Professur Schaltkreis- und Systementwurf:

https://www.tu-chemnitz.de/etit/sse/Forschung/Projekte/

Weitere Informationen erteilen Marten Wegener, Telefon 0371 531-33475, E-Mail marten.wegener@etit.tu-chemnitz.de, und Thomas Graichen, Telefon 0371 531-33437, E-Mail thomas.graichen@etit.tu-chemnitz.de.

Media Contact

Katharina Thehos Technische Universität Chemnitz

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Messenachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer