Eurotier 2000: Preise für Entwicklungen der Fachhochschule Nürtingen


Mit zwei Preisen wurden während der EUROTIER 2000 in Hannover Entwicklungen prämiert, die aus Forschungsarbeiten am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Nürtingen entstanden sind.

Während der Messe präsentierte die Firma Förster-Technik, Engen, ein innovatives System zur Messung der Körpertemperatur bei Kälbern. Die Entwicklung entstand in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Thomas Richter und wurde mit der Innovations-Goldmedaille der DLG Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft ausgezeichnet. Ebenfalls einen Preis erhielt das Ehepaar Bäumler. Die Auszeichnung des Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) wurde für einen Außenklimastall, der besonders großen Komfort für die Tiere bietet, vergeben. Der Stall basiert ebenfalls auf einer Entwicklung des Nürtinger Professors Dr. Richter.

Seit Jahren arbeitet Dr. Thomas Richter an besseren Möglichkeiten zur Krankheitsfrüherkennung in der Kälberaufzucht. Ergebnis dieser Arbeit ist nun die automatische Körpertemperaturmessung am Saugnuckel, die von der Firma Förster-Technik in die Praxis umgesetzt wurde. Hauptursachen des Todes bei Kälbern in den ersten Lebenswochen sind vor allem Virusinfektionen. „Kälber erkranken häufig an Virusinfektionen, die vor allem die Atemwege befallen. Bakterien, die aus der „normalen“ Umwelt der Tiere stammen verschlimmern diese Infektion“, so Professor Dr. Thomas Richter von der Fachhochschule Nürtingen. „Bei der Kälberaufzucht kommt es darauf an, Krankheiten rechtzeitig zu erkennen und durch geeignete Medikamente bakterielle Nachfolgeinfektionen im Keim zu ersticken. Nur so können Schäden verhindert werden“, erläutert Richter. „Zu erkennen ist die beginnende Virusinfektion in der Regel an einem Fieberschub. Aber bisher war es nahezu unmöglich, bei allen Kälbern täglich Fieber zu messen. Die Lösung ist, die Körpertemperatur automatisch über den Saugnuckel zu ermitteln“.
Das Unternehmen Förster-Technik machte das neuartige Verfahren zur automatischen Körpertemperaturmessung am Saugnuckel praxisreif. Förster-Technik ist damit weltweit der erste Hersteller, der ein derartiges Verfahren auf den Markt bringt.

Das Landwirtsehepaar Claudia und Helmut Bäumler hat auf dem heimischen Hof in Mehrstetten-Ballendorf ein innovatives System der Rinderhaltung installiert. Es handelt sich um den sogenannten „Nürtinger Freiluftstall“. Besonderes Merkmal des Systems ist, dass auf feste Wände verzichtet wird. An den Seiten befindet sich ein Netz zum Schutz gegen den Wind. Das kommt dem natürlichen Temperaturempfinden der Rinder entgegen. Die Stalltemperaturen der üblichen Ställe sind ihnen in der Regel viel zu hoch. Auch stehen die Rinder nicht mehr länger an einer festen Stelle. Den Tieren stehen ein getrennter Futter- und Liegeplatz zur Verfügung. Sie können sich frei an der frischen Luft bewegen und suchen nur zum Liegen oder Fressen die überdachten Flächen auf.

Professor Dr. Thomas Richter erforscht seit einigen Jahren tiergerechte Haltungssysteme für die Kälber- und Milchviehhaltung. Claudia Bäumler arbeitete während ihrer Diplomarbeit eng mit Dr. Richter zusammen. In dieser Zeit entschied sie sich, einen ersten experimentellen Stall nach den Ergebnissen der Nürtinger Forschungsarbeit auf dem elterlichen Betrieb in Mehrstetten zu bauen. Inzwischen hält das Ehepaar hier 117 Tiere. Neben der tiergerechten Haltung haben die Betreiber auch wirtschaftliche Vorteile: Der Bau des Stalles ist sehr kostengünstig, der Arbeitsaufwand im Stall ist nicht höher als bei den handelsüblichen Stallungen und vor allem erzielen die Kühe eine höhere Milchleistung.

Die beiden Absolventen der Fachhochschule Nürtingen und der Akademie für Landbau Nürtingen, bekamen bereits 1998 den Tierschutzpreis des Landes Baden-Württemberg für ihre Stallanlagen verliehen.

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Gerhard Schmuecker idw

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