Neue MRT-Geräte ermöglichen einzigartige Zusammenarbeit

Das Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin am Mannheimer Universitätsklinikum hat zwei neue Magnetresonanz-Tomographen installiert, um die Versorgung seiner Patienten weiter zu verbessern.

Die Kosten belaufen sich einschließlich der damit verbundenen Umbaumaßnahmen auf rund 3,5 Millionen Euro. Die beiden von Siemens hergestellten modernen MR-Tomographen – der Begriff Kernspin-Tomograph wird synonym verwendet – ersetzen vorhandene ältere Geräte. Sie dienen dazu, Querschnittsbilder aus dem menschlichen Körper herzustellen.

„Die Geräte sind schneller als ihre Vorgänger, sie vermitteln den Patienten weniger denn je ein Gefühl der Enge, und darüber hinaus ist die Bildqualität besser“, bringt Professor Dr. Stefan Schönberg, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin, die Vorteile auf einen Nenner. Doch der Arzt Professor Dr. Schönberg und der Physiker Professor Dr. Lothar Schad sehen noch einen weiteren wichtigen Aspekt: „Über solche Technologien zu verfügen, ist nicht genug. Entscheidend ist für uns, dass wir auf diese Weise Diagnostik und klinische Forschung sehr eng miteinander verknüpfen können. Dies kann beispielsweise dazu beitragen, einen Tumor in einem ausgesprochen frühen Entwicklungsstadium aufzuspüren und ihn sicherer zu identifizieren.“

Welche neuen Dimensionen die beiden Geräte beim Einblick in den menschlichen Körper bieten, wird bei einer Fachtagung am kommenden Samstag, 6. September 2008, im Mannheimer Universitätsklinikum diskutiert. „MRT bei 3 Tesla, der neue klinische Standard in der Diagnostik?“ lautet das Thema des wissenschaftlichen Symposiums, in dessen Verlauf neun Fachärzte auf die Untersuchungsmöglichkeiten von Gefäßsystem, Herz, Lunge und Gehirn eingehen.

Vor allem bei der Aufnahme von Weichteilen ist ein Magnetresonanz-Tomograph einem herkömmlichen Röntgengerät wegen seines in diesem Fall besseren Kontrastes überlegen. Daher setzen die Experten der Mannheimer Radiologie die Magnetresonanz-Tomographie nicht nur bei Aufnahmen von Gehirn und Rückenmark erfolgreich ein, sondern auch bei Aufnahmen von Blutgefäßen und Gallenwegen. Häufig können dadurch für den Patienten belastende endoskopische Eingriffe oder Katheteruntersuchungen vermieden werden. Neben der morphologischen Darstellung (Struktur) von Organen bietet die MRT die Möglichkeit, physiologische Abläufe (Stoffwechselprozesse) nicht-invasiv zu untersuchen. Eine solche Anwendung ist die Diffusions-Bildgebung (DWI, Diffusion Weighted Imaging), die Aufschluss über die Mikrostruktur des untersuchten Gewebes liefert. Der Physiker Schad und der Radiologe Schönberg haben die MR-Diffusionsmessung im Rahmen einer intensiven Zusammenarbeit weiterentwickelt und auch für die Diagnostik des Prostatakarzinoms besser nutzbar gemacht.

Neuer MRT-Anwendungsbereich – die Prostata

Das Prostatakarzinom ist mit 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland der häufigste Tumor beim Mann in Deutschland. Da er eine große Variabilität in Bezug auf seine Aggressivität aufweist, ist die sorgfältige Einstufung des Tumors (Stadien- und Aggresivitätsgrad) mit Hilfe einer digital-rektalen Untersuchung, dem transrektalen Ultraschall und wenn nötig einer Biopsie besonders wichtig. Dabei wird zunächst eine lokale MRT-Untersuchung der Prostata bei einer Magnetfeldstärke von 1,5 oder 3 Tesla durchgeführt, um die Anatomie und Morphologie der gesamten Prostata, des für den Potenzerhalt wichtigen neurovaskulären Bündels, der Samenblasen und der angrenzenden Organe zu erfassen. Ist eine Unterscheidung zwischen einem bösartigen Tumor und einer gutartigen Entzündung (Prostatitis) mit dieser Technik nicht möglich, werden MR-Diffusionsmessungen durchgeführt, die indirekt die erhöhte zelluläre Dichte im betroffenen Gewebeareal anzeigen. Zwei weitere Methoden, die kontrastmittelgestützte Perfusionsmessung und die Spektroskopie, erfassen die Quantität und Qualität der Durchblutung sowie Stoffwechselveränderungen im Tumor im Vergleich zum Normalgewebe. In dieser Kombination gelingt der Karzinomnachweis mit einer Genauigkeit von über 90 Prozent gegenüber zirka 70 bis 80 Prozent bei den herkömmlichen Einzelmessungen.

Prinzip der MRT

Dieses Beispiel verdeutlicht: MR-Geräte sind ein wichtiges Arbeitsmittel in der medizinischen Diagnostik, ergänzend zur klassischen Röntgenaufnahme, Computer-Tomographie und zu nuklearmedizinischen Verfahren. Anders als bei der Computer-Tomographie werden in der Magnetresonanz-Tomographie keine Röntgen-Strahlen eingesetzt. Stattdessen wird der Patient einem sehr starken Magnetfeld ausgesetzt, wodurch sich die Wasserstoffatome in seinem Körper in einer bestimmten Art und Weise ausrichten. Werden die Achsen der Atome dann durch eine Hochfrequenzstrahlung vorübergehend zum Kippen gebracht, senden sie Signale aus, die Aufschluss über ihre Verteilung im Körper geben und die sich abbilden lassen. Aussagen über die Leistungsfähigkeit eines Kernspin-Tomographen liefert die Feldstärke, gemessen in Tesla. In dieser Eigenschaft unterscheiden sich die beiden Neuanschaffungen. Das stärkere Gerät arbeitet mit 3 Tesla – dies entspricht der derzeitigen Obergrenze im diagnostischen Routineeinsatz – und wird vor allem bei speziellen Untersuchungen eingesetzt, bei denen sich das stärkere Magnetfeld als vorteilhaft erweist. Das andere Gerät verfügt über 1,5 Tesla – eine Feldstärke, die – ohne qualitative Einbußen gegenüber dem stärkeren Gerät – für die überwiegende Zahl der Untersuchungen ausreicht.

Media Contact

Klaus Wingen idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum-mannheim.de

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