Dialyse: Mehr Sicherheit für Patienten mit niedrigem Blutdruck


Ein neues Verfahren zur Überwachung des Kreislaufs während einer Dialysebehandlung haben Mediziner der Friedrich-Schiller-Universität zusammen mit dem Institut für Biomedizinische Technik der Technischen Universität Ilmenau und der medis GmbH entwickelt. Es arbeitet auf der Basis der Messung verschiedener Kreislauf-Parameter.

Jena (30.03.01) „Das Verfahren ist nicht-invasiv und online-fähig und gewährleistet eine kontinuierliche Überwachung bei höchstmöglichem Komfort für Patienten und Personal“, hebt Prof. Dr. Günter Stein, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV (KIM IV), hervor.

Während einer Blutwäschebehandlung treten häufig Blutdruckabfälle auf und zwar plötzlich und ohne Vorzeichen. Es kommt zu Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schweißneigung und Herzrasen, sogar Bewusstlosigkeit kann eintreten. Abgesehen von der akuten Beeinträchtigung wirkt sich wiederholt auftretender Abfall des Blutdruckes auf längere Zeit gesehen sehr ungünstig aus. „Das kann unmittelbar zu gesundheitlichen Schäden wie neurologischen Ausfällen oder Herzinfarkt führen“, gibt Prof. Stein zu bedenken.

Die bisherigen Überwachungsmöglichkeiten gefährdeter Patienten seien unzureichend, so Stein. Manuelle Blutdruckmessungen vor und nach der Dialyse und zwei- bis dreimal während der Behandlung genügten nur für stabile Patienten, jedoch nicht für Menschen mit Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Diabetes.

Die von den Jenaer Medizinern und Ilmenauer Wissenschaftlern entwickelte Methode liefert dem behandelnden Arzt während der Blutwäsche kontinuierlich Informationen über den Kreislaufzustand des Patienten und erlaubt es ihm auf längere Sicht, Behandlungsparameter wie Körpergewicht und Herz-Kreislauf-Medikamente optimal für den Betroffenen einzustellen. Ein Alarmsystem bietet darüber hinaus die Möglichkeit, bei kritischen Herz-Kreislauf-Zuständen oder Herzrhythmusstörungen frühzeitig einzugreifen.

Nach Angaben von Günter Stein liefen die bisherigen Tests mit dem neuen System Erfolg versprechend. Über 100 Patienten mit Tendenz zu niedrigem Blutdruck wurden in klinische Tests an der KIM IV und dem KfH-Dialysezentrum in Jena einbezogen. In 83 Prozent der Fälle konnten drohende Phasen des Blutdruckabfalls rechtzeitig vor der Ausbildung von Symptomen erfasst und behandelt werden.

„Das Monitoring wird von den Dialysepatienten gut toleriert und verbessert das Wohlbefinden, die Behandlungssicherheit und die Langzeitprognose der Patienten“, resümiert Stein. Um auch eine Optimierung der Dialysebehandlung selbst, der Herz-Kreislauf-Medikation und der oft schwierigen Bestimmung des Optimalgewichts zu erreichen, sind seiner Aussage nach jedoch weitere klinische Untersuchungen notwendig. Diese bilden den Schwerpunkt der weiteren Forschungskooperation zwischen dem Institut für Biomedizinische Technik der TU Ilmenau und dem Funktionsbereich Nephrologie an der KIM IV der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Günter Stein, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV
Tel.: 03641/ 9 39148, Fax: 9 39235
E-Mail: guenter.stein@med.uni-jena.de

Susanne Liedtke
Friedrich Schiller Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel: 03641/ 93 10 40
Fax: 03641/ 93 10 42
E-Mail: Susanne.Liedtke@uni-jena.de

Media Contact

Susanne Liedtke idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer