Was Mediennutzer (vielleicht) wirklich wollen

Antworten auf diese Frage aller Wissensfragen liefert eine Studie am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus der Technischen Universität Dortmund, die in der Oktoberausgabe der internationalen Fachzeitschrift »Journalism« zum Schwerpunktthema »Wissenschaftsjournalismus im digitalen Zeitalter« erschienen ist.

Frageformate haben Konjunktur im Wissenschaftsjournalismus. Bereits in einer ersten Übersicht kamen die Wissenschaftsjournalistin Kerstin Artz und Prof. Holger Wormer vom Institut für Journalistik der TU Dortmund auf mehr als 25 Formate in deutschen Medien, bei denen Leser, Hörer, Zuschauer und Online-Nutzer Wissensfragen an die Redaktion senden können. »Welche Fragen und Themen Mediennutzer dabei am häufigsten stellen, ist bisher jedoch kaum untersucht worden«, sagt Holger Wormer. So interessierte die beiden Autoren der Studie unter anderem, ob jene wissenschaftlichen Disziplinen wie Medizin und Biologie, über die die Medien besonders häufig berichten, auch bei den Nutzerfragen am besten abschnitten.

Die Wissenschaftsjournalistin Kerstin Artz untersuchte dazu die Frageformate »Stimmt’s?« (Die ZEIT), Fragen an die WDR-Redaktion der TV-Sendung »Kopfball« sowie die »allerbesten Fragen« an 1LIVE im WDR-Hörfunk. »Aus der eigenen journalistischen Praxis in diesem dritten Format war auch die Idee zu der Studie entstanden«, sagt Professor Holger Wormer, der auf 1LIVE regelmäßig Hörerfragen selbst beantwortet. Insgesamt kamen bei der Studie 6428 Fragen in die Auswertung, wovon sich gut die Hälfte verschiedenen wissenschaftlichen Kategorien zuordnen ließ.

Das Ergebnis: Zwar gibt es eine Reihe von Fragen, die in allen Medien immer wieder aufs Neue auftauchen – etwa die Frage nach dem blauen Himmel. Insgesamt sind die bevorzugt gestellten Fragen je nach Medium und Zielgruppe aber durchaus unterschiedlich. Dies gilt auch für die beliebtesten wissenschaftlichen Disziplinen bei den Fragestellern. So lagen bei den Fragen an die WDR-Kopfballredaktion Physikthemen klar auf Platz 1. Und sogar sonst eher vernachlässigte Disziplinen wie die Chemie belegten dort einen der vordersten Plätze, während bei den Fragen an die ZEIT und an WDR-1LIVE am häufigsten Biologie-Fragen gestellt wurden. Fragen aus der Medizin – insbesondere dann, wenn es nicht um die Physiologie des menschlichen Körpers, sondern um konkrete Krankheiten oder Therapien ging – belegten lediglich bei der ZEIT einen der vordersten Plätze. »Das Motto ›Medicine takes it all‹ scheint bei Nutzerfragen jedenfalls nicht generell zu gelten«, so Wormer. »Dies ist insofern interessant, weil in manchen Massenmedien jenseits der Medizinberichterstattung kaum Wissenschaft als Thema vorkommt. Offensichtlich kann aber zum Beispiel auch Physik sehr attraktiv sein für viele Mediennutzer.«

Diese ersten Resultate sollten jedoch nicht überinterpretiert werden. So muss etwa die Gruppe der Fragesteller an die Redaktion keineswegs repräsentativ für den Durchschnittsnutzer des jeweiligen Mediums sein. Weil aber gerade im digitalen Zeitalter die aktive Kommunikation von Mediennutzern mit Redaktionen selbstverständlicher zu werden scheint, könnten weitere Untersuchungen von Frageformaten künftig zumindest wertvolle Indizien dafür geben, was Leser, Hörer und Zuschauer aus der Wissenschaft besonders interessiert.

Journalisten können die Publikation am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus per E-Mail (monika.bartholome@tu-dortmund.de) bestellen. Eine Zusammenfassung sowie die Übersicht zum Schwerpunkt »Wissenschaftsjournalismus im digitalen Zeitalter« findet sich auf der Homepage der Fachzeitschrift »Journalism«: http://jou.sagepub.com/content/12/7.toc

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Holger Wormer
Technische Universität Dortmund
Institut für Journalistik
Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus
Tel.: (0231) 755-4152
Mobil: (0178) 6518913
Mail: holger.wormer@tu-dortmund.de

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Ole Lünnemann idw

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