Auf dem Weg zum "nebenwirkungsfreien" Hörgerät

Aktives Störschall-Management eliminiert unerwünschte Töne

Hörgeräte haben nicht nur erwünschte hörverbessernde Wirkungen, sondern sie zeitigen recht häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen. Mit diesem Phänomen schlagen sich heute die meisten Träger technischer Hörhilfen herum. So sehr sie einerseits die positiven Eigenschaften ihrer Geräte zu schätzen wissen, so häufig werden sie anderseits mit der Schattenseite dieser Technik konfrontiert. Nämlich mit der Tatsache, dass Hörgeräte nicht nur erwünschte Töne verstärken, sondern auch solche, die als störend empfunden werden.

Während das gesunde Ohr dank seiner Dynamik und des Zusammenspiels zwischen Hören und Wahrnehmung solch störende Geräusche wegfiltern kann, ist ein geschädigtes Gehör dazu nur noch sehr beschränkt in der Lage. Deshalb sind Hörgeräteträger in geräuschvoller Umgebung – handle es sich dabei nun um technischen Lärm oder um das Stimmengewirr mehrerer Personen – stark benachteiligt und stellen ihre Systeme oftmals entnervt ab.

Damit vermögen Hörgeräte häufig gerade jene Funktion nicht oder nur ungenügend wahrzunehmen, die mit Abstand ihre wichtigste ist: Die Unterstützung und Sicherstellung des zwischenmenschlichen Kontakts. „Hören im Störlärm“ zählte deshalb seit Beginn der Entwicklung und Anpassung technischer Hörhilfen zu den grossen ungelösten Problemen dieses bedeutenden Zweigs der Medizinaltechnik. Ähnlich wie bei der Entwicklung von Heilmitteln setzen deshalb auch die Forscher im audiologischen Bereich auf die Entwicklung von Systemen, die bei einem Optimum an Effizienz mit einem Minimum an unerwünschten Nebenwirkungen belastet sind.

Dieses ehrgeizige Ziel konnte im Rahmen der Entwicklung des jüngsten Hör-Computers aus dem Hause Siemens, Triano TriMic, nahezu vollumfänglich erreicht werden. Denn das System verfügt über drei entscheidende Errungenschaften, welche die Qualität der Sprachverständlichkeit nachhaltig fördern und optimieren:

3-Mikrofon-Technik: Neben einem omnidirektionalen Kugelmikrofon und einem direktionalen Richtmikrofon verfügt das System noch über ein drittes, extrem feines Klangwahrnehmungsinstrument, welches die einzelnen Schallquellen im Raum zu lokalisieren und zu identifizieren vermag. Dadurch ist es möglich, Störschallquellen gezielt zu verfolgen und abzudämpfen oder zu unterdrücken.

ConTrast-System: Dieses bewirkt, dass die vom Richtmikrofon eingefangene Sprache der Gesprächspartner in Kontur und Artikulation künstlich verbessert wird – unter anderem dadurch, dass laute Vokale gegenüber leisen Konsonanten abgedämpft und nachhallende Laute, die die folgenden Klänge zu überdecken drohen, zeitlich verkürzt werden.

Gezielte Ausschaltung von Störmustern: Technische Störgeräusche weisen zumeist bestimmte Charakteristiken auf. Dies ermöglicht es, entsprechende „Störmuster“ in einer Bibliothek abzulegen und diese permanent mit dem Schalleingang zu vergleichen. Wenn also während eines Gesprächs plötzlich ein Staubsauger oder ein anderes Gerät zu lärmen beginnt, so wird dieses Geräusch unverzüglich als störend identifiziert und stark abgedämpft.

Diese drei wichtigen Leistungskomponenten – wie auch die verfügbaren 16 Kanäle – bewirken, dass diese Hörgeräte der jüngsten Generation die individuellen Hörverluste immer besser zu kompensieren vermögen. Und dies ausserdem in einem Frequenzbereich, der für das soziale Wohlbefinden des Menschen von entscheidender Bedeutung ist: jenem der menschlichen Sprache.

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Beat Rieder pte.online

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