IT-Management bleibt spannend

Rund 400 CIOs, Vorstände, Anbieter und Consultants treffen sich in Bonn und setzen das Konzentrat für neue IT-Strategien.
Schon die Auftakt-Veranstaltung der 11. Handelsblatt-Jahrestagung „Strategisches IT-Management“ machte deutlich: die IT-Maschinerie bleibt in Schwung, Innovationen und Implementierungen halten sich die Waage und die Anwender bleiben trotz Sparzwang und Konsolidierung treue Kunden.

Für Zygmunt Mierdorf, Mitglied des Vorstands der Düsseldorfer Metro AG, liegt der Wandel der IT darin, dass diese mittlerweile zum unverzichtbaren Bestandteil der Unternehmensführung und -strategie geworden ist: „Heute können wir unseren Konzern einigermaßen mit IT kontrollieren.“ Hinter solch saloppen Aussagen stecken indessen harte Fakten. In den Bereichen Data Warehousing, Kundenkartenabwicklung, internes Berichtswesen oder bargeldlosem Zahlungsverkehr am POS stecken komplexe IT-Lösungen mit immensen Transaktionsvolumina: 120 Terabyte Datenvolumen bei 6000 Anwendern im Data Wareousing, 26 Millionen Karten mit 15 Milliarden Euro Umsatz bei den Kundenkarten oder 3000 Nutzer bei 4,7 Terabyte Daten im internen Berichtswesen sprechen eine deutliche Sprache.

Über 85 Prozent der Metro-Lieferanten schicken ihre Rechnungen heute auf elektronischem Weg. Die Einkaufsplattform „Global Net Exchange“ hat bisher Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe und eine deutliche Effizienzsteigerung in allen Einkaufsbereichen gebracht. Dies sind für Mierdorf nur einige von vielen Belegen dafür, dass IT längst nicht mehr Mittel zum Zweck, sondern zum Erfolgsfaktor geworden ist: „IT ist heute der Change Agent, der Innovationsgeber in den Unternehmen.“

Das Prestigeprojekt Extra Future Store in Rheinberg für die Einführung des elektronischen Produktcodes auf Basis der RFID-Technik zeigt mittlerweile die ersten Ergebnisse: Über 20 Lieferanten machen mit, in 25 Lagern ist Transpondertechnik im Einsatz, in diesem Jahr soll die Scan-Tiefe von Paletten- auf Karton-Ebene verfeinert werden, die Logistikkosten konnten in den RFID-versorgten Bereichen um elf Prozent gesenkt werden. Doch der Funkchip-Vorstoß ist dabei nicht das einzige IT-Megavorhaben des Handelskonzerns. Die Plattform „MetroLink“, die realtime-Vernetzung sämtlicher Filialen mit dem Ziel, die gewünschte Ware immer zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle in genügender Anzahl im Regal zu haben, steckt noch in den Anfangsgründen. „Hier“, so Mierdorf, „müssen wir noch einiges tun.“ Ebenfalls im Aufbau ist eine konzernweite Portallösung, über die in Zukunft sämtliche Informationen über die Unternehmensprozesse gemanagt und Nutzerprofil-bezogen genutzt werden können. Das Metro-Portal wurde am Standort Düsseldorf im vergangenen Jahr mit ersten Anwendungen wie einem Content Management System gestartet und wird in den nächsten Monaten (und Jahren) sukzessive ausgerollt.

Mit diesen Aufgaben befasst ist die Metro Group Information Technology (MGI), eine 1.200 Mitarbeiter starke DV-Organisation, die Mierdorf zufolge ausschließlich auf internes Geschäft ausgerichtet ist. „Wir sehen IT als Wettbewerbs-Differenziator, darum haben wir selbstverständlich auch proprietäre, eigenentwickelte Systeme, die allerdings mit den Standardprozessen zu verzahnen sind.“

Nach den Worten von Frank Appel, Vorstandsmitglied der Deutschen Post AG, wird sich der Konzern in den nächsten Jahren vom Transporteur zum IT-Unternehmen wandeln. Rund 2,5 Milliarden Euro jährlich gibt die Post für IT aus. Diesen Betrag will Appel in den nächsten Jahren deckeln: „In Zukunft wird nicht weniger für IT ausgegeben, sondern mit den gleichen Geld mehr gemacht.“ Auch so kann man Kostenreduktion definieren, neben Standardisierung, Harmonisierung und Konsolidierung eines der meist diskutierten Trends der IT-Szene. A propos Konsolidierung: Frank Appel hat sich zum Ziel gesetzt, seine IT bis 2008 von sechs auf zwei Informationslösungen, von sechs auf drei Auftragsbearbeitungs und von sechs auf fünf Lagerhauslösungen zu reduzieren und die Anwendungsentwicklung auf weltweit nur noch drei Datacenter in Europa, Asien und USA zu verschlanken. Ziel ist, in der durch Zukäufe der letzten Monate sehr heterogen gewachsenen IT-Infrastruktur auf insgesamt nur noch 200 global gemanagte Anwendungen zu kommen.

In der Podiumsdiskussion am Ende des ersten Konferenztages verwies Appel auf den neuen Charakter der Informationstechnik: „Heute können Sie neue Geschäftsfelder durch IT bei uns noch an einer Hand abzählen. Aber das wird sich stark ändern, denn unsere Division-CIOs wollen Umsatz generieren!“ Auch in der Pharmaindustrie, so Jürgen Schröder, CIO der Berliner Schering AG, habe IT sich heute zum direkten Umsatzträger gewandelt: „In der Produktentwicklung hieß es bis dato immer nur in vitro und in vivo – neue Medikamente müssen langwierige Labor- und klinische Testreihen bestehen – heute hommt in silicio hinzu, das Drug- beziehungsweise Molekolardesign am Computer. Das verringert den Aufwand in der Produktvorstufe.“ Für Andre Carls, Vorstandsvorsitzender der comdirekt bank AG, ist sein Geldinstitut der lebende Beweis dafür, dass es ohne IT ganze Unternehmen schlicht nicht gäbe. Das neue Trading-Modul seiner Bank sei eben nicht in einer Abteilung mit klassischen Kreditinstituts-Funktionen entstanden, sondern direkt in der IT entwickelt und zur Marktreife gebracht worden.

Unisono resümierten die Podiums-Teilnehmer, dass es die größte Herausforderung an die IT-Verantwortlichen bleibe, die heute bestehende und in Zukunft gewiss nie mehr nachlassende Komplexität von Märkten, Unternehmen, Prozessen und Anwendungen adäquat zu managen. Um die damit erforderlichen vielschichtigen Matrix-Organisationen, so Appel, Carls, Mierdorf und Schröder, führe auch in Zukunft kein Weg vorbei. Autor: Konrad Buck, freier IT-Journalist, E-Mail: konrad@redbuck.de

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