Familien – Nur noch jede Dritte lebt das Alleinverdiener-Modell
Die Lebensform „Familie“ hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Während beispielsweise 1960 in Westdeutschland je 1.000 Einwohner noch 9,5 Ehen geschlossen wurden, waren es vierzig Jahre später in ganz Deutschland nur noch 5,1. Im Gegenzug stieg die Zahl der Scheidungen je 1.000 Bundesbürger von 1,0 auf 2,3. Zusammen mit Einflüssen wie dem späteren Heiratsalter und der höheren Frauenerwerbstätigkeit führte dies dazu, dass die Kinderzahlen sanken: Wurden im Jahr 1960 im Schnitt noch mehr als zwei Kinder je Frau geboren, waren es 2000 nur noch 1,3 Kinder je Frau. Auch die Vorstellung von der Arbeitsteilung in der Familie hat sich stark verändert. Das althergebrachte Alleinverdiener-Modell – Vater erwerbstätig, Mutter Hausfrau – ist heutzutage nur noch in einem Drittel der Familien üblich. Vor dreißig Jahren war dies noch bei knapp sechs von zehn Familien so.
Auf diese Veränderungen muss auch die Familienpolitik reagieren. So ließen sich Kinder und Beruf besser unter einen Hut bringen, wenn der Staat sich weniger stark am Alleinverdiener-Modell orientieren würde. Sinnvoll wäre unter anderem die Einführung des Familiensplitting, bei dem – anders als beim Ehegattensplitting – bei der Ermittlung der Steuerschuld zusätzlich die Zahl der Kinder berücksichtigt wird. Gute Erfahrungen aus Schweden sprechen überdies für eine kürzere Elternzeit und die Koppelung des Erziehungsgeldes an den Nettolohn. Mit solchen Maßnahmen einhergehen muss aber in jedem Fall der Ausbau der Kinder- und Ganztagsbetreuung.
Nicola Hülskamp, Susanne Seyda: Staatliche Familienpolitik in der sozialen Marktwirtschaft – Ökonomische Analyse und Bewertung familienpolitischer Maßnahmen, IW-Positionen Nr. 11, Köln 2004, 75 Seiten, 11 Euro. Bestellung über Fax: (02 21) 49 81-4 45
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