SCOPSCO-Tiefbohrung sehr erfolgreich beendet

Die sehr vollständigen und qualitativ hochwertigen Sedimentproben versprechen detaillierte Erkenntnisse zur Vergangenheit der nördlichen Mittelmeerregion, zur einzigartigen Fauna im Ohrid See und zur Entstehung neuer Arten.

Überaus erfolgreich wurde die Tiefbohrung des internationalen SCOPSCO-Forschungsprojektes am Ohrid See beendet. Insgesamt 2786.27 Meter tief wurde an den vier Bohrlokationen DEEP, Cerava, Gradiste und Pestani gebohrt.

2100.62 Meter Sediment wurden dabei gewonnen. An der DEEP-Bohrstelle wurde die maximale Sedimenttiefe von 568.92 Metern unter dem Seegrund erreicht. Durch das Bohren mehrerer paralleler Löcher wurden von 544.88 Metern tatsächlich Sedimente an die Oberfläche gebracht. Das entspricht einem Ertrag von über 95 Prozent.

„Neben der großen erreichten Tiefe freuen wir uns vor allem über die überdurchschnittliche Qualität der sehr vollständigen edimentproben“, erklärt SCOPSCO-Projektleiter Dr. Bernd Wagner von der federführenden Universität Köln. Aufgrund dieses Materials werden wir geologische oder Umweltereignisse mit einer Auflösung von wenigen Jahrzehnten über einen Zeitraum von weit über einer Million Jahren rekonstruieren können.“

An den übrigen Bohrstelle konnten die Wissenschaftler bis in eine Sedimenttiefe von 175.71 Meter (Cerava), 327.35 Meter (Gradiste) und 194.50 Meter (Pestani) bohren. Der tatsächliche Bohrertrag lag bei allen Bohrstellen über 90 Prozent. Jetzt erreichte der zweite Kühlcontainer voller Bohrkerne die Universität in Köln. Die ersten 900 laufenden Meter Sediment waren bereits Ende April in Köln eingetroffen. Die von der USamerikanischen Firma DOSECC geliehene Bohrplattform ist nach ihrem Abbau auf dem Weg nach Griechenland, von wo sie nach Salt Lake City verschifft wird. „Die Stimmung und die Motivation im Team waren bis zum letzten Tag hervorragend“, freut sich Dr. Bernd Wagner.

„Ein paar Tage nach dem Abbau der Plattform wurde uns allen so richtig klar, wie positiv die zwei Monate gelaufen sind. Ich bin sehr froh, dass es keine ernsthaften Verletzungen gab. Die Menge und die Qualität der Bohrkerne sind grandios. Viel besser kann eine Tiefbohrung kaum laufen. Ich glaube, der See wollte erbohrt werden.“

Die Bohrung am Ohrid See dürfte eines der erfolgreichsten See-Bohrprojekte in den vergangenen 20 Jahren sein. Der Erfolg der Bohrkampagne begeisterte auch die Geldgeber. Sie bewilligten Anfang Mai bei einem Meeting am Ohrid See spontan die Anschaffung eines zweiten Kühlcontainers sowie insgesamt sieben Stellen für wissenschaftliche Hilfskräfte. So sind das zügige „Schlachten“ der Bohrkerne und die ersten analytischen Arbeiten im Labor gesichert. „Sobald sich alle ein wenig von den arbeitsintensiven Wochen am Ohrid See erholt haben, werden wir im August damit beginnen“, sagt Wagner.

Im September werden sich alle international beteiligten ssenschaftler zu einem Workshop in Pisa, Italien, treffen. Dort wird festgelegt, welche wissenschaftlichen Analysen an den Bohrkernen von welchen Arbeitsgruppen übernommen werden und welche eröffentlichungen angestrebt werden. Erste Ergebnisse der Bohrung und allererste Daten sollen bereits im Herbst dieses Jahres publiziert werden.

Bildmaterial:
Für Fotos oder Filmaufnahmen von der Tiefbohrung im Ohrid See
wenden Sie sich bitte an: Stefan Schorr, E-Mail: presse@ohrid-drilling.org

Presseanfragen: Stefan Schorr,
E-Mail: presse@ohrid-drilling.org

Fachfragen Geologie: Dr. habil. Bernd Wagner, Universität zu Köln, Institut für Geologie und Mineralogie, Tel. +49 (0) 221 470 1605, E-Mail wagnerb@uni-koeln.de
Fachfragen Biologie: Prof. Dr. Thomas Wilke, Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie, Tel. +49 (0) 641 99 35720

E-Mail: tom.wilke@allzool.bio.unigiessen.de

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Gabriele Rutzen idw

Weitere Informationen:

http://www.ohrid-drilling.org

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