Chemiker erhält Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis

Im Zentrum des Interesses von Thomas Lörting steht das Wasser. Es bedeckt über zwei Drittel der Erde und bildet den Grundstoff des Lebens. Wasser ist allgegenwärtig und birgt für die Wissenschaft doch viele Geheimnisse. Heute kennt man über 60 Eigenschaften, in denen sich Wasser von fast allen anderen Flüssigkeiten unterscheidet.

„Je tiefer es unterkühlt wird, desto ausgeprägter werden seine anomalen Eigenschaften“, erzählt Thomas Lörting vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Innsbruck. Erst im vergangenen Jahr konnte der Chemiker mit seinem Team den ersten direkten Nachweis erbringen, dass Wasser bei sehr tiefen Temperaturen aus zwei unterschiedlich dichten Flüssigkeiten bestehen kann. Damit hat Lörting eine seit Jahrzehnten in Fachkreisen heftig diskutierte Frage eindrücklich entschieden.

Mit dem nun von der Alexander von Humboldt-Stiftung verliehenen Preis ist die Möglichkeit verbunden, während eines Zeitraums von bis zu einem Jahr ein selbst gewählte Forschungsvorhaben in Kooperation mit Fachkollegen in Deutschland durchzuführen. Thomas Lörting wird dies nutzen, um gemeinsam mit Roland Böhmer an der TU Dortmund die Dynamik der Wasserstoffbrücken in tief unterkühlten amorphen und in kristallinen Eisphasen zu untersuchen. „Dabei werden sowohl Tieftemperatur-Untersuchungen mit Hilfe der nuklearmagnetischen Kernresonanz (NMR) und dielektrische Relaxationsspektroskopie im Zentrum des Interesses stehen“, sagt Lörting. „Sie ergänzen perfekt die Untersuchungsmethoden, die uns in Innsbruck zur Verfügung stehen.“

Verliehen wird die Auszeichnung morgen, Freitag, im Rahmen des 41. Symposiums der Humboldt-Stiftungspreisträger in Bamberg, Deutschland. Am 6. Juni 2013 wird dann der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck die Preisträgerinnen und Preisträger im Schloss Bellevue in Berlin empfangen.

Zur Person
Thomas Lörting, geboren 1973 in Innsbruck, studierte Chemie an der Universität Innsbruck und promovierte 2000 mit Auszeichnung. Von 2001 bis 2003 war er als Postdoc am Massachusetts Institute of Technology im Labor von Nobelpreisträgers Mario J. Molina. Dort studierte er die Wechselwirkung von Chlor und Eis und entwickelte neue Theorien zur Quantifizierung des Ozonabbaus.

Seit 2004 ist Thomas Lörting am Institut für Physikalische Chemie der Universität Innsbruck tätig, heute als assoziierter Universitätsprofessor. Er ist Sprecher der Forschungsplattform Material- und Nanowissenschaften (Advanced Materials) und wurde bereits vielfach für seine wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet, unter anderem mit einem ERC-Starting Grant, dem START-Preis, dem Liechtenstein-Preis, dem Ernst-Brandl-Preis und dem Novartis-Preis.

Rückfragehinweis:
Thomas Lörting
Institut für Physikalische Chemie
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507 5062
E-Mail: thomas.loerting@uibk.ac.at
Christian Flatz
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507 32022
Mobil: +43 676 872532022
E-Mail: christian.flatz@uibk.ac.at

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Dr. Christian Flatz Universität Innsbruck

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