Allergien aus dem Mutterleib

Gegen Allergien hat die sogenannte sublinguale Immuntherapie (SLIT) gute Erfolgsaussichten nachgewiesen. SLIT ist eine Art Schluckimpfung gegen jene Substanz, durch die eine Allergie verursacht wird. Die positiven Effekte sind meistens während oder sofort nach der Therapie beobachtet worden.

„Nur wenige Daten sind bisher zur Langzeit-Wirkung vorhanden“, weiß PD Dr. Udo Markert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Daher hat der Leiter des Plazenta-Labors der Universitäts-Frauenklinik in den letzten zwei Jahren drei Langzeitstudien zur Wirksamkeit der SLIT durchgeführt. Noch sind nicht alle Ergebnisse ausgewertet und publiziert worden. Die bisherigen Analysen zeigen jedoch, dass „nach einer SLIT eine anhaltende Verbesserung bei der Mehrheit der Patienten hinsichtlich aller analysierten Symptome auftraten“, fasst Markert die Ergebnisse zusammen.

Während die Auswertungen der Studien noch andauern, konnten die Jenaer Wissenschaftler für die Präsentation ihrer bisherigen Resultate bereits einen Preis erringen. Beim diesjährigen deutschen Allergologen-Kongress in Lübeck sind sie jetzt mit einem Posterpreis ausgezeichnet worden. Sie hatten für ihre Studien 233 Telefon-Interviews mit behandelten Patienten aus ganz Deutschland geführt. Der dabei verwendete Fragebogen ist in enger Abstimmung mit dem Soziologen Thomas Engel erstellt worden, da das Institut für Soziologie der Jenaer Universität große Erfahrungen auf dem Gebiet der Telefonbefragungen hat. „Als Grundlagenwissenschaftler in einem immunologisch-biochemisch orientierten Labor war ich sehr überrascht, dass man mit dieser für unseren Bereich unkonventionellen Methode der Telefon-Interviews und in der Kombination Geburtshelfer mit Soziologen einen wissenschaftlichen Preis erhalten kann“, kommentiert Udo Markert. „Ich fühle mich deswegen sehr motiviert, auch auf diesem Gebiet weiterzuarbeiten“, so der Leiter des Jenaer Plazenta-Labors weiter.

Die Plazenta-Forscher beschäftigen sich u. a. mit Allergien und deren Therapien. Dabei gehen sie auch einer wichtigen Hypothese zur stetig steigenden Anzahl vor allem ganz junger Allergiker nach: Zusätzlich zu genetischen Faktoren erhält der Fötus bereits im Mutterleib eine erste Prägung für die Bereitschaft, im späteren Leben Allergien zu entwickeln, wenn die Mutter unter einer ausgeprägten Allergie-Symptomatik während der Schwangerschaft leidet. Hierzu werden nach der Geburt Plazenten von Allergikerinnen dem Allergen ausgesetzt und die Auswirkungen untersucht. Die Jenaer Ergebnisse bestätigen die Hypothese.

Kontakt:
PD Dr. med. Udo Markert
Frauenklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
07740 Jena
Tel.: 03641 / 933763
E-Mail: udo.markert[at]med.uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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