Neues Zentrum soll Informationstechnologie in der Medizin fördern

Computer sind heute allgegenwärtig, im Berufs- und auch im Privatleben. Selbstverständlich auch in Arztpraxen und Krankenhäusern. Doch eine vernetzte elektronische Kommunikation und Kooperation im Gesundheitswesen – in den meisten anderen Branchen längst selbstverständlich – ist im Gesundheitswesen immer noch Zukunftsmusik, so Prof. Dr. Peter Haas vom Studiengang Medizinische Informatik der Fachhochschule Dortmund.

Das soll sich möglichst bald ändern. Mit 385.000 Euro Investitionsmitteln vom Land Nordrhein-Westfalen wird an der FH jetzt eine neue Einrichtung gefördert, die helfen soll, Telematik-Entwicklungen und ?Anwendungen im Gesundheitswesen vom Kopf auf die Füße zu stellen. Wesentliche Unterstützung auch organisatorischer Art kommt dabei auch vom Gesundheitsministerium des Landes. Im „eHealth Presentation and Evaluation Center“ (EHPEC) wird zu Test- und Präsentationszwecken eine umfassende IT-technische-Infrastruktur wie für das Gesundheitswesen notwendig aufgebaut. „Wir stellen Selbstverwaltung, Patientenorganisationen, Forschung, Lehre und Industrie eine genaue Abbildung der Realität unter Laborbedingungen zur Verfügung“, erklärt Prof. Haas das Projekt. Derzeit existierten in der Gesundheitstelematik verschiedene Systeme und Problemlösungen unverbunden nebeneinander. Unterschiedliche Datenmodelle in den einzelnen Systemen und inkompatible Kommunikationsschnittstellen machten einen elektronischen Austausch meist unmöglich oder zumindest sehr schwer. „Wir wollen diese Inseln zum Nutzen der Patienten zusammenbringen“, erläutert Prof. Haas das Ziel.

Bis zum Herbst werden aus den Fördermitteln diverse Komponenten an der FH beschafft und installiert: Server, Datenbanken, Informations- und Dokumentationssysteme für Arztpraxen und Krankenhäuser. Zusätzliches Personal stehe dafür leider zur Zeit nicht zur Verfügung, so Haas: „Eine Menge Arbeit für und Erwartungen an uns“. Immerhin arbeiten die Studenten mit: Eine Reihe von bereits vergebenen Projekt- und Diplomarbeiten sollen das neue Zentrum mit voranbringen. Ein erstes konkretes Projekt ist die Versorgung von Brustkrebs-Patientinnen unter Einbindung einer elektronischen Patientenakte.

Elektronische Patientenakte, da liegt die Befürchtung vor dem „gläsernen Patienten“ nicht allzu fern. So sei es auch der Datenschutz, so Prof. Haas, der den Ausbau der elektronischen Vernetzung im Gesundheitswesen nicht unbedingt beschleunige. Darüber hinaus ist es natürlich immer eine Geldfrage. Haas: „Wir können für mehr Behandlungsqualität und Transparenz für die Patienten sorgen. Es ist geradezu eine ethische Verpflichtung, den Nutzen der Informationstechnologie für die Medizin zu erschließen.“ Trotzdem stelle sich immer wieder die Frage, wer das bezahlen soll ? die Kassen, der Staat, die Industrie? Immerhin hat die FH eine Reihe von Partnern mit ins Boot gewinnen können: Firmen aus München, Köln, Krefeld, Bochum und Dortmund sowie Verbände, medizinische Zentren und Gesellschaften haben ihre Mitarbeit zugesagt.

Das Potenzial der Gesundheitstelematik für die Patienten sei riesig, ist Prof. Haas von der Idee des neuen Zentrums überzeugt und stolz, dass die FH Dortmund hierfür einen wesentlichen Beitrag leisten wird: „Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wie damals – beim Aufbau der Eisenbahn“.

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Juergen Andrae idw

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