Hochofen: Kunststoff-Pellets statt Koks und Schweröl
Sekundärrohstoffe statt teurer fossiler Brennstoffe
Die steigenden Preise fossiler Energieträger lassen das Interesse der Industrie an Sekundärrohstoffen stetig anwachsen. Ein Beispiel dafür ist das heute, Dienstag, vorgestellte Projekt der AVE-Entsorgungs Gesellschaft gemeinsam mit der voestalpine Stahl. Für einen Betriebsversuch erzeugt die AVE Kunststoffpellets für den Einsatz im Hochofenprozess. Als Pelletslieferant fungiert die von der gemeinsam mit der Linz Service GmbH gegründete Abfall-Aufbereitungs GmbH (AAG).
„Die großen Vorteile des neuen Systems liegen darin, einerseits den hohen Anteil an Altkunststoffen in Abfällen von Industrie und Gewerbe zu verringern und zudem den Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Schweröl oder Koks für die Befeuerung der Hochöfen zu reduzieren“, so AVE-Unternehmenssprecher Bernd Schützeneder. Am Gelände der Welser Abfallverwertung werden die Kunststoffabfälle zu Pellets, die maximal neun Millimeter lang sind und sechs Millimeter im Durchschnitt messen, hergestellt. „Diese Größe ist erforderlich, um ein optimales Einblasen in den Hochofen zu ermöglichen“, führt Schützeneder aus. Neben der Größe ist auch die genaue Zusammensetzung der Pellets von Wichtigkeit. „Die Pellets bestehen zu 50 Prozent aus gesichtetem Gewerbemüll, zu 30 Prozent aus vorsortiertem MBA-Material (aus mechanisch-biologischen Anlagen) und zu 20 Prozent aus Kunstoffverpackungen aus dem gelben Sack und der gelben Tonne“, erklärt Karl Schnopp, technischer Leiter bei AVE, im pressetext-Interview.
Schon im Januar hat die AVE ebenfalls in Wels eine neue mechanische Sortieranlage in Betrieb genommen, um das heizwertreiche Material vom übrigen Gewerbe- und Sperrmüll zu trennen. Die Gewinnung dieses Materials ist der erste Schritt zur Erzeugung der Kunststoffpellets. 30.000 Tonnen dieser Pellets benötigt die voestalpine Stahl für den ersten Betriebsversuch, der im UVP-Verfahren vorgeschrieben wurde und die ökologische Zweckmäßigkeit dieses neuen Verwertungsverfahrens demonstrieren soll. „Der Heizwert der Kunstoffpellets beträgt 25 Megajoule pro Kilogramm“, erklärt Schnopp.
„Die Kunststoffpellets sind Ergebnis jahrelanger gemeinsamer Investition in Forschung und Entwicklung“, erklärt Schnopp. Im Einsatz von Kunststoff-Abfällen als Reduktionsmittel sehen sie eine innovative Ergänzung zur thermischen Behandlung von Abfällen. „Indem wir uns den im Kunststoff enthaltenen Kohlen- und Wasserstoff zunutze machen, wurde die Möglichkeit einer bisher noch kaum üblichen stofflichen Verwertung geschaffen. Damit erreichen wir einerseits eine nachhaltige Lösung für die Verwertung von Altkunststoffen und andererseits kann in der thermischen Anlage in Wels durch das Aussortieren des heizwertreichen Materials mehr Abfall verbrannt werden“, erklärt der Experte abschließend.
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