Schlüsselmechanismus der pflanzlichen Immunität

Wie schützen Pflanzen sich vor Viren, Bakterien und Pilzen?

Gießener Biologinnen und Biologen sind der Lösung dieses Rätsels einen großen Schritt nähergekommen. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel (Interdisziplinäres Forschungszentrum für biowissenschaftliche Grundlagen der Umweltsicherung (IFZ) der Justus-Liebig-Universität Gießen) ist gemeinsam mit der Gruppe um den Molekularbiologen Prof. Daniel Klessig von der US-amerikanischen Cornell-University (Boyce Thompson Institute for Plant Research) überraschend auf einen neuen molekularen Mechanismus gestoßen, der Pflanzen gegenüber einem breiten Spektrum von parasitären Mikroorganismen schützt. Die Ergebnisse der Untersuchungen, die langfristig weltweit zu verbesserten Ernteerträgen führen können, wurden nun im Fachblatt „Nature Communication” veröffentlicht.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entdeckten, dass der Befall mit Mikroorganismen den Transfer eines Proteins mit dem Namen CRT1 bewirkt. Das Protein wird von der äußeren Zellperiphere in den pflanzlichen Zellkern transportiert und führt dort zu einer erhöhten Widerstandskraft der betroffenen Pflanze. Bei CRT1 handelt es sich den Erkenntnisssen zufolge um ein Enzym, das sich in Zellkernen an die DNA bindet und diese verändern kann. Dieser Prozess führt offenbar zu einer generellen Aktivierung des pflanzlichen Immunsystems.
Infektionen mit Viren, Bakterien und Pilzen reduzieren den Ernteertrag weltweit jährlich um mehr als 30 Prozent, wodurch immer mehr chemische Pflanzenschutzmittel zur Anwendung kommen. Aktuell scheint sich die Bedrohung der Pflanzenerträge durch den einsetzenden Klimawandel noch zu verschärfen, weil neuartige Krankheiten beobachtet werden. Große Hoffnung liegt in der Züchtung neuer resistenter Sorten; dazu kann die neue Entdeckung in einem noch kaum abschätzbaren Maße beitragen.

„Wir sind vor allem begeistert davon, wie intensiv und erfolgreich die erst zweijährige Zusammenarbeit mit den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen der Cornell University ist, sagt Prof. Kogel. „Der wichtige Gießener Beitrag zu der neuen Entdeckung liegt insbesondere darin, dass wir mit unserer langjährigen Kompetenz in der Zellbiologie zeigen konnten, dass CRT1 in den Zellkern verschoben wird.“

Publikation:
Kang, H-G. et al.: CRT1 is a nuclear-translocated MORC endonuclease that participates in multiple levels of plant immunity. Nat. Commun. Online veröffentlicht am 18. Dezember 2012.

doi: 10.1038/ncomms2279.

Kontakt:
Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel, Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie
Interdisziplinäres Forschungszentrum für biowissenschaftliche Grundlagen
der Umweltsicherung (IFZ)
Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-37490

Media Contact

Lisa Dittrich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-giessen.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer