Juckende Plage – Genetik der Neurodermitis
Suche nach Genschaltern für die Infektionsabwehr mit DNA-Chips
Die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) untersuchen in einem Gemeinschaftsprojekt Immunzellen von Neurodermitis-Patienten. Diese Patienten leiden an Hautentzündungen und ihre Haut ist anfälliger für Infektionen durch Viren, Pilze oder Bakterien. Innerhalb eines Jahres sollen rund 40.000 Gene auf ihre Rolle in der Infektionsabwehr getestet werden. Ärzte an der MHH wählen Patienten aus und isolieren aus deren Blut bestimmte Zellen des Immunsystems, die regulatorischen T-Zellen. An der GBF wird dann mittels moderner DNA-Chip-Technologie erforscht, welche Gene in diesen Zellen an- oder ausgeschaltet sind.
Kleiner Chip, viele Gene
Bei Neurodermitis-Patienten ist die Immunbalance gestört. Vor allem den regulatorischen T-Zellen wird eine Funktion in diesem „Balanceakt“ zugeschrieben. Die Wissenschaftler wollen nun die Gene in diesen Zellen identifizieren, die für das Ungleichgewicht verantwortlich sind. An den Reaktionen des Immunsystems ist eine Vielzahl von Genen beteiligt. Mit der DNA-Chip-Technologie lassen sich rasch mehrere tausend Gene gleichzeitig überprüfen. Aktivierte Gene werden in Eiweiße übersetzt, die eine Funktion im Immunsystem ausüben können. Manchmal werden Gene auch fälschlicherweise aktiviert. Fände man solche Gene bei den Patienten, kann man Medikamente entwickeln, die die entsprechenden Eiweiße an ihrer Arbeit hindern.
Kleine Testreihe, Erkenntnisgewinn für viele Patienten
In den Tests werden jeweils zehn gesunde Probanden mit zehn an Neurodermitis erkrankten Probanden verglichen. Trotz der wenigen Testpersonen versprechen sich die Wissenschaftler einen großen Erkenntnisgewinn. In Deutschland leiden über 14 Millionen Menschen an Atopischer Dermatitis, so der medizinische Fachbegriff für Neurodermitis. Das sind sieben Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Ursachen dieser häufigsten Hauterkrankung liegen weitgehend im Dunkeln. Verbreitet ist die Hypothese, dass die Erkrankung durch vererbte Defekte in mehreren Genen in Kombination mit Umwelteinflüssen ausgelöst wird. Letztere spielen besonders in der „Erziehungsphase“ des kindlichen Immunsystems eine Rolle. Die Erkenntnisse über die regulatorischen T-Zellen tragen auch zum Verständnis von Transplantationstoleranz und Tumorimmunität bei.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation
Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…
Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus
Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…
Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit
Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…