Rentenmarkt: Im Schlepptau der US-Bonds

Die Rentenmärkte in Euroland und in den Vereinigten Staaten präsentierten sich im Monat Januar in recht stabiler Verfassung. Bei einem leichten Anstieg der deutschen Umlaufsrendite auf knapp 4,80 Prozent ermäßigte sich die Verzinsung der als europäische Benchmark fungierenden 10jährigen Bundesanleihe geringfügig auf 4,92 Prozent. Der Spread zu zehnjährigen US-Treasuries (bei einer Rendite von 5,04 Prozent) verringerte sich von 20 auf rund 10 Basispunkte.

Die enge Verzahnung mit der Entwicklung in den USA bestätigt einmal mehr die amerikanische Führungsrolle sowie die Orientierung an den transatlantischen Vorgaben. Dabei war die Reaktion der US-Treasuries auf eine Fülle von positiven amerikanischen Konjunkturdaten erstaunlich gelassen; die Bondmärkte hatten die erwartete wirtschaftliche Trendwende als Renditeanstieg bereits im Dezember eingepreist. In den letzten Januartagen ergoss sich geradezu eine Flut von zuversichtlichen Nachrichten über die Märkte. So kletterte der Index des Verbrauchervertrauens im Januar um fast weitere 3 Punkte auf 97,3, nachdem er bereits im Dezember deutlich gestiegen war. Auch die Auftragseingänge für langlebige Güter konnten im Dezember um 2,0 Prozent zunehmen, erwartet wurde lediglich ein Plus von 1,3 Prozent. Überraschend war ebenfalls das von einer kräftigen Konsumnachfrage angetriebene vorläufige BIP-Wachstum für das vierte Quartal von 0,2 (minus 1,3) Prozent; prognostiziert wurde ein Rückgang von 1,0 Prozent. Zuvor schon waren die Frühindikatoren vom Dezember, die einen Ausblick auf die kommenden sechs Monate geben, mit plus 1,2 Prozent deutlich angezogen. Die US-Notenbank hat wegen der verbesserten Aussichten die Leitzinsen auf ihrer Sitzung des Offenmarktausschusses in der vergangenen Woche nicht nochmals gesenkt; Erhöhungen dürften aber erst im späteren Jahresverlauf auf der Fed-Agenda stehen.

Auch in Euroland zeichneten sich (vor allem beim Ifo-Geschäftsklima-Index) einige Aufhellungen am Konjunkturhorizont ab. Und an der Inflationsfront – zumindest nach den vorläufigen Januar-Zahlen für Deutschland – kam es nicht so schlimm, wie etliche Auguren mit Blick auf den Euro Glauben machen wollten. Die Jahresteuerung stieg von 1,7 auf 2,1 Prozent – vor allem getrieben von Steueranhebungen und saisonalen Nahrungsmitteleffekten und nur zum geringen Teil von einigen überzogenen Erhöhungen im Dienstleistungsgewerbe. Damit dürfte die Preisrate in den kommenden Monaten wieder auf ihren moderaten Pfad einschwenken. Eine gewisse Irritation über das anhaltende Wachstum der Geldmenge M3 war dagegen im jüngsten EZB-Monatsbericht Januar zu erkennen und wurde am Markt bereits als Warnung für eine spätere Zinserhöhung in besseren Konjunkturzeiten interpretiert. Die Geldmenge M3 legte im Dezember bereinigt um 8 Prozent und im Durchschnitt Oktober/Dezember um 7,8 Prozent zu (bei einer EZB-Richtgröße von 4,5 Prozent).

Insgesamt gesehen dürfte der Spielraum für eine Leitzinssenkung der EZB kleiner geworden sein. Angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung empfehlen sich für Neuengagements kürzere bis mittlere Laufzeiten.

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Hans Beth ots

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