Die Nadel im Heuhaufen gefunden

Man könnte es mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichen. Wochenlang schlug sich eine kleine Expeditionsgruppe der Universität Gießen durch den kaum durchdringbaren Dschungel Ugandas, um eine vor dem Aussterben bedrohte Vogelart aufzuspüren, die als Bewohner Ostafrikas skurriler Weise den deutschen Namen Oberländerdrossel trägt.

„Sie ist sehr scheu und deshalb noch weitgehend unerforscht“, sagt der Leiter der sechswöchigen Expedition, Dr. Thomas Gottschalk vom Institut für Tierökologie (Prof. Volkmar Wolters). Langezeit war noch nicht mal sicher, ob der amselgroße orange-braune Vogel mit dem weiß-schwarzen Augenring überhaupt noch existiert. Seinen Namen verdankt er dem böhmischen Industriellen Philipp v. Oberländer, der Geldgeber einer Expedition nach Ostafrika im Jahr 1914 war, bei der der Vogel entdeckt wurde. Letztlich hatte die aufwändige Suche des Gießener Expeditionstrupps jedoch Erfolg.

Mit Hilfe ugandischer Vogelexperten konnten Dr. Thomas Gottschalk, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Ralf Dittrich und Bachelor-Student Steffen Koschkar kürzlich einige lebende Exemplare in den tief eingeschnittenen Tälern des Nationalparks Bwindi im Südosten Ugandas ausmachen. Auch ein verlassenes Nest stellten sie in einem Baum in fünf Meter Höhe sicher, das Gottschalk mit einer Studierendengruppe bereits bei einer Expedition im Jahr 2007 ausfindig gemacht hatte.

„Nach unseren bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen gehen wir davon aus, dass in ganz Uganda nur rund 15 Oberländerdrosseln leben“, so Gottschalk. Der Wissenschaftler vermutet jedoch im Osten der Demokratischen Republik Kongo noch weitere Exemplare. Doch auf Grund der politischen Unruhen konnten diese Gebiete bislang noch nicht erforscht werden.

Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse soll jetzt am Institut für Tierökologie (Prof. Volkmar Wolters) ein Artenschutzkonzept für die Oberländerdrossel erstellt werden. Dazu gehören eine systematische Bestanderfassung der Vogelart sowie die Beschreibung der Lebensraumansprüche dieses Tieres, das im Primärurwald Ostafrikas in tief eingeschnittenen dicht bewachsenen Bachtälern lebt. Ihr Lebensraum wurde in den vergangenen Jahrzehnten drastisch dezimiert, da Urwaldregionen Tee- und Bananenplantagen weichen mussten.

Kontakt:
Dr. Thomas Gottschalk, Institut für Tierökologie (Prof. Volkmar Wolters)
Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-35711, Fax: 0641 99-35709
E-Mail: Thomas.Gottschalk@allzool.bio.uni-giessen.de

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Meike Mossig idw

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