"Trends 2010": Europaweit muss für das Studium mehr getan werden

Für den so genannten „Trends 2010-Report“ haben 821 Hochschulen und 27 nationale Rektorenkonferenzen Informationen und Einschätzungen geliefert, in 16 Staaten fanden Erhebungen vor Ort statt. Der Bericht wird im Rahmen des Treffens der europäischen Wissenschaftsminister am Donnerstag und Freitag in Budapest und Wien vorgestellt.

Die wesentlichen Ergebnisse:

95 Prozent aller Hochschulen der 46 Teilnehmerländer haben die neuen Studiengänge eingeführt. In Deutschland sind es mit wenigen Ausnahmen die Staatsexamensstudiengänge, die nach dem Willen von Bund und Ländern noch nicht umgestellt sind. Obwohl unter den deutschen Studienanfängerinnen und -anfängern heute bereits 75 Prozent Bachelor- oder Masterstudierende sind, sind die verbleibenden Staatsexamensstudiengänge und der Umstand, dass die großen Fächer in Deutschland erst recht spät umgestellt wurden, dafür verantwortlich, dass hier noch weniger als die Hälfte der Studierenden in den neuen Studiengängen eingeschrieben sind.

„Trends 2010“ bestätigt die Richtung des in Deutschland laufenden Nachsteuerungsprozesses: Im Zieljahr des Bologna-Prozesses bestehen vor allem noch Defizite bei der Finanzierung, der Gestaltung der Studienprogramme und der Anerkennung von Studienleistungen. „Die Hochschulen in Deutschland sind am Ball, und in der Politik ist die Einsicht erkennbar, dass jetzt endlich verstärkt in die Lehre investiert werden muss“, sagte Wintermantel. „Der Trends-Bericht zeigt, wie hoch die Lehrenden durch die Reform belastet sind. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Akzeptanz von Bologna. Wir brauchen mehr Lehrpersonal und entsprechend bessere Betreuungsrelationen.“

In den meisten europäischen Ländern gelte es, eine Reihe von Studienprogrammen zu entschlacken, Prüfungen zu reduzieren und verstärkt Mobilitätsfenster vorzusehen. Die europäischen Hochschulen und Staaten müssten sich zudem sehr viel stärker als bisher um die gegenseitige unbürokratische Anerkennung von Studienabschlüssen und -leistungen bemühen. „Der Geist der Lissabon-Konvention ist noch nicht wirklich mit Leben erfüllt“, sagte die HRK-Präsidentin. „Danach ist eine Studienleistung immer dann anzuerkennen, wenn sich die Lernergebnisse nicht wesentlich von der entsprechenden Leistung an der Heimathochschule unterscheiden. Diese veränderte Perspektive kann uns international, wie auch innerhalb Deutschlands helfen.“

Sehr erfreulich für die deutschen Hochschulen sei die Entwicklung bei der internationalen Mobilität. Nachdem noch vor drei Jahren mehr deutsche Studierende ins Ausland gingen als Ausländerinnen und Ausländer nach Deutschland kamen, ist das Verhältnis nun ausgeglichen. „Deutschland zählt neben Großbritannien und Frankreich zu den beliebtesten Zielen für Studierende außerhalb des Europäischen Raums“, erklärte Wintermantel.

Der Bericht der EUA verweist darauf, dass noch zu wenige Daten über den Erfolg des Bologna-Prozesses vorliegen. Vor allem fehle es an Absolventen-Studien. „In Deutschland sieht das anders aus“, sagte HRK-Präsidentin Wintermantel. „Hier liegen inzwischen eine Reihe von Untersuchungen vor – mit ermutigenden Ergebnissen. So belegt die bundesweiten Absolventenbefragung des INCHER (Internationales Zentrum für Hochschulforschung der Universität Kassel), dass Bachelor-Absolventen ebenso schnell und gut auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen, wie Absolventen traditioneller Studiengänge.“

Was allerdings in Deutschland wie in vielen anderen Staaten vollkommen vernachlässigt worden sei, sei die Information über den Bologna-Prozess. „Dass eine solch grundlegende Reform, ihre Ziele und ihr Mehrwert kommuniziert werden müssen, wurde nahezu vergessen. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Hochschulmitglieder wurden nicht ausreichend informiert“, so Wintermantel. „Das hat Ängste und Vorurteile geschürt. Spätestens jetzt müssen wir da nachbessern.“

Für das Lebenslange Lernen – ein weiterer Aspekt der Studie – fehlt es noch an übergreifenden Konzepten in den Hochschulen. Zwar legen die Hochschulen auch in Deutschland verstärkt weiterbildende Studienprogramme auf. Was aber vielerorts fehlt, sind hochschulweite Strategien. Wintermantel führt dies wesentlich auf das Kapazitätsrecht und auf die mangelnde Grundfinanzierung für Weiterbildung zurück: „Noch immer haben die Hochschulen hier mit deutlichen Behinderungen zu kämpfen. Das ist angesichts des zunehmenden Bedarfs und eines attraktiven Markts nicht akzeptabel. Besonders bei den Angeboten für beruflich Qualifizierte stehen die Hochschulen vor der Herausforderung, mit den eng begrenzten Kapazitäten die nötige intensive Betreuung in der Studieneingangsphase zu leisten, die für den Studienerfolg unerlässlich ist.

Media Contact

Susanne Schilden idw

Weitere Informationen:

http://www.hrk.de/

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