Neue Methode für eine sichere Verbindung von Kunststoffteilen

Optimierung des Schweißprozesses an einem Testwerkstück. Quelle: Fraunhofer IPA

Doch er hat einen Nachteil: Während man Metalle nahezu homogen zusammenschweißen kann, ist das bei faserverstärkten Kunststoffen nicht möglich, zumindest nicht mit konventionellen Verfahren. Denn beim Kleben oder Aufschmelzen gelangen keine Verstärkungsfasern in die Fügezone. Eine Gruppe des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA hat jetzt einen Weg gefunden, dieses Manko zu beheben.

Die Experten um den Projektleiter Manuel Schuster stützen sich dabei auf ein Verfahren, das Anfang der 1990er Jahre in England erfunden wurde, um Metalle zu verbinden: das Rührreibschweißen. Der zu Grunde liegende Prozess ist verhältnismäßig einfach, da lediglich ein rotierendes Werkzeug nötig ist. Durch Aufdrücken dieses Pins auf das Bauteil entsteht Reibung. Die dabei erzeugte Wärme plastifiziert das Material, und die Rotation sorgt für ein homogenes Verrühren. Auf diese Weise entsteht eine gleichmäßige und hochbelastbare Schweißnaht.

Kunststoffe verhalten sich freilich ganz anders als Metalle. Vor allem haben sie eine schlechte Wärmeleitfähigkeit, was das Rührreibschweißen erheblich erschwert. Nach unzähligen Versuchen ist es dem Team dennoch gelungen, mit unverstärktem Kunststoff Nähte zu erzeugen, die mehr als 95 Prozent der Zugfestigkeit des ungestörten Bauteils haben.

Auch mit faserverstärkten Bauteilen laufen die Tests vielversprechend. Die Stuttgarter konnten bereits zeigen, dass ihre Methode den herkömmlichen Schweißverfahren überlegen ist. Im nächsten Schritt will Schuster die Prozessgeschwindigkeit mit einer externen Aufheizvorrichtung erhöhen. Zudem laufen erste Versuche mit einem ultraschallangeregten Werkzeug mit dem ebenfalls Wärme in den zu verschweißenden Werkstoff eingeleitet wird.

Um das Verfahren einem möglichst breiten Markt zugänglich zu machen, soll es sowohl auf Werkzeugmaschinen als auch am Arm eines Industrieroboters Verwendung finden. Schon Anfang nächsten Jahres wollen die Stuttgarter den Prototyp eines robotergestützten Systems vorstellen, das thermoplastische Kunststoffe vollautomatisch verschweißt. Noch vorher, Ende dieses Jahres, wollen die IPA-Experten ein Handgerät fertigstellen, das sich so leicht führen lässt wie eine Stichsäge. (Klaus Jacob)

Fachlicher Ansprechpartner
Manuel Schuster | Telefon +49 711 970-1548 | manuel.schuster@ipa.fraunhofer.de
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

http://www.ipa.fraunhofer.de

Media Contact

Jörg Walz Fraunhofer-Institut

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verfahrenstechnologie

Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Trenntechnologie, Lasertechnologie, Messtechnik, Robotertechnik, Prüftechnik, Beschichtungsverfahren und Analyseverfahren.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer