Was kostet die Umwandlung von erneuerbaren Energien in Strom?

Lernkurvenbasierte Prognose von Stromgestehungskosten erneuerbarer Energien und konventioneller Kraftwerken in Deutschland bis 2030.<br><br>Quelle: Studie »Stromgestehungskosten erneuerbare Energien« (Fraunhofer ISE, November 2013), Grafik: ©Fraunhofer ISE<br>

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE liefert einen aktuellen Kostenvergleich für die Umwandlung unterschiedlicher Energieformen in elektrischen Strom sowie eine Prognose für die weitere Kostenentwicklung bis zum Jahr 2030.

Die Freiburger Wissenschaftler analysieren sowohl die Stromgestehungskosten für erneuerbare als auch konventionelle Energietechnologien. Sie präsentieren Vergleichszahlen für neue Kraftwerke auf Basis von Sonne, Wind und Biogas, sowie Braun-, Steinkohle und Gas in Deutschland.

Die Studie zeigt: Die Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien sind in den letzten Jahren stark gefallen und haben den Anschluss an die Kosten der konventionellen Stromerzeugungstechnologien erreicht. Bis zum Jahr 2030 werden die Kosten für Strom aus PV- und Windanlagen in Deutschland sogar unter denen fossiler Kraftwerke liegen.

Erneuerbare und konventionelle Energien im Vergleich
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten Photovoltaikanlagen an Standorten in Deutschland mit einer horizontalen Globalstrahlung zwischen 1000 und 1200 kWh/(m²a). Ihr Fazit: Kosteneffiziente PV-Freiflächenanlagen, die 2013 in Süddeutschland errichtet werden, können Stromgestehungskosten von rund 0,08 Euro/kWh erzielen. Selbst kleine PV-Aufdachanlagen in Norddeutschland können Strom heute für unter 0,14 Euro/kWh produzieren und liegen damit weit unter dem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 0,29 Euro/kWh.

Für Windenergieanlagen zeigte sich: An sehr guten Standorten produzieren Onshore-Windenergieanlagen zu geringeren Kosten Strom als Steinkohle- oder Gas- und Dampfkraftwerke. Die Stromgestehungskosten für Onshore-Windenergie liegen heute zwischen 0,05 und 0,11 Euro/kWh. Dagegen verzeichnen Offshore-Windenergieanlagen trotz höherer Volllaststundenzahl mit 0,12 bis 0,19 Euro/kWh deutlich höhere Stromgestehungskosten. Bei der Offshore-Technologie besteht jedoch noch erhebliches Kosten-senkungspotenzial, während dieses bei Onshore-Windenergieanlagen nahezu ausgereizt ist. Biogas-Anlagen kommen abhängig von Auslastung und Brennstoffart auf 0,14 bis 0,22 Euro/kWh.

»Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren und konventionellen Energien sind nicht die Herstellungskosten allein, sondern auch vor- und nachgelagerte Kosten«, sagt Christoph Kost, Projektleiter am Fraunhofer ISE. »Natürliche Rahmenbedingungen wie Sonneneinstrahlung und Windangebot, Finanzierungskosten und Risikoaufschläge für neue Kraftwerke haben erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse. Nur mit ihrer Berücksichtigung können wir die Stromgestehungskosten einzelner Technologien wirklich miteinander vergleichen und die Konkurrenzfähigkeit der erneuerbaren Energien überzeugend veranschaulichen.«

Als Referenzwerte zieht die Studie die Stromgestehungskosten von neuen konventionellen Braun-, Steinkohle- und Erdgaskraftwerken heran. Abhängig von den angenommenen Volllaststunden, Brennstoff- und CO2-Zertifikatspreisen liegen die Stromgestehungskosten von Braunkohle aktuell bei bis zu 0,053 Euro/kWh, von Steinkohle bei bis zu 0,080 Euro/kWh und von Gas- und Dampfkraftwerken (GuD) bei bis zu 0,098 Euro/kWh.

Photovoltaik und Wind: Ausblick und Prognose 2030
Nach Auswertung und Vergleich aller Daten geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer ISE folgenden Ausblick: »Bis 2030 werden die Stromgestehungskosten für Photovoltaik auf 0,06 bis 0,09 Euro/kWh sinken. Damit können selbst kleine dachinstallierte PV-Anlagen mit Onshore-Wind und den gestiegenen Stromgestehungskosten von Braunkohle-, Steinkohle- und GuD-Kraftwerken konkurrieren«, so Prof. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. Onshore-Windenergieanlagen werden ihre Stromgestehungskosten gegenüber konventionellen Kraftwerken ebenfalls reduzieren und spätestens 2020 mit Braunkohle vergleichbar sein, da die Volllaststunden der konventionellen Kraftwerke im Zuge der Energiewende absinken werden und die CO2-Zertifikatspreise ansteigen könnten. Im Vergleich der erneuerbaren Energien untereinander zeigt sich, dass die Kosten von PV und Onshore-Windanlagen zukünftig auf dem gleichen Level deutlich unter 0,10 Euro/kWh liegen. Das Rennen um die Kostenführerschaft werden diese beiden Technologien damit klar gewinnen. Offshore-Windanlagen haben zwar höhere Kosten, aber gleichzeitig den Vorteil höherer Vollaststunden. Den höheren Kosten bei Biomasseanlagen steht ihre Regelbarkeit gegenüber.

Weitere Informationen:

http://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen-pdf-dateien/studien-und-konzeptpapiere/studie-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien.pdf

– Studie: Stromgestehungskosten erneuerbare Energien [PDF 4.9 MB]

http://www.ise.fraunhofer.de
– Webseite des Fraunhofer ISE
http://www.ise.fraunhofer.de/de/daten-zu-erneuerbaren-energien
– Daten zu Erneuerbaren Energien

Media Contact

Karin Schneider Fraunhofer-Institut

Weitere Informationen:

http://www.ise.fraunhofer.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Physiker Professor Simon Stellmer von der Universität Bonn beim Justieren eines Lasers, der für Präzisionsmessungen eingesetzt wird.

Simon Stellmers GyroRevolutionPlus erhält ERC-Zuschuss von 150 000 € für Katastrophenwarnungen

Europäischer Forschungsrat fördert Innovation aus der Physik an der Uni Bonn „Mit GyroRevolutionPlus verbessern wir die Messgenauigkeit von Ringlaserkreiseln, sogenannten Gyroskopen, mit denen wir langsame und tiefliegende Erdrotationen oder auch…

Unterschiedlich regulierte kleine RNAs aus Blut oder Haut sind mögliche Biomarker, die in Zukunft helfen könnten, Fibromyalgie schneller und besser zu diagnostizieren und damit unter anderem die Stigmatisierung abzubauen.

Objektive Diagnose von Fibromyalgie: Neue Innovationen Erklärt

Prof. Dr. Nurcan Üçeyler und Dr. Christoph Erbacher von der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Fibromyalgie-Syndrom (FMS) in der Fachzeitschrift Pain veröffentlicht. Sie fanden…

Links: EHT-Bilder von M87* aus den Beobachtungskampagnen 2018 und 2017. Mitte: Beispielbilder aus einer generalrelativistischen magnetohydrodynamischen (GRMHD) Simulation zu zwei verschiedenen Zeiten. Rechts: Dieselben Simulations-Schnappschüsse, unscharf gemacht, um der Beobachtungsauflösung des EHT zu entsprechen.

Die neueste M87-Studie des EHT bestätigt die Drehrichtung des Schwarzen Lochs

Erster Schritt auf dem Weg zu einem Video vom Schwarzen Loch FRANKFURT. Sechs Jahre nach der historischen Veröffentlichung des ersten Bildes eines Schwarzen Lochs stellt die Event Horizon Telescope (EHT)…