Katheterverfahren statt Operation am offenen Herzen

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wird jetzt eine innovative Methode der Herzklappenreparatur praktiziert: Menschen mit sehr undichten Mitralklappen müssen nicht mehr am offenen Herzen operiert, sondern können minimal-invasiv durch die Leiste mit einem Katheterverfahren behandelt werden. Bisher wurden an der MHH zehn Patienten auf diese Weise therapiert.

Bei gesunden Menschen wird mit jedem Herzschlag das sauerstoffreiche Blut der linken Herzhauptkammer durch die Hauptschlagader an die verschiedenen Organe gepumpt. Dafür sorgen funktionstüchtige Herzklappen wie die sogenannte Mitralklappe. Ist die Mitralklappe undicht, kann während des Herzschlags Blut aus der Herzhauptkammer zurück in die linke Vorkammer und damit in die Lunge fließen. Dort staut sich das Blut und führt unter Belastung oder bereits im Ruhezustand zu Atemnot. Bei der herkömmlichen Operationsmethode am offenen Herzen wird die Herzklappe entweder repariert oder durch eine Prothese ersetzt. Seit kurzem lässt sich die Mitralklappe aber auch durch ein Katheterverfahren, dass der Kardiologe durchführt, reparieren. Hierbei werden die beiden schlecht schließenden Klappensegel der Mitralklappe durch einen Metallclip so aneinander geheftet, dass die Klappe wieder dicht schließt und während des Herzschlags kein Blut mehr in die Lunge zurückfließen kann. Die Therapie wird wie bei einem Herzkatheter durch die Gefäße der Leiste vollzogen. Die optimale Position des Clips wird durch Ultraschall von der Speiseröhre aus überwacht. Der Eingriff dauert eineinhalb bis zwei Stunden, die Patienten müssen zwischen zwei und vier Tage im Krankenhaus bleiben.

Bislang sind mit dieser Methode weltweit rund 1.500 Menschen behandelt worden. „In einer großen internationalen Studie wurde an 279 Patienten gezeigt, dass nach zwölf Monaten der klinische Nutzen dieses sogenannten Mitral-Clips genauso groß ist wie bei einer herzchirurgischen Mitralklappenoperation bei geringerer Komplikationsrate“, sagt Privatdozent Dr. Arnd Schaefer, leitender Oberarzt an der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Langzeitergebnisse über zwölf Monate hinaus seien natürlich noch abzuwarten. Derzeit bietet die Klinik das neue Verfahren Menschen an, die wegen anderer begleitender gesundheitlicher Probleme nicht für eine Operation in Frage kommen. „Bei allen Patienten, die wir bisher mit der neuen Methode behandelt haben, konnte die zuvor schwere Mitralklappenundichtigkeit auf eine allenfalls leichte Undichte reduziert und die Beschwerden deutlich verringert werden“, erklärt Professor Dr. Gunnar Klein, Oberarzt an der Klink für Kardiologie und Angiologie. Die beiden Mediziner sind froh, nun auch Risiko-Patienten eine Behandlungsmöglichkeit anbieten und ihre Atemnot lindern zu können.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Privatdozent Dr. Arnd Schaefer, MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie, Telefon (0511) 532-6628, E-Mail schaefer.arnd@mh-hannover.de oder Professor Dr. Gunnar Klein, MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie, Telefon (0511) 532-3565, E-Mail klein.gunnar@mh-hannover.de

Media Contact

Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Robotisch assistiertes Laserverfahren soll OP-Risiken minimieren

Eine Spinalkanalstenose – eine knöcherne Verengung des Wirbelkanals – kann für Betroffene zur Qual werden. Drückt sie auf das Rückenmark, drohen ihnen chronische Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Häufig hilft dann nur…

Verbesserte Materialien für die Verbindungen von Mikrochips

Leistungsfähiger, stromsparender, komplexer – Hersteller von modernen Microchips sehen sich stetig neuen Herausforderungen gegenüber, auch in Bezug auf die dort notwendigen elektrischen Verbindungen. Das Fraunhofer IPMS und BASF widmen sich…

Inspiriert von der Natur: Biophysiker aus dem Projekt InCamS@BI entwickelt neuartige Mikroplastikfilter im Labor

Heutzutage ist es überall zu finden: Mikroplastik. Es wird insbesondere durch die Luft und durchs Wasser in die entlegensten Winkel der Erde transportiert. Eine der großen Fragen lautet: Wie können…