CO2: Krise brachte weniger Erholung als erhofft
Die Ausstöße des Treibhausgases CO2 sind im Krisenjahr 2009 gesunken – allerdings weit weniger als erwartet. Das berichtet eine internationale Forschergruppe vom Projekt „Carbon Budget“ in der Zeitschrift „Nature Geoscience“.
„Die Werte von 2009 sind im Vergleich zum Rekordjahr 2008 so, als hätte die Menschheit ab dem 27. Dezember kein CO2 mehr in die Atmosphäre geschickt. Der Rückgang ist dennoch weit geringer ausgefallen als wir vor einem Jahr erwartet haben“, erklärt Studienleiter Pierre Friedlingstein von der Universität Exeter gegenüber pressetext.
Schwellenländer machen Einsparungen wett
Konkret hat die Menschheit im Vorjahr 30,8 Mrd. Tonnen Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen, berichten die Wissenschaftler, die sich dabei auf Statistiken der UN-Mitgliedsländer sowie auf Zahlen von British Petrol stützen. Das sind 453 Mio. Tonnen oder 1,3 Prozent weniger als 2008. In den USA und Westeuropa betrug der Rückgang rund sieben Prozent, in Japan sogar zwölf. Allerdings stiegen die Emissionen in vielen Schwellenländern weiterhin unvermindert an – etwa in China um acht Prozent oder in Indien um 6,2 Prozent. Von der früheren Prognose einer Globalreduktion um drei Prozent blieb dadurch nicht viel über.
„Dass wir uns früher derart verschätzt haben, geht vor allem auf die regional sehr unterschiedliche Ausprägung der Krise zurück“, so Friedlingstein. Während das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland, England oder den USA deutlich gesunken ist, stieg es etwa in China fast ungebremst weiter an. „Wie in den vergangenen Jahrzehnten hängt das BIP auch heute noch sehr eng mit dem CO2-Ausstoß zusammen“, erklärt der Forscher. Ein zweiter Grund ist jedoch auch ein verzögerter Rückgang der Kohlenstoff-Intensität des weltweiten BIP. Beträgt dieser im langjährigen Schnitt 1,7 Prozent, wurde 2009 nur 0,7 Prozent erreicht. Friedlingstein dazu: „Wir werden grüner, jedoch nur sehr langsam.“
Nach der Krise ist vor der Krise
Das laufende Jahr 2010 steuert auf einen neuen historischen Höchstwert an CO2-Emissionen zu. Entwickelt sich die Wirtschaft bis Jahresende weiter so wie prognostiziert, steigen die Ausstöße aus fossilen Brennstoffen um über drei Prozent. „Erstmals seit der Ölkrise 1972/73 gab es im Vorjahr einen Rückgang der Emissionen, was grundsätzlich erfreulich ist. Alles deutet jedoch darauf hin, dass sich der Trend von 2000 bis 2008 auch im laufenden Jahr fortsetzt“, erklärt der Studienleiter. Positiv verbucht er allerdings, dass in gemäßigten Zonen die CO2-Bindung durch Aufforstung erstmals die Emissionen durch Abholzungen übersteigt.
Abstract unter http://www.nature.com/ngeo/journal/vaop/ncurrent/full/ngeo1022.html
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