Studie belegt: Nebenjobs bei Ingenieur-Studierenden keine Ausnahme

Überwiegend arbeiten sie in fachnahen Bereichen und nutzen diese Nebentätigkeit gezielt als Einstieg ins spätere Berufsleben. Dies müsse bei der Umsetzung der B.A. bzw. Master-Studiengänge berücksichtigt werden, bei der nach wie vor von Vollzeitstudierenden ausgegangen würde. Dies ergab eine Studie, die die Universität Dortmund gemeinsam mit der TU Berlin erarbeitet hat.

Demnach jobben 74% der befragten Studierenden neben dem Studium, ein Großteil von ihnen bereits seit Studienbeginn. Die meisten der Studierenden (85%) arbeiten in der Vorlesungszeit. Mit steigendem Fachsemester tritt das Studium in den Hintergrund, und andere Betätigungen (vor allem das Jobben) treten in den Vordergrund – d.h. die älteren Studierenden arbeiten mehr als die jüngeren. Im Durchschnitt arbeiten die Studierenden ca. 14 Stunden in der Woche, die meisten von ihnen zwischen neun und 16 Stunden in der Woche, 64 % jobben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten! Dabei rechnet fast die Hälfte der Befragten damit, dass sich ihr Studium durch das Jobben um ein bis vier Semester verlängert.

Die Zahlen jobbender bzw. fachnah jobbender Studierender stimmen gut überein mit denen der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, so die Studie. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass ihre Ergebnisse nicht nur auf die untersuchten Studiengänge zutreffen, sondern auch auf andere ingenieurwissenschaftliche bzw. auf viele andere Studiengänge. Das Bild vom Vollzeitstudierenden sei mit der heutigen Studienrealität nicht mehr zu vereinbaren, wenn rund die Hälfte aller Studierenden schon während des Studiums halbtags jobbt. Auf diese Weise werde der Übergang in den Beruf „fließend“ vollzogen. Die Forscher gehen davon aus, dass die Einführung von Studiengebühren einen erheblichen Einfluss auf die Studiendauer hat und fordern, dieses bei der Gestaltung der Studiengänge zu berücksichtigen. Es sei nicht davon auszugehen, dass sich die finanzielle Situation der Studierenden in der nächsten Zukunft verbessern werde.

Die Mehrheit der Befragten erleben den Nebenjob dennoch als eine „Investition in die Zukunft“, da der Bezug zum Studium den Erwerb von Qualifikationen ermögliche, die sie in ihrem späteren Beruf gut gebrauchen können. Außerdem könne man seine Sozial- und Methodenkompetenz im Job besser ausbilden als im Studium.

Die Untersuchung wurde durchgeführt von Prof. Sigrid Metz-Goeckel (Leitung), Annette Klein und Petra Selent von der Uni Dortmund sowie von Dr. Wolfgang Neef (Leitung) und Noara Kebir von der TU Berlin. Projektträger ist die Hans-Böckler-Stiftung. Eingebunden waren die klassischen Ingenieurstudiengänge Bauingenieurwesen, Informatik, Maschinenbau an der RWTH Aachen, der TU Berlin und der Universität Dortmund. Befragt wurden 4.182 Studierende, von denen jeder fünfte antwortete.

Weitere Informationen:
Petra Selent Ruf: (0231) 755-2995
Hochschuldidaktisches Zentrum (HDZ)
der Universität Dortmund

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Ole Lünnemann idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-dortmund.de/

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