Lärm: Risikobeurteilung und Regulation im Verkehrsbereich
Gestern, Mittwoch, hat die Europäische Akademie die Studie 'Leben mit Lärm? Risikobeurteilung und Regulation im Verkehrsbereich' in Buchform veröffentlicht. In der Studie geben die Autoren den Hinweis, dass die bislang gültigen Vorschriften zur Lärmregulierung nicht ausreichen und fordern die Minderung von Belästigungen im privaten Bereich sowie die Vermeidung lärmbedingter Leistungsstörungen in Schule und Beruf.
Anlass der Untersuchung ist die alltägliche Einwirkung von Lärm auf die Umgebung. Insbesondere stört der Verkehrslärm, der beispielsweise von Hauptstraßen, Autobahnen und Flughäfen ausgeht und große Teile der Bevölkerung belästigt. Verkehrslärm behindert dabei auch die Kommunikation und damit das menschliche Zusammenleben. Außerdem beeinträchtigt er die Lebensqualität und kann an Lärm-Brennpunkten zu erheblichen Leistungsstörungen führen. Nachgewiesen wurde sogar, dass Verkehrslärm ernste gesundheitliche Probleme hervorrufen können. „Die gesundheitliche Beeinträchtigung durch Lärm ist eine Multikausalität über Jahrzehnte. Durch Lärm können beispielsweise Konzentrationsschwäche, Einschlaf- und Durchschlafprobleme sowie bei Kindern Kommunikationsschwächen hervorgerufen werden“, so Michael Kloepfer, Mitautor der Studie, im Gespräch mit pressetext. Außerdem steigt durch ständige Lärmbelästigung der Blutdruck und damit auch das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, da der Kreislauf messbar beeinflusst wird.
Ziel der Autoren der Studie ist es, die Forderungen in eine 'umweltgerechte' Mobilität einzubetten. Dazu gehören die Gleichbehandlung aller Verkehrsträger und insbesondere die Verankerung von Ruhe als schützenswertes Rechtsgut. Dies könnte durch die Sicherung und Schaffung geeigneter Rückzugsräume und die Entschärfung von Lärm-Brennpunkten erreicht werden. Möglich wäre dies beispielsweise mit örtlich begrenzten Lärmkontingenten oder lärmabhängiger Anreize zur Verhaltensänderung. So könnte ein sogenannter 'Lärm-TÜV' die Lärmgrenzwerte bei der Zulassung von Fahrzeugen und Reifen sicherstellen. Als einen guten Fortschritt sieht Kloepfer die kürzlich von der Europäischen Kommission neu herausgegebenen Umgebungsrichtlinien 2006, die besagen, dass die Gesamtlärmsituation festgehalten wird und nicht nur bestimmte Gebiete im Fokus stehen.
Die Studie ist das Ergebnis eines zweieinhalbjährigen Forschungsprojekts mit dem Ziel, Lärm-Akteuren, Politikern und Betroffenen Empfehlungen für den Umgang mit der Lärmproblematik zu geben. Dabei fordern die Autoren in der Studie sich zukünftig mehr auf die wissenschaftlich abgesicherten Lärmwirkungen zu konzentrieren. Es gebe technische Verbesserungsmöglichkeiten wie Flüsterreifen, -asphalt, Trassenpreise, abgestufte Grenzwertregelungen, eine Flottenmodernisierungspolitik im Schienen- und Luftverkehr sowie planungswissenschaftliche Möglichkeiten, erläutert Kloepfer. Ein Flüsterjet würde zu einer Lärmminderung von zwölf Dezibel führen, dies ist eine extreme Reduzierung des wahrgenommenen Lärms. Außerdem sollten Umweltbelastungen und stark Lärmgefährdete wie Kinder, Alte und Kranke voneinander getrennt werde, indem man beispielsweise Kindergärten nicht in der Nähe von Lärmumgebungen baut, erklärt Kloepfer. Mit den Studienergebnissen wollen die Autoren zusätzlich deutlich machen, dass die bislang gültigen Vorschriften zur Lärmregulierung nicht ausreichen und warnen vor sinkender Lärmtoleranz.
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