Abstoßung transplantierter Hornhäute vermeiden
Bluttests könnten zukünftig vorhersagen, wie das Auge auf eine Spenderhornhaut reagiert. Den Nutzen solcher Tests für die Hornhauttransplantation untersuchen Forscher der Universitäts-Augenklinik Freiburg jetzt in einer deutschlandweiten Studie.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) befürwortet dies insbesondere mit dem Ziel, Patienten dauerhaft ihr Augenlicht zu bewahren und ihnen weitere Operationen zu ersparen.
Erkrankungen der Hornhaut des Auges gehören zu den häufigsten Ursachen von Erblindung. Weltweit geht jeder vierte Verlust des Augenlichts auf eine getrübte Hornhaut zurück. „Eine Transplantation ist in vielen Fällen die einzige Möglichkeit das Sehvermögen der Betroffenen zu erhalten“, sagt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG in Frankfurt.
Ärzte nutzen deshalb schon seit mehr als 100 Jahren das Verfahren der Hornhautübertragung: Sie trennen die gesunde Hornhaut aus dem Auge eines Organspenders heraus und setzen sie einem Patienten mit einer kranken Hornhaut ein. Da diese vorderste Schicht des Auges frei von Blutgefäßen ist, stößt der Körper das fremde Gewebe zwar seltener ab als etwa eine transplantierte Niere. Innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Transplantation geschieht dies dennoch bei etwa einem Fünftel der Patienten: Die Hornhaut trübt sich, eine weitere Operation wird notwendig.
Vor einer Nierentransplantation führen Ärzte Tests durch, die zeigen, ob das Immunsystem des Empfängers das neue Organ abstößt. „Es gibt Hinweise darauf, dass sich auch bei der Hornhauttransplantation das Risiko einer Abstoßung durch gezielte Auswahl des Spenders minimieren lässt“, sagt Professor Dr. med. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Freiburg. Doch trotz vieler aussagekräftiger Studien werde weltweit immer noch diskutiert, ob die Verwendung getesteter Transplantate das Abstoßungsrisiko tatsächlich senkt, erläutert Reinhard.
Die Universitäts-Augenklinik Freiburg startet deshalb jetzt die FANCY Studie. FANCY steht dabei für „Functional Antigen Matching in Keratoplasty and the role of HLA Antibody formation“. An mehr als 700 Patienten vergleichen Ärzte den Einsatz beliebiger Spender-Hornhäute mit jenen, die sich im so genannten Humanen-Leukozyten-Antigen (HLA)-Test als passend zum Gewebe des Empfängers erweisen. Mit Hilfe eines eigens entwickelten Computerprogramms werten sie dafür tausende Gensequenzen aus. Bleiben die Abweichungen zwischen Spender und Empfänger unter einem bestimmten Wert, eignet sich die Hornhaut für die Transplantation. „Bewährt sich dieses Verfahren an einer so großen Gruppe, erhöht dies Erfolg und Sicherheit von Hornhauttransplantationen und erspart vielen Patienten unnötige Folgeoperationen“, sagt Professor Ohrloff.
Die Universitäts-Augenklinik Freiburg führt die Studie unter der Leitung von Privatdozent Dr. med. Daniel Böhringer zusammen mit dem Zentrum für klinische Studien und dem Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik durch. Deutschlandweit nehmen 13 große Zentren für Hornhauttransplantation daran Teil. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das auf vier Jahre angelegte Projekt mit annähernd zwei Millionen Euro.
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