Tagebuch einer Forschungsmission im Internet
Der Countdown läuft: In etwa zwei Monaten hebt das Sonnenobservatorium SUNRISE von der europäischen Weltraumbasis ESRANGE im nordschwedischen Kiruna ab.
Getragen von einem riesigen Helium-Ballon wird SUNRISE die Sonne aus einer Höhe von etwa 37 Kilometern beobachten – und so einen einzigartigen Blick auf unser Zentralgestirn genießen. In den nächsten Wochen bereiten Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) SUNRISE in Kiruna auf den großen Moment vor.
Diese letzte und spannendste Phase der Mission begleitet das MPS mit einem Internet-Tagebuch. In regelmäßigen Abständen finden sich unter www.mps.mpg.de/projects/sunrise/scienceblog/ Hintergrundinformationen zur Mission sowie O-Töne der Wissenschaftler vor Ort.
Der wichtigste Tag für die Mission SUNRISE ist der 1. Juni. An diesem Tag sind der Ballon und die Gondel mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten startklar. Sobald die Wetterbedingungen in Kiruna es zulassen, geht das Sonnenobservatorium dann auf die Reise. Der riesige Ballon, der sich in der oberen Erdatmosphäre auf einen Durchmesser von etwa 130 Metern aufbläht, trägt seine Last von fast drei Tonnen bis auf eine Höhe von etwa 37 Kilometern.
Dort angekommen erfassen die Polarwinde Ballon und Gondel und treiben sie nach Westen um den Nordpol herum. Auf seinem gesamten Weg über den Nordatlantik, über Grönland und Kanada behält die mobile Forschungseinrichtung die Sonne fest im Visier. Nach etwa vier- bis fünftägigem Flug geht SUNRISE dann im Norden Kanadas an einem Fallschirm sanft zu Boden.
„Die Mission ist nicht nur wegen des Ballons etwas Besonderes“, erklärt Projektleiter Dr. Peter Barthol vom MPS. SUNRISE wird die Oberfläche der Sonne mit einer Genauigkeit betrachten, die weder ein bodengebundenes Teleskop noch eine Raumsonde bisher erreicht hat. So wird es erstmals möglich sein, Strukturen von 35 Kilometern Größe sichtbar machen. Für diesen speziellen Blick auf die Sonne trägt SUNRISE mehrere wissenschaftliche Instrumente an Bord: ein riesiges Teleskop, dessen Spiegel einen Meter im Durchmesser misst, sowie die Instrumente IMaX und SUFI, die die Magnetfelder der Sonne erforschen werden. Die Mission steht unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnen-systemforschung.
Bis es ernst wird, haben die Wissenschaftler noch viel zu tun. In den vergangenen Wochen haben die Forscher ihre Instrumente am MPS im niedersächsischen Katlenburg-Lindau mit dem Teleskop verbunden, kalibriert und getestet. Danach wurde SUNRISE in Stücke zerlegt, in Lastwagen verpackt und auf die Reise nach Nordschweden geschickt. Dort erwecken die Forscher das Sonnenobservatorium nun wieder zum Leben und bereiten es auf den Start vor.
Die Vorbereitungen der nächsten Wochen in Kiruna begleitet das MPS in einem Internet-Tagebuch. Die Wissenschaftler, die vor Ort in Kiruna arbeiten, berichten dort regelmäßig über ihre Fortschritte. Ergänzt werden diese O-Töne durch Hintergrundinformationen zur Mission. Dabei soll etwa geklärt werden, welche Rätsel die Magnetfelder der Sonne Forschern noch immer aufgeben, wie die einzelnen Instrumente von SUNRISE funktionieren und welche besonderen Herausforderungen der luftige Standort am Ballon mit sich bringt. Auch über den Start von SUNRISE und die anschließende Bergung in Kanada wird das Internet-Tagebuch informieren.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie
Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.
Neueste Beiträge

Seltene Zelltypen sichtbar machen
Forscher:innen entwickeln neue Methode. Der Mensch besitzt mehr als 30 Billionen Zellen. Forschungsansätze zur Aufklärung von menschlichen Krankheiten oder Entwicklungsprozessen basierend auf der Analyse von Einzelnen-Zellen waren aufgrund der unzählbaren…

Wärmepumpe: Kompressoren für hohe Temperaturen
Industrielle Prozesswärme nachhaltig bereitzustellen, bleibt eine Herausforderung. Papierfabriken, Chemieparks oder Nahrungsmittelverarbeiter benötigen eine Prozesswärme bei Temperaturen bis zu 200 Grad Celsius und sind bislang von fossilen Brennstoffen abhängig. Gleichzeitig fällt…

Schneller Lichtpuls triggert den Ladungstransfer ins Wasser
Mit einer neuen Technik konnten Forschende live beobachten, was in der ersten Pikosekunde passiert, wenn ein Proton sich nach Lichteinstrahlung von einem Farbstoff löst. In bestimmten Molekülen, den sogenannten Fotosäuren,…