Größtes Weltraumteleskop Herschel vor dem Start
Mit an Bord ist auch „Intelligenz“ aus Wien: Beim Messinstrument PACS sorgt ein Datenreduktionssytem dafür, dass aus der enormen Datenflut nur forschungsrelevante Daten herausfiltert und anschließend auf die 1,5 Millionen Kilometer weite Reise zurück zur Erde geschickt werden.
Projektleiter Franz Kerschbaum vom Institut für Astronomie der Universität Wien erhoffen sich von diesen Messungen Aufschlüsse über das Ende von sonnenähnlichen Sternen und über Staub und Gase in benachbarten Milchstraßen.
Der Start von Herschel – mit seinem 3,5 Meter Spiegeldurchmesser das größte Weltraumteleskop – ist eine Großmission der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Das Teleskop wurde nach Sir William Herschel benannt, der vor mehr als 200 Jahren die Infrarot- oder Wärmestrahlung unserer Sonne bei Prismenexperimenten entdeckte. Das Weltraumteleskop soll abbildende Photometrie und Spektroskopie mit nie zuvor erreichter Genauigkeit und Sensitivität im „Fernen Infraroten Bereich“ – zwischen 60 µm und knapp 700 µm Wellenlänge – liefern.
Einzigartiger Beobachtungsplatz
Von seinem einzigartigen Beobachtungsplatz aus wird Herschel mit seinen drei wissenschaftlichen Messinstrumenten PACS (Photodetector Array Camera & Spectrometer), SPIRE (Spectral and Photometric Imaging Receiver) und HIFI (Heterodyne Instrument for the Far-Infrared) das kalte Universum beobachten. Ob staubverhüllte Phasen im Leben der Sterne oder rotverschobene Galaxien im noch jungen Universum – Herschel wird für weite Bereiche der Astronomie ein neues Fenster in einem noch kaum erschlossenen Energiebereich öffnen.
High-Tech-Daten-Kompression für Herschel kommt aus Wien
Die österreichische Beteiligung am Herschel-PACS-Instrument wird vom Institut für Astronomie der Universität Wien geleitet und in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien und Joanneum Research Graz im Rahmen eines Europäischen Konsortiums durchgeführt. Herschel-PACS ist die erste wissenschaftlich-technische Beteiligung des Instituts für Astronomie der Universität Wien an einer großen ESA-Mission. Das unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik in Garching bei München entwickelte Kamera- und Spektrometer-Instrument für den „Fernen Infraroten Bereich“ setzt neuartige Detektorsysteme ein und erzeugt im Vergleich zu früheren Missionen enorme Datenmengen. Dies, verbunden mit der großen Entfernung von Herschel (1,5 Millionen Kilometer statt knapp 600 Kilometer beim Hubble-Teleskop) zur Erde, führt zu einem Engpass in der wissenschaftlichen Datenübertragung vom Satelliten zur Bodenstation. Genau dieses Problems nimmt sich das Österreichische Projekt „On-board Data Reduction and Compression“ an.
Institut für Astronomie plant Forschungsprojekte mit Daten von Herschel-Mission
Herschel bietet als flexible Sternwarte im All vielfältige Forschungsmöglichkeiten. Das Institut für Astronomie ist an zwei „Key Programmes“ beteiligt und hat so bevorzugten Zugang zu Herschel-Messungen: Ein Forschungsschwerpunkt widmet sich der Zukunft von sonnenähnlichen Sternen. Diese verlieren am Ende ihres Lebens den Großteil ihrer Materie und reichern damit das interstellare Medium mit schwereren chemischen Elementen an – eine Voraussetzung für die Entstehung von Planeten und in weiterer Folge des Lebens. Das zweite Projekt untersucht Gas und Staub in nahen Galaxien. Solche Studien erlauben auch Rückschlüsse auf die Vorgänge in unserer eigenen Milchstraße oder in fernen unaufgelösten Galaxien.
Die österreichische Beteiligung an Herschel-PACS wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, dem Österreichischen Weltraumprogramm der Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG-ASAP), dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und dem FWF unterstützt.
Kontakt:
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Kerschbaum
Institut für Astronomie
Universität Wien
T +43-1-4277-518 56
M +43-664-602 77-518 56
franz.kerschbaum@univie.ac.at
Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
alexandra.frey@univie.ac.at
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